Oldenburger STACHEL Ausgabe 7/00      Seite 5
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

F.O.R.T. (Frauen üben Radikale Therapie)

- Eine selbstorganisierte Frauengruppe, die Frauen dabei unterstützen kann, das für sich zu bekommen, was sie brauchen

Schon als ich vor einem Dreiviertel Jahr nach Oldenburg gekommen bin, habe ich Anschluß an eine F.O.R.T.-Gruppe gesucht, doch bin ich mit meiner Suche leider nicht sehr weit vorgedrungen. Um so mehr habe ich mich gefreut, als ich neulich zufällig auf eine Anzeige gestoßen bin, über die Frauen für die Gründung einer neuen F.O.R.T.-Gruppe gesucht wurden, und habe gleich Kontakt aufgenommen.

Was ist nun eigentlich F.O.R.T.? So eindeutig läßt es sich nicht beschreiben, da ich mir auch habe sagen lassen, daß es für jede Frau etwas Anderes bedeutet, und es eigentlich besser sei, sich mündlich von einer F.O.R.T.-erfahrenen Frau davon erzählen zu lassen! Deshalb will ich hier auch nur kurz umreißen, was ich von F.O.R.T. weiß und gebe am Schluß die Telefonnummer einer Frau aus einer bestehenden Oldenburger F.O.R.T.-Gruppe für eine tiefergehendere Information an.

Gehört habe ich davon schon auf unterschiedlichen Wegen, während meines Freiwilligen Ökologischen Jahres, als ich Leute aus der (Jugend-)Umweltbewegung kennengelernt habe, die mit F.O.R.T. bzw. M.R.T. (entsprechend für Männer) Erfahrungen haben, und bei einem Workshop auf dem letzten Wendland-Sommercamp.

F.O.R.T. läßt sich vielleicht beschreiben als eine feste Frauengruppe, die sich regelmäßig (einmal die Woche) trifft und in der sowohl Raum für die Auseinandersetzung mit ganz persönlichen Themen ist, als auch die Wahrnehmung und Bearbeitung von Vorgängen und Beziehungen innerhalb der Gruppe geübt wird. Es wird die Möglichkeit gegeben, an eigene Gefühle heranzukommen, frau unterstützt sich gegenseitig, um eigene Lösungen zu finden. Bei der Arbeitszeit für eigene Themen kann jede Frau selbst bestimmen, was und wieviel sie bearbeiten möchte und auf welche Weise. Besonders gut hat mir an dem, was ich gehört habe, gefallen, daß es eine bestimmte Struktur und eine "Ritualisierung" im Ablauf der Treffen gibt. Damit meine ich, daß zum Beispiel in "Runden" gesprochen wird, wo der Reihe nach jede Frau zu Wort kommt, ohne von anderen unterbrochen zu werden, daß mit Rücksicht auf die anderen auf die Zeit geachtet wird, so daß jede Frau gleich viel Raum und die Chance auf Redezeit bekommt, und daß auf jedem Treffen auch über gute Neuigkeiten und darüber, wie frau die übrigen Gruppenmitglieder wahrnimmt, geredet wird. Aber es wird nicht nur geredet, zur Auflockerung kann es auch Spiele oder Körperübungen geben. Die Treffen sind für gewöhnlich abends und dauern ungefähr drei Stunden, jeweils zwei Frauen aus der Gruppe machen die Vorbereitung.

Die Form einer F.O.R.T-Gruppe unterscheidet sich vielleicht von anderen Gesprächs- oder Selbsthilfegruppen in der Hinsicht, daß sie verbindlicher ist. Um eine Art geschützten Rahmen zu bieten, müssen die Frauen damit einverstanden sein, ein Jahr lang in der Gruppe zu bleiben. Das hat mich zunächst etwas abgeschreckt, aber ich verstehe, daß damit sichergestellt werden soll, daß Frauen, die für sie wichtige Themen in Angriff genommen haben, nicht plötzlich allein dastehen, weil die Gruppe abbröckelt und sich auflöst. Genauso können aber auch Frauen nicht einfach zu einer bestehenden F.O.R.T.-Gruppe dazustoßen, denn für den Gruppenprozeß und ein Einspielen aufeinander ist Beständigkeit wichtig. Die einzige Chance, in eine F.O.R.T.-Gruppe zu kommen, ist also, sich mit anderen Frauen zusammenzutun und selbst eine zu gründen. Und das ist der Punkt, wo die Frauen, die die Anzeige aufgegeben haben, und ich gerade stehen. Bis jetzt sind wir erst fünf Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen, in einer Altersspanne von 21 bis 46 Jahren und mit eher vagen Vorkenntnissen zu F.O.R.T., und wir suchen noch weitere Frauen, die Interesse daran haben. Ich glaube, 10 bis 12 Frauen reichen aus, um eine neue Gruppe zu starten. Dies sieht dann so aus, daß nach einem allgemeinen Infotreffen zu F.O.R.T. zwei intensive Einführungswochenenden von Frauen aus bestehenden F.O.R.T.-Zusammenhängen gegeben werden, bei denen die Strukturen und Spielregeln gelernt und eingeübt werden. Danach trifft sich die Gruppe dann selbständig weiter, erst nach einer Weile nehmen sie wieder Kontakt auf für ein gegenseitiges Feedback.

Ich merke gerade, daß ich doch ganz schön ins Erklären geraten bin, und ich hoffe, daß ich nichts falsch wiedergegeben habe. Wer erst einmal noch mehr über F.O.R.T. erfahren möchte, kann Dagmar (unter Tel. 0441-13683) anrufen, die in einer seit etwa einem halben Jahr in Oldenburg bestehenden F.O.R.T.-Gruppe ist. Frauen, die Interesse haben, bei der neuen Gruppe mitzumachen, können sich bei Brigitte melden (Tel. 0441-591622) oder bei unserem nächsten offenen Treffen am 20.07.2000 um 20.00 Uhr im "Chianti" (FußgängerInnenzone OL, Achternstr. 40) vorbeischauen!

Regina Terhaerst


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