Oldenburger STACHEL Ausgabe 1/01      Seite 14
 
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Mit SMS Zeit sparen

Am Handy scheiden sich die Geister. Top oder Hop? Den einen strahlt der Mobilfunk zu stark. Die anderen empfinden das Gebimmel als störend. Doch sollten nicht die positiven Momente Erwähnung finden? In Zeiten der Hektik finden durch die Handys immer mehr Menschen zur Muße und zu den Ursprüngen zurück. Jetzt folgt ein kleiner Exkurs zur Geschichte von SMS - dem short message service. Das Morsen und das

Morsealphabet

Das Morsealphabet wurde in seiner ersten Fassung 1832 von Samuel F. B. Morse entwickelt, nachdem dieser auf einer Schiffahrt von Europa nach Amerika die Idee gehabt hatte, einen auf Elektromagnetismus beruhenden Telegraphen zu bauen. In diesem Code, der aus Punkt, Strich und einer Lücke besteht, werden die Buchstaben durch verschieden lange Kombinationen aus Punkten und Strichen dargestellt; getrennt werden die Zeichen durch eine Lücke. Damit die Übertragungszeiten nicht zu lang werden, zählte Morse in einer Druckerei die Häufigkeit der einzelnen zum Druck verwendeten Lettern, um so den häufigen Buchstaben kurze Codewörter, den seltenen lange Codewörter zuzuweisen. Später wurde der Code gerade in dieser Hinsicht noch einige Male überarbeitet und es entstanden verschiedene Variationen in Europa und den USA. Der Morsecode wurde zwar seit der Einführung des Sprechfunks immer mehr zurückgedrängt, wird aber immer noch verwendet und gehört auch heute noch zu jeder Funkerausbildung. Das wohl jedem bekannte Beispiel des internationalen Morsealphabetes dürfte das SOS-Signal ··· - - - ··· sein. Stefan Röhrich (1)

Technischer Fortschritt?

Wer sich ein Mobilfunkgerät ansieht, wird feststellen, daß die 26 Zeichen des Alphabets auf acht Tasten im Grundverhältnis eins zu drei verteilt sind. Manchmal gibt es auch ein Taste/Zeichenverhältnis von eins zu vier. Für diejenigen, die noch keine SMS versandt haben, sei hier kurz oder auch short erklärt: Ein Handy kann so geschaltet werden, daß die Drücke auf die Tasten nicht als Ziffer, sondern als Buchstaben einer Kurznachricht gespeichert werden. Da jedoch eventuell das "Z" als viertes Zeichen auf einer Taste erscheint, muß nun diese Taste - bei den meisten Geräten ist das die "9" - viermal gedrückt werden. Danach wird die Eingabe bestätigt und das "Z" ist gespeichert.

Auf den ersten Blick betrachtet, ist das morsen mit dem Telefon einfacher, da Herr Morse lediglich eine Taste für alle 26 Zeichen des Alphabets zur Verfügung hatte. Doch ein "E" z.B. war damit viel schneller zu senden. Kein Suchen nach der richtigen Taste - da gibts ja nur eine. Kurz gedrückt - das "E" ist drüben. Die heutigen FunktelefoniererInnen müssen zwei bis dreimal drücken und dann bestätigen. Da das "E" der am häufigsten benutzte Buchstabe ist, holt Herr Morse erheblich auf. Ob das Verhältnis nun bei ein zu zwei oder noch besser liegt, kann ich hier nicht abschließend klären.

Morse war schneller

Wer heutzutage im Bus oder Zug die Menschen beobachtet, die mit unterschiedlichen emotionalen Anzeichen an den kleinen Strahlerchen herumnesteln, wünscht sich leicht eine ebenso wirksame Beschäftigung, die den Umgang mit der unmittelbaren Realität vermeiden hilft. Wie Stefan Röhrich erläuterte, handelt es sich beim Morsen um ein ausgeklügeltes System, bei dem die Übertragungsgeschwindigkeit und die Zuverlässigkeit der Übermittlung im Vordergrund standen. Zugegeben, die Menschen mußten üben und lernen.

Heutzutage haben die tragbaren Telefone eine Anzeige, mit der die Eingabe kontrolliert werden kann. Eine solche Kontrollmöglichkeit ist ein klarer Vorteil gegenüber dem Morsen. Doch es ist wenig hilfreich, wenn diese Kontrolle bei jedem Zeichen auch benötigt wird. Meist ist die Anzeige so klein geraten, daß Menschen ohne Superscharfblick ausgeschlossen sind.

Gerade für Jugendliche taucht hier jedoch ein Problem auf. Wie aufgrund einer Studie der britischen Regierung bekannt wurde, ist die Strahlengefährdung durch Handys für Kinder und Jugendliche besonders hoch. Auch bei Empfangsbereitschaft sendet ein Handy ständig. Während mittels Headset - eine Kombination von Kopfhörer und Mikrophon - das Gerät beim Telefonieren vom Kopf weggehalten werden kann, was zumindest die thermische Wirkung etwas mindert, muß das Gerät beim Wählen und auch beim Programmieren der SMS dicht in die Nähe des Kopfes gehalten werden. Sicher ist es nicht ohne Grund, daß bei neueren Bedienungsanleitungen solcher Geräte empfohlen wird, mit dem im Betrieb befindlichen Gerät nicht die Haut zu berühren. Um die nichtthermischen Wirkungen der Handys in einen ungefährlichen Bereich zu reduzieren, sind die Arme der Menschen nicht lang genug.

Zurück zur nicht vorhandenen Bedienungsfreundlichkeit

Außerdem gibt es unterschiedliche Tastenbelegungen. Wenn das Modell gewechselt wird, ist evtl. umzulernen. Mit Rechnertechnik wird dieser Nachteil bei neueren Geräten etwas aufgefangen, da alle einmal eingetippten Worte zunächst gespeichert werden. Diese Technik geht davon aus, daß die NutzerInnen einen geringen Wortschatz haben und sich oft wiederholen. Wird ein Anfangsbuchstabe eingetippt, taucht gleich ein bereits im Speicher befindliches auf der Anzeige auf, das gegebenenfalls nur noch bestätigt werden muß.

Wer am Computer mal mit einem leider bekannten Schreibprogramm der Firma WinzigWeich bei eingeschalteter Online-Rechtschreibung versucht hat, ein Wort zu schreiben, das im Computer noch nicht gespeichert war, jedoch ein ähnliches in der Vorschlagsliste vorhanden war, weiß, wie "praktisch" diese "moderne" Technik ist - wenn es partout nicht möglich ist, einzutippen, was gewünscht. Zeit spart die Technik nicht. Aber viele Nerven, sie nicht zu verwenden. Aber warum sollten die Menschen im Bus oder Zug auch miteinander reden, wenn mensch auch funken kann?

Gerold Korbus

(1) http://www.schuelerakademie.de/kurse/krypto/morse.html

 

 
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