Oldenburger STACHEL Ausgabe 8/01      Seite 6
 
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Was heißt hier faul?

oder: Abgewimmelt beim Arbeitsamt

Karl Kraus ist den STACHEL-Leserinnen als "Kunde" des Arbeitsamtes bereits bekannt. Er war war wenige Tage vor den Ferien mal wieder dort. Karl schaut regelmäßig in die elektronische Stellenvermittlung. Da war nichts im "Angebot". Karl hat auch nichts Besonderes erwartet. Immerhin gab es in diesem Jahr bereits zwei Stellenangebote vom Arbeitsamt für ihn - das bedeutet eine glatte Verdoppelung der üblichen Rate. Bei der einen Stelle hatte jemand anders die Nase vorne - bei der anderen Firma werden vermutlich Bewerbungsunterlagen gesammelt. Obgleich die Stellenbeschreibung und sein Bewerbungsprofil in fast nichts übereinstimmen, sollte er die Unterlagen hinsenden. Zwei Monate danach gab es immer noch keine Antwort, trotz mehrfacher Nachfrage. Die Unterlagen sind bis heute nicht zurückgegeben worden. Darüber hatte Karl das Arbeitsamt schriftlich unterrichtet. Entsprechend kurz verlief der Termin beim Amt - halt die regelmäßige Meldung.

Ist das Schikane?

Kurz nach Ferienbeginn gibt es eine Vorladung zum Arbeitsamt. Der Termin liegt vierzehn Tage nach Ferienbeginn. Zwar ist den Medien zu entnehmen, daß die allgemeine Auftragslage - wie in den Ferien nicht anders zu erwarten - zurückgegangen ist, doch vielleicht geschehen ja Zeichen und Wunder. Doch es gibt keine Stelle. In knappen Worten wird abgefragt, wie die Bewerbungen auf die beiden Stellen gelaufen seien. Das ist zwar schon fast verjährt, doch warum nicht. Karl erklärt, was er bereits schriftlich dem Amt mitgeteilt hat.

Im Termin ist vor dem nächsten

Dann gibt es einen äußerst kurzen Wortwechsel, daß man sich ja mal Gedanken machen müßte, wie es mit der Arbeit weitergehen könne. Karl hat sich bereits Gedanken gemacht und trägt sie vor. Das wird abgeblockt: Heute habe man keine Zeit. In drei Monaten könne diesbezüglich ein Gespräch geführt werden. Nur ist das mitten im Herbst - dann wird es so gut wie unmöglich sein, eine Ausbildung zu beginnen und auch mit Arbeitsstellen wird es zu dem Zeitpunkt schlechter aussehen als jetzt. Sein Fazit: Das war eine reine Kontrollvorladung eines "Kunden", um zu prüfen, ob jemand ohne Mitteilung in den Urlaub gefahren ist.

Das ist "KundInnenpflege"?

Doch wovon sollte Karl den Urlaub finanzieren? Er ist seit zwanzig Jahren "Kunde" beim Arbeitsamt und in dieser Zeit nicht mehr in Urlaub gefahren. Allerdings hat er in dieser Zeit auch nicht erlebt, daß sich Menschen vom Arbeitsamt bemüht hätten, damit er zu einem Zeugnis kommt, mit dem Bewerbungen um eine Arbeitsstelle Erfolg versprechen würden. Stattdessen wurde eine von ihm selbst mit Vehemenz erfochtene Umschulung am letzten Tag vor Beginn derselben durch ein lapidares Fax abgesagt. Ein rechtsmittelfähiger Bescheid würde folgen. Das Fax kam Ende Juli ... 2000 (!) Bis heute - ein Jahr danach - liegt der rechtsmittelfähige Bescheid immer noch nicht vor.

Gerold Korbus

.5em Nachtrag: Das Gespräch mit dem Vermittler beim Arbeitsamt wurde in Anwesenheit von ZeugInnen geführt. Ein unmittelbar danach gefertigtes Gedächtnisprotokoll liegt der Redaktion vor. Und mit der Arbeitsmarktlage sieht es bereits jetzt schlechter aus. Doch warum auch hätte das Arbeitsamt die Initiative von Karl aufgreifen sollen...?

Bei Streß mit den Sozialbehörden gibt es Rat und Tat bei der ALSO, Kaiserstr. 19, 26122 Oldenburg, Tel.: 16313, Fax: 16394, http://www.also-zentrum.de, Emil: also@also-zentrum.de (siehe auch Anzeige in diesem STACHEL.)

 

 
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