Oldenburger STACHEL Ausgabe 10/01      Seite 14
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

"Zerstören, zermalmen, zerdrücken" - "Bigfoot"

Peinliches am europaweiten autofreien Tag

Mindestens gepennt hat die Firma real in Oldenburg. Sie schloß einen Mietvertrag mit einer Firma ab, deren Zweck im wesentlichen die Vernichtung von Wertstoffen ist. Bei der "Show" der "Bigfott" geht es darum, daß mit einem großen Trecker über Schrottfahrzeuge gefahren wird. Vernichtung ist angesagt und wurde auch lauthals proklamiert, als der Berichterstatter sich die Quälerei dieser "Show" antat.

Da wird dann nochmal mit Altautos geradezu gewalttätig herumgerast. Zur "Sicherheit" gab es knapp hüfthohe Absperrgitter, die vielleicht lieber nicht so bezeichnet werden sollten. Denn abgesehen vom unzureichenden Material: Was sollte abgesperrt werden, wo sich doch die einzige Bestuhlung VOR der Absperrung, also auf der Seite der Gefahr befand. Deshalb vermutlich saßen dort auch meistenteils die Kinder und Jugendlichen, die den weitaus größten Teil des kleinen Publikums stellten. Sollte es "niedlich" sein, daß auch ein dreijähriges Kind für den Auftritt mißbraucht wurde? Immerhin durfte der Steppke durch einen brennenden "Tigerreifen" rollen - mit einem Mini-Trecker.

Daß bei den "Feuerattraktionen" das brennende Benzin so früh gelöscht wurde, daß mit den verwendeten großen Wassermengen die unverbrannten Reste dieses Benzin einfach in die Oberflächenentwässerung entsorgt wurden, sei hier nur am Rande bemerkt. Denn schlimmer scheint mir, wie diese Darstellung von Raserei und Vernichtung auf die Herzen und Köpfe wirkt. So waren die wenigen ZuschauerInnen teilweise von weit her angereist. Rasant entfernte sich z.B. ein Bremer über den real-Parkplatz - ob da nicht in Wirklichkeit einer der Schausteller am Lenkrad saß? Nein, es war tatsächlich ein Zuschauer mit seinem Kind, das illegal auf dem vorderen Sitz saß. ...

Es bleibt die Frage, warum solches martialisches Gehabe von der Stadt Oldenburg zugelassen wird, insbesondere am europaweiten autofreien Tag, an dem sich ja auch die Stadtverwaltung beteiligt haben will. real hat immerhin den Vertrag mit den "Schaustellern" gekündigt, nachdem mehrere potentielle KundInnen dort telefonisch nachgefragt hatten. Mitteilungen an den amtierenden Oberbürgermeister blieben erfolglos, selbst der Hinweis, daß es sich nach der Vertragskündigung seitens real wohl um illegales Handeln auf dem real Gelände handele, da nunmehr eine öffentliche Anmeldung erforderlich gewesen wäre. Auch die Mitteilung an die Feuerwehr hinsichtlich des verschütteten Benzin brachte kein Ergebnis: Der dortige Mitarbeiter wußte bei dem Telefonat am Sonntag nichts von dem am Sonnabend erfolgten Hinweis. Von allen Seiten wurde Aktivität zugesagt. Bis heute gab es keine diesbezügliche Antwort.

Gerold Korbus

ps: "Bigfoot" ist keine neue Erscheinung, hoffentlich eher ein Auslaufmodell. Der STACHEL berichtete bereits in der Ausgabe 6/00: "Monströse Autostampfer-Show" - http://www.stachel.de/97.06/6auto.html

pps: Soll es eine Randbemerkung bleiben, daß Schrottis wie in diesem Fall die Firma Wiechmann einerseits Geld für die sachgerechte Beseitigung von Altautos einnehmen, und diese Altautos sich andererseits bei solchen martialischen "Shows" wiederfinden? Wäre es nicht richtig, die alten Karrossen in Einzelteile zu zerlegen, damit die brauchbaren Teile einer Weiterverwendung in anderen KFZ zugeführt werdn können?

 

 
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