Oldenburger STACHEL Ausgabe 2/02      Seite 1
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

"Kinder sind keine Soldaten"

Mittels Krieg sind heute weite Teile der Welt fest im Griff - nicht erst seit den Bomben auf Afghanistan. Krieg fungiert als Instrument zur Beseitigung sozialer, politischer, kultureller Krisen oder kultureller Differenzen. Oder auch als Werkzeug zur Durchsetzung hegemonialer Interessen. Die Staaten der Welt rüsten weiter auf. Die USA steigern ihren Haushalt für Verteidigung im nächsten Jahr um 48 Milliarden Dollar, die stärkste Erhöhung seit 1982 (FR 6.2.2002). Auch die Bundesrepublik Deutschland wird ihre Ausgaben für die Bundeswehr merklich erhöhen. Und die EU macht sich mit dem Gedanken vertraut, erstmals in ihrer Geschichte eine Militäraktion zu übernehmen (FR 6.2.2002). Der Krieg ist salonfähig geworden. Der Krieg ist nicht die "Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" (Clausewitz) - die Politik wird vielmehr abgelöst durch Krieg und Gewalt.

Kriegsopfer vor allem:
Die Wehrlosesten

Weltweit gab es im Jahre 2001 insgesamt 155 politische Konflikte. Fast jeder vierte davon, nämlich 38, wurde und wird überwiegend mit Gewalt ausgetragen (Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung). Die meisten Konflikte gibt es im Süden, in den sogenannten Entwicklungsländern: Sudan, Kolumbien, Sri Lanka. Aber auch in Europa finden solche kriegerischen Konflikte statt: Tschetschenien, Mazedonien, Kosovo. Die Opfer sind zumeist Zivilisten: Frauen, alte Menschen und - immer wieder -Kinder.

Im Krieg herrscht
die Rücksichtslosigkeit

Auf Kinder nehmen Kriege keine Rücksicht. Kinder werden im Krieg gequält, verletzt, getötet. Allein in den letzten zehn Jahren starben zwei Millionen Jungen und Mädchen im Krieg. Mehr als sechs Millionen Kinder überlebten den Krieg nur mit schweren Verletzungen oder sind ihr Leben lang entstellt bzw. behindert. Zehn Millionen Kinder leiden aufgrund ihrer furchtbaren Kriegserlebnisse unter schweren Traumatisierungen. 20 Millionen Kinder mußten auf der Flucht vor dem Terror des Krieges ihr Zuhause verlassen. Sie verdursten, verhungern und leben als hilflose Waisen mit körperlichen und psychischen Verletzungen.

"Rekrutiert", vergewaltigt,
verheizt

Aber Kinder kämpfen auch selbst. Als Soldaten, mit der Waffe in der Hand. In Armeen, Paramilitärs, Zivilmilizen. 300 000 Kinder sind heute weltweit an bewaffneten Kämpfen beteiligt. In Afghanistan und in 85 anderen Ländern (FR 13.6.2001). Die jüngsten sind noch nicht einmal acht Jahre alt. Sie werden entführt, gefoltert und zum Töten gezwungen. Kinder gelten als gute Kämpfer. Sie sind furchtlos, gehorsam und billiger. Häufig schließen sich die Kinder auch freiwillig der Armee an, um in Zeiten des Krieges das nackte Überleben zu sichern. Rekrutiert werden auch Mädchen. Für den Kampf oder als "Soldatenbräute", die über Jahre skrupellos vergewaltigt werden. Kinder erfüllen Aufgaben als Boten, Lastenträger und als Spione. Oder sie werden ganz brutal als "Kanonenfutter" an die Front geschickt oder als Minensucher "verheizt".

Zum Morden gezwungen

sind Kinder Täter und Opfer zugleich. Nach Kriegsende interessiert sich niemand mehr für sie. Für sie ist es kaum möglich, in ein normales Leben zurück zu finden. Gelernt haben sie nur eins: nämlich Gewalt anzuwenden.

Weltweite Proteste

Die Empörung gegen diesen Mißbrauch von Kindern als Zielscheibe und als kleine Killer wächst. Die Vereinten Nationen haben einen Anlauf unternommen, das Mindestalter für Soldaten weltweit von 15 auf 18 Jahre anzuheben (FR 11.1.2000). 80 Länder haben einen neuen Vertrag über das Verbot von Kindern als Soldaten unterzeichnet; ratifiziert wurde dieser Kontrakt dagegen nur von fünf Staaten (FR 13.6.2001). Gegen diese Anhebung sträuben sich vor allem die USA, Großbritannien, Kanada, Iran, Kuba und Pakistan. Auch die Bundeswehr hat ca. 300 Dienstleistende im Alter von 17 Jahren (FR 6.6.2001). Dagegen haben Menschenrechtsorganisationen eine internationale Allianz gebildet. "Stop the use of Child Soldiers" fordert die Unterzeichnung des internationalen Vertrages durch alle Länder, auch durch die Bundesrepublik Deutschland, und sie fordert die Befreiung aller Kindersoldaten mit dem Ziel, sie wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

Veranstaltung an der
KGS-Rastede

Das besondere Leid von Kindern im Krieg möchten wir mit unserer Veranstaltung "Kinder sind keine Soldaten" ins Bewußtsein der Menschen, insbesondere unserer SchülerInnen, heben. Wir wollen auf die Unmenschlichkeit des Krieges hinweisen. Und wir wollen darauf aufmerksam machen, wie die Schwächsten der Schwachen, kleine und wehrlose Kinder, wegen politischer und militärischer Interessen mißbraucht und in den Tod geschickt werden.

Unsere Veranstaltung "Kinder sind keine Soldaten" findet statt am Mittwoch, 27. Februar 2002, 11.45 Uhr, Aula der Kooperativen Gesamtschule Rastede.

Als Experten haben wir eingeladen den Sprecher der 1999 aus acht Menschenrechtsorganisationen gegründeten Deutschen Koordination Kindersoldaten, Andreas Rister (terre des hommes).

Zur Dokumentation des Leids der Kinder in bewaffneten Konflikten präsentieren wir außerdem eine Ausstellung von UNICEF mit dem Titel: "Kindersoldaten - Kindheit an der Front".

Außer unseren SchülerInnen sind uns alle interessierten Gäste herzlich willkommen.

Die AG "Für den Frieden"

 

 
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