Oldenburger STACHEL Ausgabe 2/02      Seite 2
 
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Endlich keine Last mehr mit der Schuld

"Die Lust an der Schuld. Von der Macht der Vergangenheit über die Gegenwart" ist der Titel des neuesten Buches von Antonia Grunenberg, Professorin am Fachbereich Sozialwissenschaften und Leiterin des Hannah-Arendt-Zentrums der Universität Oldenburg. Nachdem Frau Grunenberg sich bereits 1993 mit ihrer Schrift "Antifaschismus-ein deutscher Mythos" einen in der rechten Szene geachteten Namen machte, verfolgt sie mit ihrer neuen Veröffentlichung das Ziel, die Zukunft des "deutschen Gemeinwesens" von der angeblichen Macht der nationalsozialistischen Vergangenheit zu befreien. Sie meint, das Gedenken an die nationalsozialistischen Verbrechen dürfe nicht den "Platz usurpieren (erobern, d.Red.), der der Sorge um das Gemeinwesen" zustehe. Damit "verwissenschaftlicht" Frau Grunenberg die Position Martin Walsers, der 1998 unter tosendem Beifall in der Paulskirche erklärte, mit der "Moralkeule Auschwitz" müsse jetzt ein für allemal Schluß sein.

Der Holocaust
sei nicht mehr singulär

Frau Professorin geht noch einen Schritt weiter. Sie sieht die deutsche Politik seit den Versailler Verträgen nach dem Ersten Weltkrieg zu Unrecht mit einer Last der Schuld(en) beschwert und gibt den Alliierten deshalb ein gehöriges Maß an Mitschuld für den Zweiten Weltkrieg. Anfang Januar wurde Frau Grunenberg jetzt bei einer öffentlichen Lesung an der Universität Oldenburg gefeiert. In einer Einführungsrede lobte Professor Gerhard Kraiker Frau Grunenberg als Tabubrecherin, die sich in einem hochbrisanten Diskurs mutig einmische. Der Autorin sei es gelungen, Denkblockaden aufzubrechen, indem sie die Auffassung von der Singularität des Holocaust zurückweise.

Universitäre Kriegslegitimation

Frau Grunenberg liefert das universitäre Legitimationsprogramm für die neue deutsche Kriegspolitik. Während es in Erinnerung an die beiden von Deutschland entfesselten Weltkriege bis in die neunziger Jahre unmöglich schien, daß deutsche Soldaten noch einmal zum Kriegführen ins Ausland aufbrechen, gilt unter Rotgrün seit 1999 die neue deutsche Unbefangenheit. Jugoslawien. Afghanistan, Kuwait, Somalia..., deutsche Soldaten marschieren wieder in alle Welt, von Oldenburger ProfessorInnen bekommen sie dafür ihren "wissenschaftlichen" Segen. Durch die Entsorgung der nationalsozialistischen Vergangenheit halten sie den Jungs den Rücken frei.

KTh

 

 
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