Mehr als nur ein Text
Mit Daten um sich schmeißt, wer seine mit z.B. Word geschriebenen
Texte als .doc-Dokument per E-Mail oder Diskette weitergibt. Anders
als bei einem Blatt Papier, befinden sich in den elektronischen
Dokumenten der meisten Office-Programme (Word, Staroffice, Excel,
Powerpoint u.v.m) nicht nur Textinhalt und Textformatierung,
sondern auch Daten, die darüber Aufschluß geben, welche Textänderungen
(bzw. -löschungen) wann auf welchem Rechner (und evtl. von wem)
durchgeführt worden sind.
Wie problematisch das ist, hängt von den Zusammenhängen ab,
in denen ein Dokument erzeugt und versandt wird.
Im Geschäftsverkehr ist dieses nachteilig, da der Geschäftspartner
prinzipiell nachvollziehen kann, welche Abteilung das Dokument wie
bearbeitet hat und mit welcher anderen Abteilung kommuniziert,
besonders dann, wenn die Namen der Rechner nach der Abteilung benannt
sind ("buchhaltung", "sekretaer" etc.). Auch läßt sich nachvollziehen,
wann das Dokument tatsächlich erzeugt wurde (und ob das Datum im
Briefkopf stimmt).
Innerhalb einer Firma kann der Einsatz von "moderner" Textverarbeitung
nachteilig sein, weil Vorgesetzte prinzipiell ablesen könnten, wie
lange jemand für die Erstellung des Dokuents brauchte.
Bei politischer Arbeit ist die Speicherung von Zusatzinformation
ebenfalls heikel. Empfänger können Informationen über das Werden des
Textes gewinnen (was ist doch lieber gestrichen worden und evtl. wer
tat es). Es besteht u.U. die Möglichkeit, über das Dokument Strukturen
politischer Gruppen zu erkennen.
Datenschutzbestimmungen
mißachtet
Im §3a des Bundesdatenschutzgesetzes heißt es, "Gestaltung und Auswahl
von Datenverarbeitungssystemen haben sich an dem Ziel auszurichten,
keine oder so wenig personenbezogene Daten wie möglich zu erheben, zu
verarbeiten oder zu nutzen. Insbesondere ist von den Möglichkeiten der
Anonymisierung und Pseudonymisierung Gebrauch zu machen, soweit dies
möglich ist und der Aufwand in einem angemessenen Verhältnis zu dem
angestrebten Schutzzweck steht." Mit den "gängigen" Textverarbeitungs-
und anderen Officeprogrammen ist dieser Paragraph nicht erfüllbar,
denn die speichern ziellos viele Daten. Keines der Programme zeigt dem
Benutzer an, welche Daten gespeichert sind, geschweige denn, daß sie
ihm die Möglichkeit giben, die Speicherung zu unterbinden.
Austauschbarkeit von Texten?
Als Argument für den Einsatz von "gängigen" Textverarbeitungen wird
oft die Austauschbarkeit der Dateien gebracht. Dies ist ein
weitverbreiteter Irrtum, denn unterschiedliche Versionen von
Office-Textverarbeitungsprogrammen (wie Word, Staroffice etc...)
speichern ihre Texte in unterschiedlicher Weise. Versucht man z.B. ein
Dokument mit einer anderen Version zu öffnen, so kann es passieren,
daß das Layout anders geworden ist. Mehr noch: Es kann vorkommen, daß
auch der Textinhalt sich verändert hat!
Viele Programme setzen sich Marken in das Dokument, die anzeigen, daß
z.B. die folgenden Wörter gelöscht sind oder daß ein Absatz von
anderer Stelle her hier eingeschoben wird. Wird dieses Dokument von
einer anderen Version geöffnet, kann es diese Zusatzinformation nicht
verstehen und, anstatt eine Fehlermeldung auszugeben, wird diese
Zusatzinformation einfach übergangen. Die Folge ist: Der Empfänger
eines Dokumentes redet u.U. über einen ganz anderen Inhalt als der
Sender. Die Folgen können - je nach Sinnzusammenhang - gravierend
sein, denn der Empfänger hat - besonders bei signierten Dokumenten -
keinen Grund zum Zweifel an der Richtigkeit des Textes.
Notlösungen
Einen Ausweg bietet die Umwandlung der Dokumente in andere
Datenformate.
Wenn nur der Textinhalt von Interesse ist, aber nicht das Layout (wie
bei STACHEL-Artikeln etwa), kann am besten den Text als "Nur Text"
(ASCII/ANSI) speichern. Das Textformat hat den Vorteil, daß nur der
Text gespeichert ist ohne Zusätze und von jedem anderen System gelesen
werden kann.
Möchte man den Text in formatierter Form weitergeben, ist PDF zu
empfehlen. Hier bleibt das Layout zumeist erhalten. Auch dieses Format
ist recht austauschbar zwischen verschiedenen Systemen.
Nicht zu empfehlen ist nach wie vor das RTF von Microsoft, da auch
hier versteckte Informationen gespeichert sind. Außerdem sind die
Daten nicht von jedem System problemlos verarbeitbar.
Der STACHEL nimmt übrigens mittlerweile nur noch Texte an, die
entweder auf Papier oder elektronisch im "Nur-Text"-Format eingereicht
werden.
muh
Weitere Infos:
· c't 3/02: "Durchleuchtet: Was Office-Dateien verraten", S. 172
· Bundesdatenschutzgesetz (Arbeitsfassung 22.5.2001):
http://www.branden burg.de/land/lfdbbg/gesetze/bdsg.htm
· "Auch wer klaut, macht andere reich" - Wenn das Versenden von
Textdokumenten zur politischen Handlung wird; Oldenburger Stachel
Nr. 10/00, Seite 16 http://www.stachel.de/00.10/10WORD.ht ml
Wie speichert man Texte im Nur-Text-Format? Man wähle aus dem Menü
"Datei" den Punkt "Speichern unter" und erhält ein neues
Dialogfenster. Darin wählt man unter "Formate" den Eintrag "Nur Text
ohne zusätzliche Zeilenwechsel" aus und klickt auf "Speichern",
bzw. "OK". Die Warnung, daß alle Formatierungen nun verloren gehen,
ist mit "OK" zu quittieren. Der Text wird (zumindest bei Word) mit der
Endung ".txt" gespeichert. Achtung: Bitte kein ".rtf" wählen, das ist
nicht kompatibel!
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