Oldenburger STACHEL Nr. 242 / Ausgabe 4/03      Seite 15
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Red Roosters on Bridges

ein Namibisch-Deutsches Chorprojekt

Vorgeschichte seit 1999

Was ist eigentlich das Besondere an Afrikanischer Chormusik? Seit Jahren schon hatten wir im Gospelchor der ESG (Evangelische StudentInnengemeinde) Oldenburg Songs aus Afrika, vor allem aus Namibia gesungen, aber mehr als eine vage Antwort auf diese Frage wußten wir eigentlich nicht. Ist es die grundsätzliche Verwurzelung dieser Musik im politischen wie im religiösen Leben (was in Deutschland so kaum denkbar ist)?

Um das herauszufinden, kam die Idee auf, selbst nach Namibia zu fahren und der Musik "auf den Grund zu gehen". In der ESG fand sich rasch eine engagierte Vorbereitungsgruppe zusammen, um über 1½ Jahre hinweg eine solche Begnungsreise zu planen.

Juli/August 2001 Namibia !Gai re...

Drei Wochen sind wir dann durch Namibia gereist. Plötzlich hing das Symbol der ESG, ein roter Hahn (der gegen den Wind kräht!) auf Plakaten mitten in Windhoek und im Township Katutura. Konzerte zusammen mit unseren Partnerchören (darunter das erste abendfüllende "schwarz-weiße" Konzert in Windhoeks Christuskirche), Workshops mit europäischer und namibischer Chormusik, gemeinsame Gottesdienste und viel Zeit für die persönliche Begegnung während des einwöchigen Aufenthaltes im Township Katutura gaben dieser Reise eine unvergeßliche Prägung. Die Musik diente dabei immer auch als "Türöffner", um Namibia in seiner (Kolonial-) Geschichte und seinem gegenwärtigen Alltag kennenzulernen.

Aus der Begegnung von jungen Menschen mit gemeinsamer Begeisterung für Musik wurde so eine Basis für Vieles gelegt: gemeinsames Lernen, wachsendes Verständnis füreinander, Toleranz im alltäglichen interkulturellen Umgang miteinander und letzlich auch für dauerhafte Kontakte.

Gegenbesuch der Bridge Walkers (September 2001)

Wenige Wochen später bereits war einer unserer Partnerchöre, die Bridge Walkers aus Katutura, für einen Monat in Deutschland, um im Rahmen einer erfolgreichen Tournee Spenden für den Ausbau ihres provisorischen Probenraumes PEOPLES PLACE zu sammeln. Dieser wird nun mittelfristig mit Mobiliar (Stühlen u.a.) sowie sanitären Anlagen versehen und soll langfristig durch ein eigenes festes Gebäude ersetzt werden, welches dann auch der Jugendarbeit in Katutura dienen kann. Während des einwöchigen Olenburg-Aufenthaltes der Bridge Walkers wurden die bereits geknüpften Kontakte intensiviert, inhaltlich begleitet durch musikalische Workshops, einen Länderabend, diverse Betriebsbesichtigungen, gemeinsame Konzerte und Ausflüge.

Nachbereitung und Namibiagruppe in der ESG

Zur inhaltlichen Nachbereitung beider Begegnungen 2001 trifft sich seitdem eine Arbeitsgruppe in der ESG. Über konkrete Öffentlichkeitsarbeit und Präsentationen im Oldenburger Umland und das Werben von Spenden für die Bridge Walkers hinaus arbeitet diese Gruppe über grundsätzliche Themen wie AIDS, interkulturelle Kommunikation, Bildungsarbeit sowie aktuelle politische Ereignisse in Namibia.

Aktuelle Vorhaben

Im Mai/Juni 2003 sind die Bridge Walkers wieder in Deutschland. Musikalischer Höhepunkt unserer Begegnung werden sechs gemeinsame Konzerte mit dem Gospelchor auf dem Ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin sein. Das Konzert der Bridge Walkers in Oldenburg findet statt am Donnerstag, 22. Mai, 19.00 Uhr (im PFL). Am Sonntag, 25. Mai singen sie zusammen mit unserem Gospelchor um 20.30 Uhr in der Peterkirche.

Neben der Musik legen wir einen Schwerpunkt auf die inhaltliche Zusammenarbeit mit ESG-lerInnen. Interkulturelle Workshops/Arbeitsgruppen zu den Themen AIDS, Gruppenarbeit und -Leitung, Studium und Auslandsstudium, Marktwirtschaft, Tribalismus, Familienbilder sowie Theologie werden während der Zeit in Oldenburg Unterschiede und Gemeinsamkeiten der namibischen und der deutschen Gruppe deutlich machen. So wollen wir versuchen, den Roten Hahn der ESG (der gegen den Wind kräht) und die Brücke (welche die Bridge Walkers bauen), einander näherzubringen: Red Roosters on Bridges!

Besuch in Namibia Juli/August 2004

Es gibt wohl nicht nur eine Antwort auf die Eingangsfrage. Und für uns geht es weiter: Für Juli/August 2004 ist wieder eine Reise nach Namibia geplant. Auch hier soll der Schwerpunkt neben musikalischen Workshops und Konzerten auf der inhaltlichen Arbeit liegen. Eine Teilnahme an den Gedenkfeiern in Okakarara zum Massaker an den Herero am Waterberg 1904 ist dabei angedacht.

Jan Henning Müller

Nachbemerkung

Wenn man anfängt, sich mit Namibia -in welcher Form auch immer- auseinanderzusetzen, wird schnell deutlich: Es ist kaum zu glauben, wie viele Menschen sich außer einem selbst mit Namibia beschäftigen! Für Nachfragen bei Interesse, Kritik, Bedürfnis nach Erfahrungsaustausch usw. stehen zur Verfügung:

für allgemeine Fragen: Torsten Gieselmann (Tourneeorganisation und Bildungsarbeit): ESG OL 9 73 65 63 / http://www.uni-oldenburg.de/esg / Email: esg@uni-oldenburg.de).

für musikalische Fragen: Jan Henning Müller (Chorleitung): jhmuell@gmx.de

 

 
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