Oldenburger STACHEL Ausgabe 1/96      Seite 12
 
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Esenshamm-CASTOR:
Außer Spesen kaum was gewesen

Streik verhindert CASTOR

Seit Juli 95 versuchte die Arbeitskreis Wesermarsch - Transporte AG durch Beobachtungen herauszufinden, wann der nächste CASTOR das AKW-Esenshamm zur WAA Sellafield verläßt. Bis Dezember blieb alles ruhig.

Doch am Montag, den 4. Dezember, gab es auffällige Aktivitäten auf dem AKW-Gelände und am Dienstag konnte dann beobachtet werden, wie ein leerer CASTOR zum beladen ins AKW gehoben wurde. Es wurde kombiniert, daß Montag, der 11. Dezember, der geplante Abfahrtstag sei. Wenn... Ja wenn nicht der Streik in Frankreich dazwischen käme. Und er kam dazwischen. So kamen nur etwa 30 Menschen zu einem Anti-CASTOR-Demo am AKW mit anschließendem Gleisspaziergang auf dem werkseigenen Anschlußgleis am Sonntag. Einen Tag b evor der CASTOR nicht fuhr.

Auf einem anschließend stattfindenden Plenum wurde dann beschlossen die für den nächsten Tag geplanten Aktionen abzublasen. Selbst wenn der Streik überraschend abgebrochen worden wäre, wäre in Frankreich noch immer zuviel Chaos gewesen. Außerdem hatte die Preußen-Elektra (Betreiberin des AKW-Esenshamm) der dpa mitgeteilt, daß von Esenshamm aus bis zum (nahen) Jahresende kein CASTOR-Transport mehr stattfinden werde.

Und nun?

Auch ohne den Streik in Frankreich wären wohl kaum TeilnehmerInnenzahlen wie in Gorleben zu erwarten gewesen. Allenfalls doppelt bis dreimal so viele hätten es werden können. Doch auch damit läßt sich einiges bewirken wie in Brokdorf und Krümmel derzeit bewiesen wird. Trotzdem überlegt sich der Arbeitskreis Wesermarsch, ob er weiterhin versucht, die CASTOR-Transporte zu kriegen. Denn ein Hauptproblem bei Transporten ist die Frage, wann sie fahren. Und da ist mensch derzeit noch vor allem auf die Beobachtung angewiesen. Das kostet aber auf die Dauer zu viel Energie und Zeit. Außerdem ist es ungenau, da immer nur vermutet werden kann, wann ein Transport sein wird. Für die Betreiber ist es also ein leichtes, die unerwünschten BewacherInnen auszutricksen, indem sie den CASTOR einfach etwas früher als notwendig einschleusen. Es wird also zu versuchen sein, andere Informationsquellen zu erschließen.

Aber selbst, wenn vorerst keine CASTOR-Transporte mehr direkt bearbeitet werden sollten (Ach? Ich dachte, das heißt blockieren. Oder wäre das dann Vorbereitung von Straftaten? d. Setzer), gibt es genug zu tun:

Am 27. April finden anläßlich des 10. Tschernobyl Jahrestages bundesweit sechs Zentrale Demonstrationen statt. Von Oldenburg aus wird nach Ahaus mobilisiert. In Ahaus ist neben Gorleben das zweite Zwischenlager für CASTOR-Behälter. Und auch hier regt sich Widerstand.

Die Polizei ist emsig dabei, den zweiten CASTOR-Transport nach Gorleben vorzubereiten. Aber sie haben Probleme, da sie diesmal mit noch mehr Menschen rechnen, die sich quer stellen, und der Bahn ist die Sache eigentlich auch zu heiß.

Spätestens bei der Revision, wenn das AKW-Esenshamm, voraussichtlich im Sommer für Wartung und Brennelementewechsel abgeschaltet wird, gibt es auch dort wieder einen guten Ansatz für Demos und direkte Aktionen. Wenn das AKW schon mal abgeschaltet ist, dann soll es auch aus bleiben.

Rio


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