Oldenburger STACHEL Ausgabe 1/96      Seite 1
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Projektehaus K14 soll raus

Die Kündigung Mitte Dezember 1995 auszusprechen, war ein geschickter Schachzug der DB im Kampf um ein selbstverwaltetes Projektehaus in Oldenburg. Wohl wissend, daß durch die bevorstehenden Feiertage die Kräfte für eine rasche und weitgefächerte Mobilisierung gebunden waren, schickte der Immobilienverwalter der DB, Außenstelle Oldenburg, Herr Willms, uns am 16.12.95 zuerst eine fristlose, einige Tage später die fristgerechte Kündigungzum 31.03.96.

Nachdem wir, die NutzerInnen des Projektehauses, den ganzen Sommer und Herbst mit der Nutzbarmachung der Räumlichkeiten verbracht, viel Zeit und persönliches Engagement (natürlich auch Geld!) investiert haben, und die Arbeit der neu zugezogenen Initiativen so langsam beginnen konnte, traf uns die Kündigung hart. Zumal noch längst nicht alle Renovierungsarbeiten abgeschlossen sind und wir vonseiten der Bahn auf keinerlei Unterstützung in Sachen Instandsetzung hoffen dürfen.

Arbeitsplätze gefährdet

Im Projektehaus sind mittlerweile zehn (10!) Arbeitsplätze entstanden, deren weitere Existenz in Zukunft völlig ungesichert ist. So gehen allein dem Film- und Medienbüro drei bereits bewilligte BSHG-Stellen verloren, deren Schaffung an das Vorhandensein von Räumlichkeiten gebunden ist. Auch die gerade erst eingezogene Redaktion der "Graswurzelrev olution" sowie das Jugendumweltbüro sind in ihrer Arbeit stark bedroht.

Oldenburger Stadtgeschichte

Mit dem für Mai 1996 geplanten Abriß des Hauses ginge ein erhaltenswertes Stück Oldenburger Stadtgeschichte verloren. Wie bereits im Stachel 11/95 berichtet, befindet sich im Keller des Projektehauses ein alter Luftschutzbunker, in dem bei einem Luftangriff im April 1945 elf Bahnlehrlinge ums Leben kamen. Es besteht die Idee, dort ein Museeum einzurichten, in dem die Geschichte der DB während des 2.Weltkrieges dokumentiert wird. Ein Themenschwerpunkt wäre die Situation der ZwangsarbeiterInnen, die während der NS-Faschismus für die Reichsbahn zum Arbeitsdienst gezwungen wurden.

Das Haus in der Karlstraße stellt zudem eines der letzten erhaltenen Gebäude des ehemaligen Ausbesserungswerkes dar. Fast alle anderen Hallen und Werkstätten sind schon für den "Oldenburger Stern" abgerissen worden. Wir werden in den nächsten Wochen prüfen lassen, ob das Gebäude aufgrund seiner historischen Bedeutung und seines kulturellen Wertes unter Denkmalschutz gestellt werden muß. Entsprechende Eingaben bei der Landesverwaltu ng in Hannover sind in Vorbereitung.

Wir geben nicht auf!

Die Idee des Projektehauses gründet in der Vernetzung und Zusammenarbeit verschiedener Initiativen aus Politik, Kultur, Kunst und Medien. Gemeinsam wollen wir eine unabhängige, selbstbestimmte Organisationsstr uktur für Gruppen schaffen, die an einem Austausch und einer Vernetzung der verschiedenen Bereiche interessiert sind. Durch die zentrale Lage des Hauses und die Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten ist eine Arbeitsmöglichkeit vorhanden, die so in Oldenburg nicht wiederzufinden wäre. Diese gilt es zu erhalten!

Anfang Januar haben wir begonnen, mit anderen Initiativen, Vereinen, Privatpersonen und Politikern der Stadt und des Landtages Kontakt aufzunehmen und diese um Unterstützung gebeten. Wolfgang Wulf, SPD- Abgeordneter im Landtag, hat uns seine Unterstützung zugesagt und sich bei der Deutschen Bahn für den Erhalt des Hauses und des Projektes eingesetzt. Ebenfalls seit Anfang Januar liegen Unterschriftenlisten für einen BürgerInnenantrag aus. Wir brauchen bis Mitte Februar 5.000 Unterschriften, damit unser Antrag auf Erhalt des Projektehauses im Rat der Stadt behandelt wird.

Am 27.011996, ab 10.00 Uhr, findet im Projektehaus ein Tag der offenen Tür statt, zu dem wir alle UnterstützerInnen und Interessierte herzlich einladen. Die Gruppen des Projektes stellen dort sich und ihre Arbeit vor, es gibt neueste Infos zum Haus und ein ansprechendes Rahmenprogramm. Genaueres entnehmt bitte den Einladungen oder fragt im Haus nach.

Was ihr tun könnt!

Die Zeit für eine umfassende Mobilisierung gegen die Kündigung zerrinnt uns zwischen den Fingern. Wir benötigen Unterstützung jeder Art! Unterschreibt den BürgerInnenantrag, informiert euch über die neuesten Entwicklungen in bezug auf das Projekt und meldet euch bei uns, wenn ihr euch solidarisch erklären wollt. Schreibt, faxt oder ruft bei der Deutschen Bahn, Immobilienverwaltung Oldenburg, Hr. Willms, Donnerschweer Straße 4, Tel.: 0441-81020 an und protestiert gegen die Kündigung unseres Mietvertrages!

Nicht zuletzt: Der Kampf kostet Geld. Und dies nicht zu knapp. Wenn eure WG-Kasse also noch ein paar Taler hergibt, dann bitte her damit. Es geht um ein neues Projekt der Gegenkultur in Oldenburg!

Spendenkonto: Medienbüro Oldenburg, Kto.-Nr.: 142 7042 504, BLZ: 280 200 50 OLB,

Kontakt: Projektehaus K14, Karlstr. 14a, 26123 Oldenburg, Tel.: 88 59 062 oder 88 59 735,

Fax: 8 10 77

*Der Oldenburger Stern sind wir!*


Diese Veröffentlichung unterliegt dem Impressum des Oldenburger Stachel. Differenzen zur gedruckten Fassung sind nicht auszuschließen.
Nachdruck nur mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.

 

 
  Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum