Oldenburger STACHEL Ausgabe 8/96      Seite 15
 
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Go-Kart-Halle contra Fremdenverkehr

Die Bürgerinitiative Westerholtsfelde kämpft mit allen zulässigen Mitteln gegen eine Fehlentscheidung der Gemeinde Wiefelstede --der Ansiedlung einer Go-Kart- Halle. Betroffen von dieser Maßnahme sind nur Bürger der Nachbargemeinde Bad Zwischenahn, insofern ist Wiefelstede schnell entschlossen gewesen. Das relevante Gebiet ist seit 1984 als Sondergebiet ausgewiesen. Heutzutage wäre es unmöglich, ein derartiges Gelände für Gewerbe einzuplanen. 1991 schlug ein Versuch einer Betriebsansiedlung wegen der Verkehrsanbindung fehl. Jetzt versucht der Eigentümer des Gebiets (BWE) über einen Bau- und Erschließungsplan die Fläche schnell für die Go-Kart-Halle zu aktivieren. Dies Erschließungsmöglichkeit wurde ursprünglich nur für den schnellen Aufbau Ost geschaffen, greift aber auch hier. Bei diesem Verfahren entstehen der Gemeinde keinerlei Kosten für die Verkehrsanbindung etc., diese trägt der Investor; aus diesem Grund ist die Gemeinde wohl bereit, sich dem Investor des Gebiets anzudienen. Die Gemeinde Bad Zwischenahn ist wie alle betroffenen Bürger voll gegen das Projekt.

Der Flächennutzungsplan wurde seinerzeit derart ausgelegt, daß nur ein Grundzentrum entstehen durfte, d.h. Betriebe, die der örtlichen Versorgung dienen. Die Go-Kart- Halle erfüllt diese Bedingung nicht. Es handelt sich weder um regionale Versorgung, noch paßt die Halle mit 100mx60m bei 7m Höhe in ein Sondergebiet. Dies wußte der Investor, denn er hatte die Fläche ja als Sondergebiet gekauft. Die Aussage der Gemeinde Wiefelstede, sie könne dem Investor hier nicht reinreden, ist also schlicht falsch; sie hat sogar, wozu sie nicht verpflichtet wäre, die Fläche auf ein Gewerbegebiet runtergestuft. Der Investor (BWE) hat also von seiner Gemeinde keinerlei Beschränkungen auferlegt bekommen, er darf eine derart große Halle bauen, bei der er aus verständlichen Profitabsichten seine Firma für die Errichtung einschalten darf. Kleinere Gewerbeeinheiten lehnt er ab. Diese wären langfristig in der Lage, mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Jetzt entstehen maximal vier, für wie lange ist fraglich.

Der Gemeinde ist es auch bis auf wenige Ausnahmen egal, welche Gewerbe hier entstehen (Zitat vom Fraktionsvorsitzenden der CDU, Lübben: "Ob Go-Kart-Halle, Fischmarkt oder Tennishalle it uns egal"; NWZ, 28.09.96)

Wenn man bedenkt, daß dies der Eingangsbereic h, das Tor zum Ammerland ist und die Gemeinden ihr Geld mit dem Fremdenverkehr verdienen, ist es sowieso völlig unverständlich, wie solche Planungen im Rat erlaubt wurden. Den Ratsmitgliedern fehlt es an Verantwortung, wir müssen an die Zukunft denken. Diese kurzlebige Go-Kart-Halle wird ein Fremdkörper sein -- in dieser ländlichen Lage mit Bauernhöfen und Baumschulen mit vielen negativen Wirkungen. Wir als Initiative wiesen darauf hin -- auch in einem Lokaltermin mit Wiefelsteder Politikern -- leider vergeblich.

Die Hauptklientel sind Jugendliche; die Benutzung der Karts ist teuer -- 10 Minuten kosten mindestens 20DM. Gerade in wirtschaftlich schlechteren Zeiten fehlt solches Geld. Die Halle wäre unserer Meinung nach ein Flop, die ersten Hallen in Deutschland (von etwa 200) sind bereits ohne Perspektive -- selbst Schumacher gelingt es in Kerpen nicht, eine Halle dieser Art durchzusetzen; die Trends sind eindeutig.

Wir fordern sinnvolle Gewerbe in dieser wertvollen Lage, die nicht Emissionen bewirken wie die Go-Kart-Halle und auch nicht einen solchen Fremdkörper darstellen. Es gibt Alternativen -- der Investor hat sich nicht einmal bemüht, vielleicht weil er diese Halle kurzfristig für seine Industrie der Betonverarbeitung nutzen will -- im Rahmen einer Betreibsumsiedlung.

Da die Gemeinde Wiefelstede nicht einlenkte und nicht die gefahr sah, haben wir uns an die Bezirksregierung gewandt. Diese wird die Verkehrsanbindung mit Aufstauflächen, Emissionen (insbesondere das Gutachten hinsichtlich der Nachtwerte) mit den jeweiligen Stoßzeiten der Benutzung durchleuchten. Westerholtsfelde ist durch die Autobahnanschlußstelle genug belastet. Es darf nicht irgendein Projekt entstehen; es gibt Betroffene, die weniger als 20m von der Autobahn entfernt wohnen und die Go-Kart- Halle dann direkt im Nacken hätten. Die An- und Abfahrten im großen Umfeld die ganze Woche bis jeweils 24 Uhr, und auch weitere mögliche Gewerbeerschließungen, für die sogar ein Rahmenplan fehlt, sind für die Anlieger indiskutabel.

Die Gemeinde Bad Zwischenahn ist wie wir der Meinung, daß Wiefelstede die halle nicht realisieren darf, da ein Raumordnungsverfahren im Vorfeld notwendig ist. Am 12.08.96 bestätigte die Bezirksregierung, daß das Projekt noch nicht beschlossen sei. Falls doch zugestimmt wird, wird über Fachanwälte beim Oberverwaltungsgericht in Lüneburg ein Normenkontrolverfahren eingeleitet. Dieses würde das gesamte Projekt bis zur endgültigen Klärung stoppen.

Es darf Entscheidungsträgern nicht egal sein, ws hier entsteht. Es gibt sicherlich kompetente Menschen, die Unterschiede sehen können zwischen Go-Kart-Halle, Fischmarkt oder Tennishalle. Verantwortung insbesondere auch für später muß im Bewußtsein vorhanden sein. Pauschale Befürwortung für was auch immer ist zu bequem und wenig fortschrittlich. Eine behutsame Lösung im Einklang mit Natur und Bürgern ist hier gefordert.

B. Lückendiers, BI Bürgerholtsfelde


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