Oldenburger STACHEL Ausgabe 11/96      Seite 7
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Ist etwa bald Weihnachten?

Weihnachten - Fest der Liebe!

Die ersten Lebkuchenherzen ergattert, wird es warm ums Herz: Es weihnachtet, die ersten Fluten von novemberlichen Einkaufssüchtigen wogen durch die Kaufhäuser.

Immer noch wirken die jahrelangen Aktionen von FriedensfreundInnen gegen gewaltverherrlichende Spielzeuge. Es gibt zwar Cowboy- und Indianerausrüstung, militärisches Zubehör fand sich jedoch bei einem Schnuppergang durch Spielzeugabteilungen nur in der Modellbauabteilung.

Wenn nicht noch die Gameboy... usw. sowie die Computerabteilungen wären. Hier knattert und puffts, hier muß mensch mehrere Leben haben, um überhaupt mithalten zu können, hier wird geballert.

Kann so etwas "Spiel" sein?

Ein Computer"spiel"verkäufer schrieb dazu im ComputerAnzeiger 9/96: "Spiele sind ja gerade dazu geschaffen, ihren Benutzern eine Zeit des Vergnügens fernab der Wirklichkeit zu ermöglichen." ... "Jedes Spiel gibt seinem Nutzer die Chance, der Realität für ein paar Stunden zu entfliehen."

Die Herkunft des Substantivs mittel- und althochdeutsch "spil", niederländisch "spel" ist laut etymiologischem Duden unbekannt. Doch es soll von Anfang an "Kurzweil, unterhaltende Beschäftigung, fröhliche Übung" bedeutet haben. Sollte nicht mal in sich gehen, wer meint, bei Geballere und aus dem Bildschirm triefendem Blut Kurtzweyl empfinden zu können? Sollte nicht mal auf Gefährdung dieser Gesellschaft und ihrer Mitglieder hin geforscht werden, wenn geradezu mörderische Virtualität - zugegeben, mit Millionen von Farben und in der Darstellung geradezu realitätsnah - als "fröhliche Übung" empfunden werden kann.

Sinn und Zweck von Spielen nach pädagogischer Ansicht ist nicht die Flucht aus der Realität. Hinsichtlich der Kriegs"spiel"programme funktioniert dies allein schon deshalb nicht, weil die Realität eben genau aus dieser Gewalttätigkeit besteht. Ein Blick in die Tagesschau bestätigt dies.

Mit Spielen werden vielmehr Verhaltensweisen für den Alltag eingeübt. In einer Welt am Rande des Untergangs brauchen wir jedoch nicht mörderische Fähigkeiten - schon gar nicht über Computersimulationen wie z.B. die künftigen Atombombentests durch gigantische Rechenmaschinen. Wir brauchen weder den virtuellen noch den realen Totschlag.

Für zukünftige Zeiten ist Einüben von Freundlichkeit, Solidarität, Liebe und Harmonie gefragt. Auch streiten will gelernt sein. Denn es gilt nicht, Interessenkonflikte oder Streit aus der Welt zu schaffen, sondern die Methoden der Umsetzung zu humanisieren. Nachhaltige Entwicklung kann nur durch Friedfertigkeit funktionieren.

Deshalb gilt nach wie vor: Weder reales noch virtuelles Kriegsspielzeug in Kinderhände! Verhindert Mord- und Gewaltübungen auf dem Gabentisch!

Aber auch bei sogenannten Erwachsenen tragen solche Computer"spiele" dazu bei, die Gewaltbereitschaft zu erhöhen. Sinnvoll sind Spiele, bei denen gewaltfreie Lösungen von Konflikten belohnt werden. Es wäre schön, wenn sich auch in Oldenburg Menschen zusammenfinden, die zur Weihnachtszeit in diesm Sinne etwas aktiv werden wollen. Z.B. die jeweiligen Geschäftsleitungen über die Folgen unbedachter Geschäfte zu informieren oder vor den Geschäften Infostände machen oder Flugblätter schreiben oder ...

Kontakt über die Deutsche Friedengesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen, Gruppe Oldenburg: Jeden 1. und 3. Donnerstag um 18 Uhr, jedoch ab Dezember in den Räumen der Arbeitslosenselbsthilfe ALSO in der Kaiserstraße 19. Wenns drängt: Tel. 04407,424 oder OL 384756 (elektronische Schnatterbüchsen)

Gerold Korbus


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