Oldenburger STACHEL Ausgabe 1/97      Seite 4
 
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Kanther aktiv:

400.000 Jugendliche brauchen Bleibegenehmigung

In einer Nacht- und Nebelaktion hat Bundesinnenminister Kanther die Visumspflicht auch für die Jugendlichen unter 16 Jahren eingeführt, die aus den sogenannten Anwerbeländern wie z.B. Türkei, Jugoslawien, Marokko, Tunesien stammen. Das trifft einige Hundert Kinder, die wie bisher mit dem Flugzeug nach Deutschland kommen sollten, besonders trifft es jedoch ca. 400.000 Jugendliche, die bereits in Deutschland geboren wurden oder hier seit Jahren leben.

Bislang war es so, daß diese Kinder erst vom 16. Lebensjahr an "genehmigungspflichtig" waren. Zum 16. Geburtstag erhielten sie bisher mehr oder weniger automatisch die unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Seit dem 15. Januar ist es damit vorbei. Zwei Tage, nachdem die Öffentlichkeit von dieser neuen Verordnung erfahren hatte, war sie auch schon in Kraft.

So muß jetzt ein Kind aus Anatolien, das seinen Vater in Deutschland besuchen will, beim deutschen Konsul in Ankara, Istanbul oder Izmir ein Visum beantragen und abholen. Die Hunderttausende von Jugendlichen, die bereits lange in deutschen Städten ungehindert wohnen, müssen jetzt bis zum Jahresende einen Antrag auf weiteren Aufenthalt im Land ihrer Geburt oder ihrer Kindheit stellen. Nachbarn, die schon jahrelang bei uns wohnen, die mit Kindern derselben Straße die Schule besucht haben, müssen jetzt eine Erlaubnis für ihr Leben hier beantragen. Es wird ihnen deutlich gemacht, daß sie hier nur geduldet sind. Nachbarn werden so zu Fremden gemacht. Kanther hat aktiv was für Fremdenfeindlichkeit getan.


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