Oldenburger STACHEL Ausgabe 2/97      Seite 16
 
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SchienenaX3ionstag

15.2.97 im Wendland - Bericht eines Teilnehmers

Der Schienenaktionstag begann wegen der Zeitverschiebung in der freien Republik Wendland nicht wie hier angekündigt um 12:00h sondern erst eine 3/4 stunde später. Nichtsdestotrotz hatten sich so um die 2500 Menschen dann in Zernien versammelt, das an der stillgelegten Bahnstrecke Uelzen Dannenberg liegt. Auf dieser Strecke hatten die beiden letzten CASTOR Transporte ins Wendland stattgefunden. Nun ist diese Strecke letzten Sommer stillgelegt worden, sie kann aber mit einer Einzelgenehmigung für Einzel (CASTOR!) Transporte noch benutzt werden. Der Gleiskörper ist aber für solche Transporte nicht ausgelegt. Marode Brücken, unsichere Gleisbetten, usw. Auch scheinen sich an dieser Schiene in der letzten Zeit offensichtlich in ziemlichen Umfang Schrauben, Bohlen und ganze Schienenteile in Luft aufzulösen.

Um diesen natürlichen Prozeß der Renaturierung zu beschleunigen, fanden sich auch eine aktionshungrige Gruppe aus Oldenburg ein. Nach der gelungenen Auftaktkundgebung bewegten sie sich zu einem abgelegenen Schienenteil, das glücklicherweise nicht bewacht war. Trotz widriger Witterungsverhältnisse, stellenweise Schnee und Hagel, begannen die öffentlich angekündigten Maßnahmen zur Entwidmung der Bahnstrecke. Nach einem ca. 30 minütigen Arbeitsaufenhalt erschienen am Horizont der Gleisanlagen seltsame grüne Gestalten, die sich im lockeren Schrittempo auf die Gruppe zubewegten. Da diese eine Kontaktaufnahme nicht wollten, wanderte sie ein Stück weiter und schlug einen Bogen durch den Wald, um an der gleichen Stelle weiterzuarbeiten. Ein paar Schrauben mußten abermals weichen, der Schotter verließ das Gleisbett, Eisensägen sangen wieder ihr lustiges Lied durch den Wald.

So ging es eine relativ kurze Zeit, bis sich wieder die uniformierte Staatsmacht blicken ließ. Die Oldenburger Gruppe verschwand erstmal von der Schiene, um sich an einem Straßenfest mitten auf großen Kreuzung zu beteiligen, wo lustige schwarzvermummte Menschen grüne Autos mit Blaulichtern mit gelben Farbkleksen verschönerten. Von hier aus auch nocheinmal schöne Grüße an den Polizisten Jörg, der mitten im Laufen seinen Schlagstock verlor. Doch durch ein schnelles und beherztes Eingreifen von Aussenstehenden konnte der Unglückliche seinen geliebten Knüppel wiederbekommen.

Dann ging es weiter, wieder auf die Schiene, wieder zu Gleisarbeiten, wieder kamen so nach 20 min. scheinbar vollkommen demoralisierte StaatsschützerInnen, die nach dem zurückweichen der OldenburgerInnen lustlos mit dem Versuch begannen, den angerichteten Schaden wieder gutzumachen. Ihr "Erfolg" wurde begutachtet und ihre Bemühungen mit angemessenen Applaus und Anfeuerungsrufen bedacht. Gegen 16:30h machten sich die OldenburgerInnen auf nach Hitzacker, wo die Abschlußkundgebung stattfand. Dort erwartete alle der Kirchenchor Hitzacker, der schöne Volkslieder vorspielte. Auch der Pastor der Gemeinde ließ sich nicht zweimal bitten und trug mit eigener Gitarrenbegleitung ein selbstkomponiertes Lied vor. Bei Kaffee und Kuchen, sowie warmen Essen wurde die Veranstaltung dann offiziell für beendet erklärt. (...) Die OldenburgerInnen verließen daraufhin das Wendland gen Heimat um dort gegen 21:00h einzutreffen .

Insgesamt ein schönes Ende des Aktionstages aber bestimmt nicht das Ende des Widerstandes gegen Castor, Atomkraft & Atomstaat!

Jens


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