Oldenburger STACHEL Ausgabe 9/97      Seite 3
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Komfortable Auskunft? Teure Auskunft!

Persönliches Netzwerk gegen Kostendruck

Ab Oktober will Telekom für die Auskunft 12 Pfennige pro 3.8 Sekunden kassieren. Telekom Bonn nennt einen Preis von 1.92 DM pro Minute. Der gleiche Tarif wird derzeit für die sogenannte Komfortauskunft verlangt. Bei erfolgloser Standardauskunft wird dort oft empfohlen, die "Komfortauskunft" anzurufen. Allerdings ohne die Erklärung, daß Telekom hier erhebliche Summen fordert. Die "Komfortauskunft" greift nicht auf einen deutlich größeren Datensatz zurück. Es sind nur erweiterte Abfragemöglichkeiten zur Verfügung - und wenig Aussicht auf größeren Erfolg.

Zukünftig ist das kein Problem mehr - die Standardauskunft wird es nicht mehr geben. So wird Telekom immer besonders komfortabel Geld einnehmen. Die Zahlen gehen etwas auseinander: Die Bundespressestelle Telekoms wollte sich ausdrücklich nicht festlegen und betonte ein dreistelliges Millionendefizit der derzeitigen Standardauskunft. Aus Oldenburg war "eine Milliarde" zu hören. Das sind die Beträge, die Telekom ab Oktober jährlich zusätzlich einzunehmen gedenkt. Diese Beträge sollen von uns alltäglich aufgebracht werden. Schuld an der verbesserten Einnahmesituation ist natürlich die Konkurrenz!

Freundschaftliche Auskunft

Zukünftig wird es sich lohnen, wenn mensch erstmal im FreundInnenkreis versucht, Informationen über Telefonnummern oder Adressen zu erheischen. Immerhin ist die Telefonauskunft ab Oktober mehr als dreimal so teuer wie der höchste Inlandsferntarif (12sec/Einheit). Kosten 36sec also 36Pf, sind für 30sec bei der zukünftigen Auskunft bereits fast 100Pf hinzugeben. Grund genug, lieber alte Freundschaften aufzufrischen, also größere Summen direkt in diesen einen Rachen zu werfen. Da tröstet es auch nicht, wenn die Bundespressestelle Telekoms äußert, daß ja immerhin 30% aller Auskünfte in weniger als 30sec zu erreichen seien. Denn das ist ja ein Mindestbetrag. Die meisten Auskünfte dürften deutlich länger dauern, wie ein Test mit einfachen, eindeutigen Namen bestätigte. Tippfehler des Personals gehen zukünftig zu Lasten der Anrufenden. Wenn anstrengende und ermüdende Schichten für die TelekommitarbeiterInnen eingerichtet werden, verdient Telekom gleich doppelt: Gewinn aus lohnsenkenden, aber gewinnbringenden Schichtplänen und andererseits aus langsameren Auskünften - der Takt läuft weiter! So kann aus einem einfachen Anruf bei der Auskunft zukünftig schnell ein finanzielles Abenteuer werden.

Gerold Korbus


Diese Veröffentlichung unterliegt dem Impressum des Oldenburger Stachel. Differenzen zur gedruckten Fassung sind nicht auszuschließen.
Nachdruck nur mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.


Hauptseite · Aktuelle Ausgabe

 

 
  Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum