Oldenburger STACHEL Ausgabe 1/98      Seite 15
 
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VCD: Je greller, desto sicherer?

"Leuchten, nicht blenden" - mit diesem hehren Motto führte die Deutsche Verkehrswacht dieses Jahr eine Beleutungsaktion durch. Aus der Zusammenarbeit mit dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe läßt sich die Zielsetzung dieser Aktion erkennen.

Immerhin sind in der Zeitschrift "verkehrswacht aktiv" 5/97 "kritische" Anklänge zum Xenon-Autolicht zu lesen: "Der Blendeffekt wird von vielen Autofahrern als extrem hoch eingeschätzt."

Arm und Reich - nicht nur im Straßenverkehr

Laut ADAC Motorwelt 12/97 kostet die Aufrüstung per kaltblauer "Laserschwertern" teilweise zwischen 1000 und 2000 Aufpreis bei neuen Fahrzeugen. Das kann noch deutlich teurer werden, da die "dynamische Leuchtweitenregelung" gefordert wird. Dabei wird der Lichtkegel auch bei nickenden oder stark beladenen Fahrzeugen in der gleichen Position zu Straße gehalten. Das soll mittels computergestützter Scheinwerferpositionierung erreicht werden. Daß die neuen Lichter blenden und Blendungen Verkehrsgefährdungen beinhalten, wird von allen erkannt.

Sowohl Straßenwacht wie auch ADAC heben auf die sogenannte psychologische Blendwirkung ab. Es können - so scheint es - jüngere Menschen körperlich nicht geblendet werden: "Psychologisch fühlten sich seltsamerweise aber vor allem die Jüngeren durch Xenon mehr geblendet." (ADAC)

Blendende Technik: Schuld sind immer die Opfer

Statt vernünftigerweise zu fordern, "Blendende Technik" aus dem Straßenverkehr zu verbannen, sind die Empfehlungenen des ADAC ausschließlich Tips für die Geblendeten - Nur nicht der Industrie wehtun. Merke: Der Club heißt "Allgemeiner ... Club". Natürlich sind das vernünftige Anregungen: Nicht in die blendenden Scheinwerfer sehen, Scheiben, Scheinwerfer und Brillengläser sauber halten, nachts langsamer fahren und regelmäßig die Augen prüfen lassen. Ursachenbezogene Forderungen überläßt der große ADAC lieber den kleineren Verbänden.

VCD: Blender raus!

Der Verkehrsclub Deutschland - der einzige mit ausdrücklich mitweltorientierter Ausrichtung - hat bereits vor Jahren gute richtungsweisende Gedanken veröffentlicht. So ist die Rechnung: "heller=sicherer" äußerst kurzsichtig. Das Licht ALLER dient dazu, Aufmerksamkeit zu erregen. Die menschliche Fähigkeit, mit den Sinnen wahrzunehmen, ist jedoch nach oben begrenzt. niemand wird in stockfinsterer Nacht ein Glühwürmchen übersehen obwohl es nur geringe Leuchtkraft hat. Im Straßenverkehr hingegen werden wir "blind" für ein einzelnes Lämpchen. Das Auge ermüdet - die Aufmerksamkeit sinkt.

Ein Ende der "Lightshow"

Mehr Sicherheit ließe sich erreichen, wenn das Niveau der Lichtreize grundsätzlich heruntergefahren würde. Damit würde das Auge nicht mehr von grellen, für manche schmerzehaften Lichtblitze abgelenkt und unempfindlich gemacht.

Der VCD sieht in der Strategie, den ungepanzerten Verkehrsteilnehmenden allein die Verantwortung für ihren Schutz vor dem sie gefährdenden motorisierten Verkehr aufzubürden, einen äußerst fragwürdigen verkehrspolitischen Ansatz.

Trügerische Helligkeit: Standlichter zu Fahrlichtern!

Astronom-inn-en würden sich freuen über die Umsetzung dieser bereits in den 80ern im Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Oldenburg (ADFC) diskutierten Uberlegungen (Geschäftsführer des Bezirksverbandes war Wim van Schie). Gefahren für den Verkehr bestehen in der Dunkelheit durch die starken Kontraste. Was sich am Rande der Scheinwerfer-Lichtkeule abspielt, ist hinter dem Lenkrad schwer erkennbar. Je heller das eigene oder das entgegenkommende Licht ist, desto schwieriger wird es, unbeleuchtete Gefahren in der Dunkelzone am Straßenrand zu erkennen. Außerdem kommt es zu Fokussierungen des Gesichtsfeldes - das Auge ermüdet schneller.

Mit Standlicht würde automatisch der dritten Forderung des ADAC Rachnung getragen: Wessen Licht nicht so knallt, fährt umsichtiger und langsamer. Das Blickfeld erweitert sich enorm, die Fähigkeit, Gefahren im Dunkelfeld, am Straßenrand zu erkennen, steigt enorm. Standlicht zu Fahrlicht!

Gerold Korbus

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