Schuldsuche=Entschuldigung?
Der Verein "Männer gegen Männergewalt" wendet
sich in einer Presseerklärung anläßlich des
Rieken-Prozesses dagegen, die Morde des
Angeklagten als Ausdruck einer abnormen Form
der Sexualität anzusehen und eine
"eigentliche Schuld" im Umfeld Riekens zu
suchen. Der Verein schreibt: "Sexualisierte
Gewalt hat nichts mit Lust oder Erotik zu
tun, der Täter erlebt in den seltensten
Fällen eine sexuelle Erfüllung. Ihm geht es
um die Verletzung und Demütigung der anderen
Person. ... Der Mann benutzt seine Sexualität
als Vehikel, um gewalttätig zu werden.
Grundsätzlich werden durch sexualisierte
Gewalt nichtsexuelle Motive kompensiert. Der
Täter will damit eigene, ihm unangenehme
Gefühle abwehren."
"Die Verantwortung für die sexualisierte
Gewalt und die Folgen hat der Täter. Statt
von Verantwortung zu sprechen, die auf
Veränderungsmöglichkeiten verweist, reden
jedoch alle Beteiligte von Schuld, die nur
gesühnt werden kann.
Der Täter erklärt das Opfer für
verantwortlich, z.B. indem er behauptet,
verführt worden zu sein. Gutachter sollen
Prognosen erstellen, ob der Täter im späteren
Leben wieder gewalttätig wird. Die Aufgabe
der Gutachten besteht darin, peinlich genau
die Lebensgeschichte des Täters zu
durchforsten, um entschuldigende oder
strafmildernde Umstände zu finden. Dieses
wird vom Täter nach Kräften unterstützt,
stellt es ihn doch als Opfer dar, das nicht
so viel Schuld hat. Seine Verantwortungsabga
be wird mit Strafminderung belohnt.
Typisch für die Gewaltdynamik ist, daß
versucht wird herauszufinden, wer jetzt die
"eigentliche Schuld" daran hat, daß der Mann
(wiederholt) gewalttätig geworden ist. Die
Verantwortung für seine Tat hat jedoch immer
der Täter. ... Jede Suche nach weiteren
"Schuldigen" dient letzten Endes der
Entschuldigung des Täters. ...
Voraussetzung (für Unterstützung bei der
Überwindung der Gewalttätigkeit) ist, daß
sich der Mann veträndern will. Therapie und
Strafe müssen strikt getrennt sein. Das
wesentliche Element ... ist die Übernahme von
Verantwortung für seine Taten durch den Mann.
Sexualisierte Gewalt kann nur durch die
therapeutische Arbeit mit dem Täter wirklich
und dauerhaft verhindert werden. Täter suchen
sich ansonsten wieder ein neues Opfer."
Geheimgehalten: Raucher-Werbung verführt Jugendliche
Das Kieler Institut für Therapie- und
Gesundheitsforschung kommt in einer Studie zu
dem Ergebnis, daß besonders Jugendliche durch
Werbung dazu verführt werden, das Rauchen
anzufangen. In der "Phase der Identitätsbildu
ng" der Jugendlichen wirkten die "suggerierte
Unabhängigkeit" und die Symbole der
Erwachsenenwelt besonders stark. Die
Untersuchung bestätigt die Aussagen anderer
internationaler Studien, daß der Tabakkonsum
nach einem Werbeverbot sinkt. In Norwegen,
Finnland, Neuseeland und Frankreich ist
Tabakwerbung zum Teil schon seit Jahrzehnten
verboten. Dort nahm der Tabakverbrauch
stärker ab als in Deutschland.
Die Raucher-Studie war vom CSU-
Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegeben
worden. Dort wurde sie dann "über Monate
unter der Decke gehalten", so Reiner
Hanewinkel, einer der Autoren. Schon im
Dezember 1997 lag die Studie vor, trotzdem
klagte die alte Bundesregierung im letzten
Jahr beim Europäischen Gerichtshof gegen ein
geplantes Tabakwerbeverbot der Europäischen
Union.
Ecstasy-Folgen
Der Konsum von Ecstasy kann zu nachhaltigen
Schäden führen. Das haben
Wissenschaftler des National Institute of
Mental Health in Bethesda und der Johns
Hopkins Medical Institiutions in Baltimore
herausgefunden. Bei Tierversuchen war bereits
festgestellt worden, daß ein Ecstasy-Wirkstoff die
Wiederaufnahme des Botenstoffes Serotonin in
die Nervenzellen verhindert. Serotonin
verursacht Euphorie-Gefühle, es koordiniert
auch die Aktivität benachbarter
Gehirnbereiche. Ecstasy-Konsum bewirkt eine
Verengung von Blutgefäßen, das wiederum
erzeugt Sauerstoff- und Glukose-Engpässe.
Folge: Nervenenden sterben ab. Die
amerikanischen Wissenschaftler haben nun
nachweisen können, daß ehemalige Ecstasy-
Konsumenten über weniger "Serotonin-
Transporter" verfügen als Menschen, die nie
Ecstasy geschluckt haben. Die Transporter sitzen an den
Enden der Nervenzellen und sorgen dafür, daß
Serotonin wieder in die Zelle aufgenommen
wird. Das Ausmaß der Schädigung hängt von der
individuellen Anfälligkeit ab. Diskotheken-
Klima und Erschöpfung durch Tanzen können das
Absterben der Nervenenden beschleunigen.
Internationale Workcamps
Der Service Civil International (SCI) sucht
CampleiterInnen für die Leitung
internationaler Workcamps, die im Sommer in
Deutschland stattfinden. Politisch und
gruppenpädagogisch interessierte junge
Menschen werden in einem einwöchigen
Frühjahrsseminar auf diese freiwillige
Leitungstätigkeit vorbereitet. Die
CampleiterInnen sind an der inhaltlichen
Vorbereitung und Gestaltung des Camps
beteiligt. Eine Bescheinigung über ein
pädagogisches Praktikum wird ausgestellt.
Für TeilknehmerInnen an internationalen
Workcamps in gemeinnützigen Projekten in
Asien, Afrika und Lateinamerika bietet der
SCI noch freie Plätze an. Aufforstungsarbeite
n in Panama, Renovierung von Schulen in
Simbabwe oder Hilfe in einem Flüchtlingslager
in Sri Lanka: In über 20 Ländern Afrikas,
Asiens und Lateinamerikas können junge
Menschen ab 21 in zwei- bis achtwöchtigen
Workcamps Eindrücke und Erfahrungen in enger
Zusammenarbeit mit der Bevölkerung sammeln.
Die Vorbereitungsseminare finden im Mai 1999
statt.
Infos, Anmeldeunterlagen bei: Service Civil
International, Blücherstr. 14, 53115 Bonn,
Tel. 0228-212086/7, e-mail: sci-infoAFFEtronet.de, Homepage: http://home.tron
et.de/sci-d
CASTOR: erneutes Sicherheitsloch
Zwei Arten von CASTOREN sind erneut als unsicher einzustufen. So
ist bei dem Typ 440-84 ein Leck aufgetreten, dessen Ausmaße bei
Redaktionsschluß noch nicht abzusehen waren. Diese Typ wird nicht
nur für den Transport, sondern zum Teil auch zur Lagerung in
Ahaus und Gorleben verwendet.
Außerdem kam heraus, daß die französische COGEMA bereits seit
längerem von Defekten am Typ NTL 10 wußte. Dies hat sie der PREAG
mitgeteilt, die am 20.11.98 die Niedersächsische Landesregierung
unterrichtete. Weitere Informationen: Oldenburger Energierat
(OL,52333) oder OLgA.
Zur Kaffeefahrt in die Uni?
An sich ist Mental-Training nichts Schlechtes. Völlige Ignoranz
gegenüber strukturellen Bedingungen und sozialen Belastungen
jedoch betete Thorsten Schröter vor ca. 150 (!) Menschen
herunter. Diese waren gekommen, um etwas über den "Weg zum Inneren
und Äußeren Reichtum" zu erfahren. Tatsächlich wiederholte er
ständig mit leichten Variationen die Neuauflage des Sprichwortes,
dasz jeder seines Glückes Schmied sei. Da ist sicher ein Kern
Wahrheit dran. Doch auch durch gehirnwäscheartige Wiederholungen
wird es nicht der Weisheit letzter Schluß. Bleibt festzustellen,
dasz z.B. die Gedächtnisfunktionen von Frederik Vester besser
beschrieben werden ("Denken, Lernen und Vergessen").
Selbst vor Kindern wird nicht Halt gemacht: Beim
Kinder-Mental-Training (nur 380 DM plus 40 DM für Essen) lernt
das Kind "unliebsame Gewohnheiten wie Lernschwächen,
Desinteresse, Aggressivität, Über- und Untergewicht kontrolliert
zu verändern." Denn es wird ihnen ein "... unfehlbarer
Erfolgsplan für ihr Leben aufgezeigt."
Warum sich die Universität als Veranstaltungsort dazu hergibt,
für solches den Schein der Wissenschaftlichkeit zu bieten, bleibt
ein offenes Rätsel. Es ist Mißbrauch, wenn in Zeiten
verbreiteter Verunsicherung Patentrezepte verkauft werden.
Diskriminiertes Alter
An der Universität, die sich anmaßt, den Namen Carl von
Ossietzkys zu tragen, wird alles Alter über 60 teuer. Denn
nunmehr müssen alle Student-inn-en über 60 Jahre Studiengebühren
bezahlen. Da es sich beim Alter um ein unveräußerliches Merkmal
wie Geschlecht, Hautfarbe oder sexuelle Neigung handelt,
beinhalten die Altersgebühren nach verbreiteter Auffassung einen
Verstoß gegen das im Grundgesetz festgelegte
Diskriminierungsverbot. Hoffentlich bringen die älteren
Kommiliton-inn-en die Energie auf, sich gegen diese
Diskriminierung zu wehren.
"Natur"-Watt?
Die Eine Will Einnehmen (EWE) hat ein Subunternehmen mit Namen
Naturwatt gegründet. EWE "Natur"-Watt trägt stolz den Namen EWE
in jede Öko-Diskussion. Selbst wenn direkt kein Geld an die EWE
fließen sollte, lohnt sich diese Image-Werbung. Lange wurden
seitens der EWE regenerative Energiequellen verteufelt. Mal
kritisierte ausgerechnet die EWE Belastungen für die Natur, dann
wieder war der eingespeiste Strom zu teuer. Jetzt soll der
wachsende Markt mit eigener Firma beackert werden.
Ein weiterer Kritikpunkt liegt darin, daß das EWE-Unternehmen
nach eigener Aussage im Wesentlichen "Bio"-Gas zur
Stromherstellung verwendet bzw. einkauft. Dieses stammt zum
großen Teil aus der konventionellen Landwirtschaft. Wer also bei
"Natur"-Watt kauft, fördert damit indirekt die
Massentierhaltung. Was ist daran noch "Natur"?
Aktion konkrete Unterstützung
An vielen Orten haben sich Gruppen gebildet,
die zum einen öffentlich gegen die
rassischtische Politik auftreten und zum
anderen Strukturen aufbauen, die es
Menschen ohne rechtlichen Aufenthaltstatus
ermöglichen soll, hier zu (über-)leben.
In Oldenburg baut zur Zeit die Initiative für
offene Grenzen ein Netzwerk zur Unterstützung
Illegalisierter auf. Ziel des Netzwerks ist,
die konkrete Unterstützung für Illegalisierte
durch möglichst viele Menschen zu tragen.
Damit verbunden ist die Hoffnung, durch diese
breit getragene Gegenstruktur das Klima in
Oldenburg dahingehend zu verändern, daß das
Thema "Illegalisierung" in der größeren
Öffentlichkeit zu Gunsten der Illegalisierten
diskutiert wird. Die herrschende Repression
und Ausgrenzung soll nicht mehr reibeungslos
funktionieren. Konkret bedeutet das Netzwerk,
in verschiedenen Bereichen Gruppen und
Einzelpersonen zu kennen, die sich mit den
Illegalisierten solidarisieren und nach ihren
Möglichkeiten Geld, Wohnraum, Arbeitsplätze,
Ausbildung oder medizinische Versorgung
bereitzustellen.
Kontaktadresse: Aktion
konkrete Unterstützung- netzwerk für Menschen
ohne Papiere/ c/o Initiative für offene
Grenzen - gegen Abschiebung und
Sondergesetze! /Kaiserstr. 24 /26122
Oldenburg /Tel.: 0441/248175