Oldenburger STACHEL Ausgabe 4/99      Seite 5
 
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Tschernobyltag 24. April

Esenshamm-Aktionen in Rodenkirchen

Die bisher größte Katastrophe in der zivilen Nutzung der Atomkraft im Jahre 1986 wirkt bis heute nach: Der ukrainische Gesundheitsminist er Andrej Serdjuk berichtete Ende 95, daß seit 1986 in seinem Land 125 000 Menschen an Strahlenkrankheiten gestorben seien. Rund vier Millionen Personen in mehr als 2 000 Städten und Dörfern waren verstrahlt worden, darunter 1,5 Millionen Kinder. In Belorußland leben 400 000 strahlengeschädigte Kinder, 130 000 Menschen wurden dort umgesiedelt. Eine Fläche etwa so groß wie Niedersachsen wurde verstrahlt. Von den über 600 000 eingesetzten KatastrophenhelferInnen aus der ganzen Sowjetunion weiß niemand, was aus ihnen geworden ist. Die ersten Helfer, die zu Beginn auf dem Dach des AKW waren, liegen sieben Meter tief auf dem Moskauer Ehrenfriedhof in Zinksärgen begraben, damit sie die Umgebung nicht verstrahlen. Ein Atommüllendlager in Moskau.

Und das Sterben geht weiter, Generationen werden noch verstrahlt werden und unter Strahlenkrankheiten leiden. "Menschliches Versagen" war Auslöser der Katastrophe in Tschernobyl, und solch ein Versagen ist nicht auf ein Land beschränkt. Unabhängig von der Frage, wie die Menschen sich Hunderttausend Jahre vor strahlendem Atommüll schützen sollen, ist auch bei uns die Gefahr eines zweiten Tschernobyl ganz real und aktuell. Während deutsche Konzerne ungerührt Strom aus russischen AKWs zu Dumpingpreisen importieren und um weitere Jahrzehnte Laufzeit für alte abgeschriebene Atommeiler feilschen, gilt es am 13. Tschernobyltag wieder auf diese schreckliche Realität hinzuweisen.

"Den Zirkus beenden!"

Das fordern die regionalen Bürgerinitiativen Umweltschutz im Arbeitskreis Wesermarsch. In ihrem Aufruf zum Aktionstag heißt es u.a.:"Der von der Atomwirtschaft mit der "Wiederaufarbeitung" veranstaltete Zirkus kann und muß sofort beendet werden, um

- die Anhäufung von waffenfähigem Plutonium zu beenden,

- die Menge des Atommülls deutlich zu reduzieren,

- um überflüssige Atomtransporte zu vermeiden,

- um die Gefahren und Schädigungen, die von Wiederaufarbeitungsanlagen ausgehen, zu beenden."

"Eine konsensfähige Idee geschweige denn ein Ort zur sicheren langfristigen Lagerung des Atommülls existiert weltweit nicht. ... Trotzdem betreiben die Energieproduktionskonz erne ihr lukratives Geschäft auf Kosten der kommenden Generationen weiter. Mit den Gewinnen von heute finanzieren sie die Werbeanzeigen gegen eine stabile poliitische Mehrheit von Menschen, die einen möglichst zügigen Ausstieg aus der Atomkraft wünscht. Über den selbstgemachten Mangel an Stromversorgungsalternativen, für den die EVUs rigoros und mit dem Geld eben der StromverbraucherInnen kämpfen, nötigen sie die VerbraucherInnen, auch in Zukunft den auf unerwünschte Art produzierten Strom von ihnen zu kaufen. Mit ihrer momentanen wirtschaftlichen Macht üben sie einen demokratisch nicht legitimierten Einfluß auf die Politik aus, der deutlich über die Macht der WählerInnen bei allen Wahlen hinausgeht."

Esenshamm stillegen!

Es gibt noch viele andere Gründe, am 24.4. zum Marktplatz von Rodenkirchen zu fahren. Von 11 bis 15 Uhr wird es dort Aktionen und Redebeiträge geben, u.a. vom Seefelder Kuratorium "Kinder von Tschernobyl", vom Windenergieverband BWE und vom Bremer Anti- Atom-Forum.


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