Oldenburger STACHEL Ausgabe 6/00      Seite 16
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Ein Stipendium für Alexandra

eine Förderinitiative des

Chorprojektes Shosholoza

Im Rahmen des Chorprojektes T.M.P.I.S.A. besuchte der Chor Shosholoza im März 1997 Südafrika. Die Victory Sonqoba Theatre Company (VSTC) ist eines der ausgesuchten Projekte, in dem sich SüdafrikanerInnen nach ihrer Rückkehr aus langjährigem Exil im sozialpolitischen und kulturellen Bereich engagieren. Sie entwickeln Initiativen in Nischen, in denen der Staat oder die Kommune ihre Aufgaben aufgrund fehlender Mittel nicht wahrnehmen kann oder wegen andersgearteter Schwerpunktsetzung nicht wahrnehmen will. Das bedeutet auch, daß diese Initiativen von Spenden und Förderern abhängig sind.

Im Fall der Victory Sonqoba Theatre Compan ist es der Initiative des Theaterpädagogen Bongani Linda zu verdanken, daß in Alexandra, einem von sozialen und politischen Spannungen geprägtem Township, aus dem Nichts ein heaterprojekt mit einem geradezu professionellen Standard entstanden ist.

Bei unserem Besuch wurde uns ein Einblick in die Geschichte und Arbeitsweise dieses Projektes gegeben. Darüber hinaus konnten wir uns durch eine Arbeitsprobe aus einer aktuellen Produktion über sexuelle Gewalt in der Familie von der professionellen Theaterarbeit überzeugen.Wir waren ausnahmslos beeindruckt von der Eindringlichkeit des Spiels und der optimistischen und positiven Energie, die diese Gruppe angesichts sozialer Probleme und Gewalt entwickelt. Diese Gruppe kann als typisch angesehen werden für Menschen, die sich couragiert den Widersprüchen, den Rissen innerhalb der südafrikanischen Gesellschaft, stellen und die ihre Arbeit der Veränderung der politischen Verhältnisse und Lebensbedingungen widmen.

Die Victoria Sonqoba Theatre Company, sowie auch die direkt auf das Township Alexandra bezogene Initiative für ein Alexandra Arts and Culture Centre sind bedeutenede Basisprojekte, deren Arbeit und Entwicklung von Unterstützung abhängig ist. Wir vom Chor Shosholoza haben uns dazu entschlossen, unseren Beitrag für den Fortbestand dieser Arbeit leisten.Seit der Chorreise 1997 besteht ein kontinuierlicher Kontakt und Austausch, der auch darauf gerichtet ist, herauszufinden, wie dieses Projekt aus der Ferne unterstützt werden kann. Die Unterstützung der Arbeit in diesem Projekt soll auf Dauer angelegt sein. Insofern sind wir neben Einzelspenden auch an regelmäßigen Spenden über Daueraufträge interessiert. Letztere machen es uns einfacher, auch dauerhaftere Verbindlichkeiten einzugehen.

Zu diesen dauerhaften Verbindlichkeiten zählt unser Wunsch, ein Stipendium zu finanzieren, mit dem einer jungen Frau oder einem jungen Mann aus den Ensemble die Ausbildung an einer Akademie ermöglicht wird.

Zur Zeit ruht die Verantwortung der künstlerischen Leitung des Theaters allein auf den Schultern Bongani Lindas. So wie ein wesentliches Merkmal der hier geleisteten Arbeit die Rolle der SchauspielerInnen als Multiplikatoren ist - also die Wirkung nach Außen in die Community, muß auch die kontinuierliche Arbeit im Hause selbst, auch das Neu- und Wiedereinbringen künstlerischen Potentials in die gemeinsame Arbeit, ein wichtiges Anliegen sei. Die Victory Sonqoba Theatre Company hat mittlerweile zwei Klassen, die "juniors" in der Grundausbildung und die "seniors", die schwerpunktmäßig neue Stücke erarbeiten und auf die Bühne bringen. Mit beiden Gruppen wird intensiv künstlerisch gearbeitet, mit den "seniors" ganztags. Mit der wachsenden Bedeutung dieses Theaters sind die Aufgaben komplexer geworden und der künstlerische Anspruch gewachsen. Mit der Ausbildung kann und soll die künstlerische Leitung, und somit der Fortbestand des Projektes abgesichert werden. Die VSTC gewinnt eine Fachkraft für die professionelle Vorstellungspraxis in einer sich herausbildenden festen Spielstätte im Alexandra Arts and Culture Centre. Darüber hinaus wird einem Jugendlichen über eine qualififizierte Berufsausbildung ein Zugang zu einem Berufszweig eröffnet, der aufgrund des zu zahlenden Schulgeldes vornehmlich Weißen vorbehalten war und ist.

Mit dem Stipendium soll ein Studium an der School of Dramatic Arts der University of Witwatersrand in Johannisburg ermöglicht werden. Der angestrebte Grad wird der eines B.A. Dramatic Art sein (B.A. = Bachelor of Arts).

Bongani Linda selbst hat diese Ausbildung absolviert.

Die Ausbildung widr vier Jahre in Anspruch nehmen.Für diese Zeit werden jährliche Studiengebühren fällig. Es wird auch notwendig sein,für die Dauer des Studiums dem/der StipendiatIn die Unterkunft und Verpflegung zu finanzieren, damit eine Unabhängigkeit von Erwerbsarbeit gegeben ist. Die Möglichkeit einer elterlichen Unterstützung für die Zeit des Studiums muß aufgrund der ökonomischen Bedingungen der Familien in Alexandra ausgeschlossen werden.

Das Stipendium wird über die Scool of Dramatic Arts verwaltet, nachdem ein KandidatIn durch die Victory Sonqoba Theatre Company genannt worden ist.

Chorprojekt "Shosholoza"

Shosholoza ist ein offenes Chorprojekt und wurde im März 1989 gegründet.

Shosholoza ist Xhosa und heißt "Vorwärts! Voran!".

Shosholoza, das sind etwa 40 Frauen und Männer aus Delmenhorst, Oldenburg, Hude und Bremen. Viele von ihnen singen auch in anderen Ensembles. Geprobt wird einmal alle drei Wochen bei Bremen, um südafrikanische Widerstands- und Freiheitslieder in den Stammessprachen der Zulus, Xhosas und Suthus sowie Lieder der Völker Namibias zu singen. Die Lieder wurden anfangs von dem schwarzen Südafrikaner James Madhlope Phillips (gestorben 1987), von den Swapo-Chören hier in Deutschland und vom holländischen Casa-Chor (Culture for another South Africa) vermittelt. Inzwischen sind auch etliche Lieder aus dem täglichen Leben in der Post-Apartheid-Ära dazugekommen.

Anlässlich des Todes von James Madhlope Phillips wurde auch ein Fond gegründet, das seinen Namen trägt. Dieser Fond sammelt Spenden. Mit diesen Spenden werden unter anderem die oben genannten sozio-kulturellen Projekte unterstützt.

Spendenkonto: Stichwort: Theaterstipendium

James-Madhlope-Phillips-Music-Fond, p.a. E. H. Buchberger, Schönhausenstr. 17, 28203 Bremen, Kontonr. 4505 5472, Sparkasse in Bremen(BLZ 290 501 01)

Kontakte: Eckhard H. Buchberger, Schönhausenstr. 17, 28203 Bremen,

Tel/Fax: 0421/74997 - eMail: buc@topmail.de

Werner Ufferhardt, Nedderend 31, 26121 Oldenburg, Tel 0441/81391

 

 
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