Oldenburger STACHEL Ausgabe 9/00      Seite 16
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Gesunde Lebensmittel - eine Vertrauensfrage

Gut ist für Mensch und Natur, wenn die Lebensmittelproduktion mit möglichst wenig Gift geschieht. Beim Bio-Landbau ist das seit langem der Fall. Doch wie soll mensch erkennen bei den verschiedenen "Bio"-Angeboten, was tatsächlich in schonender Art und Weise produziert wurde und welche Angebote andererseits diese Bezeichnung zu Unrecht tragen. Das ist nicht einfach. Wer die Wahl hat, hat auch die Qual. Da hilft auch die EU mit ihren Richtlinien nicht unbedingt weiter. Denn diese sind für wirkliche Biobauern z.B. viel zu lasch. Anerkannte Verbände wie z.B. Bioland, Demeter und Naturland, die in der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau - AGÖL - zusammengeschlossen sind, gehen mit ihren Kriterien wesentlich deutlicher zu Werke. Beispielsweise muß ein Demeterhof den weit überwiegenden Teil des Tierfutters selbst produzieren.

Doch es bleibt nicht aus, daß versucht wird, auf dem Bio-Markt zu grasen. KäuferInnen der Stadtbäckerei beispielsweise wird aufgefallen sein, daß die Stadtbäckerei seit einigen Wochen nicht mehr mit dem (verfremdeten) Label "Naturland" wirbt. Wer nachfragt, bekommt die lapidare Antwort, man habe sich getrennt. So etwas könnte im Einvernehmen geschehen. Auf die genauere Nachfrage des Oldenburger STACHEL wurde seitens der Geschäftsleitung behauptet, die Stadtbäckerei habe sich von Naturland getrennt. Tatsächlich jedoch hatte die Stadtbäckerei überhaupt keine Lizenz von Naturland. Lediglich Getreide wurde von dort in begrenztem Umfang erworben. Nach Androhung weitergehender rechtlicher Schritte zog die Stadtbäckerei am letzten Tag der gesetzten Frist den widerrechtlichen Gebrauch des geschützten Warenzeichens zurück. Damit ist an dieser Stelle das Aufweichen der strengen Richtlinien der eingetragenen Warenzeichen beendet, da die Bioszene nicht schläft.

Dem STACHEL gegenüber sagte die Geschäftsleitung, daß die EU-Richtlinien ja viel schärfer seien und deshalb sei es kein Verlust, das Label nicht mehr führen zu dürfen. Daraus zeigt sich, daß die Kenntnisse auf diesem Gebiet in der Stadtbäckerei nicht besonders fundiert sind. Mehr als ein Gütesiegel zahlt sich sicherlich die Konzession der Stadtbäckerei in dem sogenannten Ökozentrum bei der Uni im Bioladen Koopmann aus. Doch dadurch wird leider nicht gewährleistet, daß wirklich alle Produkte aus ökologischer Herkunft stammen. In den "Bio"-Regalen der Stadtbäckerei finden sich immer wieder nicht-ökologische Produkte. So gab die Geschäftsleitung dem STACHEL gegenüber zu, daß es sich beim "Digesta"-Brot nicht um ein Produkt ökologischer Herkunft handele. "Ich habe da nicht aufgepaßt, aber ich werde das abstellen", hieß es zum STACHEL. Nun, wir lassen uns überraschen.

So heißt es weiter aufpassen seitens der KundInnen, die bei den angestammten Bioläden sicherer in ihrem Sinne einkaufen gehen können. Das soll nicht heißen, daß die KundInnen beim Bioladen schlafen dürfen. Nein, einkaufen soll mensch in wachem Zustand. Bereits deshalb, um sich nichts anzuschaffen, was vielleicht ökologisch ist, aber momentan gar nicht benötigt wird. Da Einkaufen immer eine Frage des Vertrauens ist, gibt es z.B. den Ökomarkt. Hier können die Menschen mit den ProduzentInnen direkt in Kontakt kommen. Und wer diese Möglichkeit wahrnimmt, kann nachfragen, Beziehungen aufbauen und einen Eindruck davon gewinnen, ob sein Gegenüber weiß, wovon er oder sie spricht. In diesem Sinne wünscht der STACHEL einen schönen und genußvollen Ökomarkt.

Gerold Korbus

Weitere Informationen: http://www.agoel.de/vrili/wegw.htm http://www.oekomarktOL.de

 

 
  Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum