Oldenburger STACHEL Ausgabe 3/01      Seite 3
 
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Fahrradstraße in Oldenburg - Besserung in Sicht?

Sie war seit kurz nach der Einrichtung umstritten - die erste Fahrradstraße in Oldenburg. Vor allem die Anwohner aus der Katharinenstraße und dem Haarenesch übten Kritik: Es werde mit dem Auto schneller gefahren als vorher, da beide Straßen nun vorfahrtsberechtigt seien und die "Rechts-vor-links"-Regelung aufgehoben worden sei. Fußgänger würden von Autofahrern auf den Fußweg getrieben, wo sie Fußgänger behinderten und gefährdeten. Von Seiten der Verwaltung wurde zwar mehrfach nicht nur den Anwohnern versprochen, an dieser Situation etwas zu ändern, passieren tat aber nichts. Erst nach fast 1,5 Jahren nichtstun wurde die Verwaltung aktiv. Sie beauftragte ein Ingenieurbüro u.a. mit der Aufgabe, Verbesserungsmöglichkeiten für die Fahrradstraße zu erarbeiten. Dieses legte jetzt erste Ergebnisse vor, die auf den Sitzungen des "Runden Tisches Fahrradstraße" besprochen worden sind.

Die Ausgangssituation ist klar. Der derzeitige Zustand der Fahrradstraße ruft zu Recht starke Kritik nicht nur der Anwohner hervor. Eine Straße wird nicht dann zur Fahrradstraße, indem verkleinerte Verkehrsschilder aufgestellt und die Vorfahrtsregelung verändert wird. Zudem hat die wiederholten Aussagen der Verwaltung, man werde die Situation verbessern, kaum noch jemand ernst genommen. Die Mängel der Fahrradstraße im derzeitigen Zustand sind gravierend: die Schilder zu klein und daher die Erkennbarkeit zu gering, von irgendwelchen Markierungen zur besseren Wahrnehmung ganz zu schweigen. Die Fahrradstraße wird von zwei vorfahrtsberechtigten Straßen unterbrochen (Peterstraße und Auguststraße) und die Radfahrer verenden in den Wallanlagen elendig, da eine Weiterführung Richtung Heiligengeiststraße nicht vorgesehen ist. Zum positiven geändert hat sich bisher nichts.

Aus diesem Grund ist der in der letzten Sitzung des Verkehrsausschusses der Stadt Oldenburg gestellte Antrag der CDU auf Aufhebung der Fahrradstraße gut zu verstehen. Er kommt jedoch zum falschen Zeitpunkt. Während sich nämlich 1,5 Jahre nichts getan hat, sind jetzt konkrete und effektive Verbesserungen für die Fahrradstraße in Sicht, die bis April z.T. auch umgesetzt werden sollen. Ab da beginnt das Projekt Fahrradstraße wieder bei Null. Dann wird sich zeigen, ob die erste Oldenburger Fahrradstraße eine Zukunft hat. Schlagen auch diese Maßnahmen zur Verbesserung fehl, ist das Ende der Fahrradstraße sicher besiegelt. Doch bis dahin sollte man abwarten und der Fahrradstraße noch eine Chance geben. Wer momentan ihre Aufhebung fordert, ohne die Ergebnisse des neuen Konzepts abzuwarten und einen Neubeginn an einer anderen Stelle fordert, kann es nicht sonderlich ernst meinen mit der Einrichtung von Fahrradstraßen. Zudem würde die grundsätzlich sinnvolle Einrichtung Fahrradstraße einen großen Imageschaden erleiden, zumal ein Großteil der Probleme, die in dieser Fahrradstraße auftreten, von grundsätzlicher Natur sind und woanders auch wieder auftreten würden. Daher ist es wichtig, Standards für die Einrichtung von Fahrradstraßen zu erarbeiten und die Probleme der ersten Oldenburger Fahrradstraße modellhaft zu lösen.

Bevor weitere Fahrradstraßen in Oldenburg eingerichtet werden, ist es ratsam, erstens die Probleme der bestehenden Fahrradstraße zu lösen und zweitens ein Konzept mit möglichen Fahrradstraßen zu erarbeiten. Es macht wenig Sinn, irgendwelche Straßen als Fahrradstraßen auszuweisen, die in keinem Zusammenhang zueinander stehen. Schließlich ist das Ziel, ein zusammenhängendes Netz von Fahrradstraßen zu bekommen.

Als Beispiel für eine weitere Fahrradstraße sei die Straße Haarenufer genannt. Über die Lasiusstraße und Unter den Linden kann eine sinnvolle Fahrradanbindung auf ruhigen, d.h. kfz-armen Nebenstrecken des Stadtwesten an die Innenstadt erfolgen. Im Gegensatz zur bestehenden Fahrradstraße für sie direkt in die Innenstadt (Julius-Mosen-Platz) wird nicht durch Querstraßen unterbrochen (Lindenallee und Ratsherr Schulze-Straße sind Tempo 30 Straßen und können der Fahrradstraße untergeordnet werden). Zudem ist sie attraktiver als die Haareneschstraße, da sie direkt an einem Wasserzug (Haaren) geführt wird.

Die Eignung weiterer Straßen als Fahrradstraßen wird sich zeigen.

Stephan Popken

 

 
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