Oldenburger STACHEL Ausgabe 3/01      Seite 2
 
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Kopfnoten, Kopfnüsse und andere Kopflosigkeiten -

Was SchülerInnen Kopfzerbrechen bereitet

Dieser Artikel ist über Kopfnoten ist kein historischer Rückblick auf die reaktionäre Schulpolitik von vor über 30 Jahren, denn die wiedereingeführten Kopfnoten charakterisieren auch die heutige Schulpolitik. Diese führte außerdem im vergangenen Jahr das Mini-Abi, also eine Abschluß- bzw. Aufnahmeprüfung am Ende der 10. Klasse, ein. Das Beides sind jedoch nur zwei deutliche Symptome der chronischen Krankheit, nämlich des überall steigenden Leistungsdrucks. Deswegen wollen wir das Immunsystem stärken und Widerstand gegen Verursacher, wie zum Beispiel "moderne" PolitikerInnen und Wirtschaft leisten.

Kopfnoten geben LehrerInnen eine weitere Möglichkeit ihrer repressiven Autorität noch stärker Ausdruck zu verleihen. Sie schränken die Individualität und die Meinungsfreiheit ein, da kritische Äußerungen subjektiv beurteilt werden. Der Charakter wird mit zwei positiven und zwei negativen zur Auswahl stehenden Bemerkungen zum Arbeits- und Sozialverhalten beurteilt. Kopfnoten bieten für die Wirtschaft eine praktische Selektionsmöglichkeit, um ihre profitorientierten Interessen schon frühzeitig durchsetzen zu können. Im Großen und Ganzen gilt hier, wie auch in der Natur: die Bestangepaßtesten (an gesellschaftliche Normen) sahnen mal wieder ab.

... Wenn die Haifische Menschen wären, würden sie im Meer für die kleinen Fische gewaltige Kästen bauen lassen, mit allerhand Nahrung drin, sowohl Pflanzen als auch Tierzeug. Sie würden dafür sorgen, daß die Kästen immer frisches Wasser hätten und sie würden überhaupt allerhand sanitäre Maßnahmen treffen. ... Es gäbe natürlich auch Schulen in den großen Kästen. In diesen Schulen würden die Fischlein lernen, wie man in den Rachen der Haifische schwimmt. ... Bertolt Brecht

Hand in Hand mit der Schulpolitik werden an vielen Stellen die vor ca. 30 Jahren erkämpften Rechte zurückgedrängt, bzw. abgeschafft. Der Leistungsdruck steigt überall. Schule soll SchülerInnen zu nützlichen Arbeitstieren machen. Sie bildet Eliten und erklärt SchülerInnen in Abstufungen für funktional und disfunktional für die gesellschaftliche Herrschafts- bzw. Wirtschaftsstrukturen. Wobei mensch bei den "dis-" bzw. "minderfunktionalen" SchülerInnen unterscheiden kann, zwischen denen, die (aus guten Gründen) nicht wollen oder denen, die es nicht können (so zu funktionieren, wie sie es sollen). Schließlich werden beispielsweise durch sozialen Stand verursachte Ungerechtigkeiten nicht berücksichtigt. Den SchülerInnen wird außerdem ein Stempel aufgedrückt, der schwer wieder los zu werden ist und der außerdem dazu führt, daß der gesellschaftliche Druck auf den/die SchülerIn steigt, schließlich braucht jede/r mal einen Job oder zumindest oder zumindest etwas Anerkennung vom Umfeld. Das vorrangige (auch von der Wirtschaft) aufgedrückte Ziel von Schule ist jedoch allen "klar zu machen", daß eben dieser aufgedrückte Stempel und seine Folgen(Job, sozialer Stand, Anerkennung; genauer gesagt: besserer Job, höherer sozialer Stand und mehr Anerkennung als andere, ...) das wichtigste im Leben sind und ihn/sie überhaupt zu dem "guten" oder "schlechten" Menschen in der Gesellschaft machen werden. Leider entspricht dieses Bild in unserer Gesellschaft der Wahrheit. Ein konkretes Beispiel für den steigenden Leistungsdruck in der Schule ist das Mini-Abi.

Kopfnoten und Mini-Abi abschaffen! Der Protest muß auf die Straße getragen werden!

Deshalb gab es eine gute und gut besuchte Demo am Freitag, 2.3.01, bei der die voranstehenden Zeilen der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt wurden.

Das SchülerInnen-Aktionsbündnis ist über das Alhambra, Hermannstr. 83, Tel. 04 41/1 44 02, zu erreichen.

 

 
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