Oldenburger STACHEL Ausgabe 4/01      Seite 16
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Der Traum von einer Gesellschaft ohne Rassismus

In Bremen fand vom 2.-4. März 2001 eine bundesweite Schülertagung zum Thema Rassismus statt, an der ca.200 SchülerInnen teilnahmen. Zum einen waren die Jugendlichen zusammengekommen, um über den gegenwärtigen Rassismus zu sprechen, der durch rechtsextremistische Gewalttaten, menschenfeindliche Parolen wie "Kinder statt Inder" oder durch das Gerede von einer "deutschen Leitkultur" zum Ausdruck kommt. Zum anderen wurde am 4.3. das Projekt "Schule ohne Rassismus", das ursprünglich aus Belgien kommt und in Deutschland von Aktion Courage e.V. initiiert wurde, mit der Buber-Rosenzweig Medaille gewürdigt. Diese Auszeichnung wird verliehen vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im Rahmen der "Woche der Brüderlichkeit", die am Sonntag (4.3.) eröffnet wurde.

Campino hielt Laudatio

Campino von den Toten Hosen war der Höhepunkt dieser Veranstaltung-zumindest für das junge Publikum. In seiner Laudatio, die er vor mehr als 700 Menschen ( darunter Hans Koschnik, Henning Scherf und Frau Schumann, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Oldenburg) im alten Rathaus hielt, verurteilte er auf überzeugende und mobilisierende Weise Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Gesellschaft. "Man besucht eine Schule ohne Rassismus und ruft dem Rest der Welt entgegen, daß Rassismus eine Ideologie der Verlierer ist, die nichts hat, als den dünnen Stolz auf eine Nation oder eine Hautfarbe und den Haß auf alles, was anders ist." Auf große Zustimmung stießen diese Worte ebenso als er die Nazis als "dumme, feige Kleingeister und asoziale Elemente unserer Gesellschaft" bezeichnete. Musikalisch begeisterte die Bremer Band "flow in immo" bestehend aus Sänger Immo und DJ Kevin, die zwischen den Reden mit professionellem Hip Hop und Reggae für kurze Zeit die Sonne aufgehen ließ. Ebenso nennenswert ist der 15jährige Pianist Oscar Jezior, der mit klassischer Musik die Gäste beeindruckte. Doch so gut die Musik auch war, beim Thema Auschwitz galt die volle Aufmerksamkeit wieder der Grausamkeit, Menschenverachtung und der Gewalt sowohl auf die deutsche Vergangenheit bezogen als auch auf die Gegenwart. Die Künstlerin Naomie Markel hatte außerdem Bilder mitgebracht, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen und auch dazu aufrufen, Auschwitz nicht zu vergessen angesichts der Tatsache, daß sich so etwas wiederholen könnte. Die Anfänge sind jedenfalls da.

Zivilcourage fördern - Ignoranz und Gleichgültigkeit abbauen

Wer wegschaut oder zusieht macht sich mitschuldig für die gegenwärtigen Zustände oder besser gesagt Mißstände in Politik und Gesellschaft. Deshalb wurde geworben für Toleranz, Zivilcourage und Gerechtigkeit. Abschließend gab es wieder Musik von Immo und der sympathische Moderator hielt das Schlusswort der Veranstaltung, die übrigens live in der ARD übertragen wurde. Und eines hat uns diese Veranstaltung auf jeden Fall gelehrt: Man darf die Hoffnung nicht aufgeben. Jede/r Einzelne kann dazu beitragen die Gesellschaft ein wenig positiv zu verändern. Vielleicht wird es eines Tages eine Gesellschaft geben, die auf Toleranz, Gleichheit und Gleichberechtigung basiert. Mit Gleichheit ist an dieser Stelle die Gleichwertigkeit aller Menschen gemeint.

Mut zur Differenz

Die kulturelle Vielfalt ist etwas Schönes - wie langweilig wäre es hätten wir es mit einer uniformen Gesellschaft zu tun? In der das eine Individuum dem anderen vollkommen gleicht? Glücklicherweise leben wir in einer multikulturellen Gesellschaft, auch wenn sie von bestimmten Leuten nicht gewünscht ist. Anstatt "Wut auf die Differenz" (Adorno) sollten wir "Mut zur Differenz" (Y. Albrecht) praktizieren. Es gibt keine höher- oder minderwertigen Kulturen/Menschen und das schreckliche Wort "Rasse" sollte komplett verschwinden, wenn von Menschen die Rede ist. Außerdem sollte sich der Mensch nicht über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Nation definieren, sondern sich bewußt werden, daß er ein Teil der Menschheit ist zu welcher alle Menschen auf dieser Welt gleichermaßen gehören.

Mec

 

 
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