Wie "Unbequemes" aus der Welt geschafft wird
Liebe Menschen in Oldenburg, Vorsicht mit der Stadtverwaltung. Da wird
nämlich jetzt alles ganz ordentlich. Es wird am "Outfit" gearbeitet.
Deshalb entfernen MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung bei der
Auslage bunten Papiers im "Kulturzentrum" PFL in der Peterstraße 3 gnadenlos
alles, "was keinen direkten Bezug" zum PFL hat. Die Richtlinie heißt: "Heute
gebracht - heute beseitigt".
Informationen und Hausrecht in öffentlichen Gebäuden
Nun ist es natürlich richtig, daß die Stadt Oldenburg dort das Hausrecht hat
und darüber bestimmen darf, was dort ausgelegt wird und was nicht. Und
alles Gelumpe sollte dort sicherlich nicht ausgelegt werden dürfen. Doch die
Art und Weise, wie die Richtlinien dort geändert worden sind, läßt
reichlichen Nachholbedarf in Sachen menschlichen Umgangs erkennen.
Ist doch nur frisch bedrucktes
Altpapier
Der Oldenburger STACHEL wird im PFL vorne ausgelegt, seitdem das PFL als
Kulturzentrum existent ist und dort Informationsmaterialien ausgelegt
werden. Das dürfte locker seit über zehn Jahren so laufen. Eine Menge
OldenburgerInnen haben so den STACHEL erst kennengelernt. Doch ohne daß die
Redaktion über eine Änderung informiert worden wäre, wurden dort alle
ausgelegten Materialien entfernt, die "nicht direkt mit dem PFL zu tun
haben". Dabei steht die Redaktion in jedem Telefonbuch und auch im Impressum
ist unsere Nummer verzeichnet.
Ehrenamtliche Zuarbeit
für die Katz'?
"Kultur" ("Kulturzentrum" PFL) meint vor allem die Art und Weise des
Umgangs von Menschen mit Menschen. "STACHEL" heißt für Oldenburg,
daß wir - nur zum Beispiel - in der Ausgabe 226 in unseren 55 Terminhinweisen in 50
örtlich bezogenen Tips auf 18 Veranstaltungen im PFL hinwiesen. Gleichwohl
brauchte es erhebliche Energie, um den verantwortlichen Personen auf den
verschiedenen Etagen zu verdeutlichen, daß der STACHEL "dazugehört". Die
Antwort bestand in einer bedrohlichen Formulierung, die allerdings immerhin
momentan entwarnt: "Wir werden den Eingangsbereich umgestalten, bis dahin
kann bis auf weiteres der STACHEL dort ausgelegt werden." Das ist also
vorläufig im Sinne der LeserInnen, die dort den STACHEL beziehen, positiv
geregelt. Das Engagement für die Auslage anderer Blätter blieb leider
bislang erfolglos. Doch wie sich zeigte, lohnt es sich gelegentlich, etwas
nicht widerspruchslos hinzunehmen.
Zensur oder schlicht
Kritikunfähigkeit?
Weniger positiv verlief in den vergangenen Jahren die Beziehung zu einigen
sogenannten Bioläden. Von der Firma Seidenspinner hörten wir - immerhin
ehrlich und prompt - eine knackige Antwort auf einen guten - zugegeben
kritischen Artikel. "Ihr braucht den STACHEL nicht mehr bei uns vorbeizubringen." Schade?
Pressefreiheit
im Ökonomiezentrum?
Schlimm jedoch verlief die "Kritik" an deutlichen Zeilen hinsichtlich des
"Bio"-Back, der auch in der Firma Koopmann residiert. Während die
Firmenleitung von "Bio"-Back die Kritik der STACHEL-Redaktion unumwunden
bestätigte und Besserung versprach, hat die Firma Koopmann auf eine miese
und hinterhältige Weise reagiert. Denn der "Bio"-Laden Koopmann war
lange Zeit Vertriebsstelle für den STACHEL. Doch nach Erscheinen des STACHEL
zum Ökomarkt 2000 ließ man die gelieferten STACHEL leise im Müll
verschwinden.
Mißbrauchtes Vertrauen!
Da wir Vertrauen hegten, legten wir nach, weil wir davon ausgingen, daß wir
gerade dort nicht hintergangen würden. Schließlich hat es die
Fleischerei Koopmann nur deshalb gegeben, weil Mitglieder der
STACHEL-Redaktion ebenso wie die Biologische Schutzgemeinschaft Hunte BSH
das frühere Projekt aktiv unterstützten.
LeserInnen: Bitte aufgepaßt!
Doch gerade von dort gab es keinerlei Rückmeldung in bezug auf unsere
Kritik. Bis wir nach einiger Zeit selbst hinter den Sachverhalt kamen und
die Lieferung einstellten. Wir sind diesbezüglich den Rückmeldungen
von unseren LeserInnen dankbar, die uns berichteten, daß sie dort den
STACHEL nicht mehr bekommen konnten und bitten in diesem Zusammenhang um
weitere Rückmeldungen, sollte es irgendwo seltsame Beobachtungen geben.
Den nachfragenden LeserInnen wurde übrigens mitgeteilt, der STACHEL habe
böses über die Firma Koopmann berichtet. Der damalige Bericht wird im Anhang
auszugsweise dokumentiert.
Ach ja: Ehrenamtliche Arbeit
soll sich lohnen ...
Vielleicht sollte die Stadtverwaltung einmal darüber nachdenken,
welchen großen Nutzen sie durch die ehrenamtliche Unterstützung
seitens der STACHEL-Redaktion nicht allein für die Kulturarbeit
des PFL hatte und auch hat. Es geht nicht allein um die
Öffentlichkeitsarbeit. Es geht auch darum, daß durch den STACHEL
Menschen angesprochen werden, die ansonsten seitens der Stadt nicht
erreicht werden. Vielleicht wächst ja - allem Spargeschrei zum Trotz -
mal eine angemessene Spende rüber, die unsere Tätigkeit auch für die
Zukunft ermöglicht. Oder sollte die Stadt erwarten, daß nicht nur die
Redaktion, sondern auch die DruckerInnen kostenlos arbeiten?
Gerold Korbus
ps: Aus Anlaß dieser Zeilen haben wir noch einmal bei der Firma Koopmann
nachgefragt. Zitate: "Bioback und Koopmann sind doch eine Firma." "Die
Kritik an Bioback fällt doch auf uns zurück." Der inkriminierte Artikel in
der Ausgabe 9/00 hieß übrigens: "Gesunde Lebensmittel - eine
Vertrauensfrage". Die Zeilen wurden von anderen BioladnerInnen
ausdrücklich begrüßt. Darin hieß es wörtlich:
"Gesunde Lebensmittel -
eine Vertrauensfrage"
Gut ist für Mensch und Natur, wenn die Lebensmittelproduktion mit
möglichst wenig Gift geschieht. Beim Bio-Landbau ist das seit langem
der Fall. Doch wie soll mensch erkennen bei den verschiedenen
"Bio"-Angeboten, was tatsächlich in schonender Art und Weise
produziert wurde und welche Angebote andererseits diese Bezeichnung zu
Unrecht tragen. Das ist nicht einfach. ...
Doch es bleibt nicht aus, daß versucht wird, auf dem Bio-Markt zu
grasen. KäuferInnen der Stadtbäckerei beispielsweise wird aufgefallen
sein, daß die Stadtbäckerei seit einigen Wochen nicht mehr mit dem
(verfremdeten) Label "Naturland" wirbt. ...
(Es) hatte die Stadtbäckerei überhaupt keine Lizenz von Naturland.
Lediglich Getreide wurde von dort in begrenztem Umfang erworben. Nach
Androhung weitergehender rechtlicher Schritte zog die Stadtbäckerei am
letzten Tag der gesetzten Frist den widerrechtlichen Gebrauch des
geschützten Warenzeichens zurück. Damit ist an dieser Stelle das
Aufweichen der strengen Richtlinien der eingetragenen Warenzeichen
beendet, da die Bioszene nicht schläft.
Dem STACHEL gegenüber sagte die Geschäftsleitung, daß die EU-Richtlinien ja
viel schärfer seien (was großer Quatsch ist, d. Verf.) und deshalb sei es
kein Verlust, das Label nicht mehr führen zu dürfen. Daraus zeigt sich, daß
die Kenntnisse auf diesem Gebiet in der Stadtbäckerei nicht besonders
fundiert sind. Mehr als ein Gütesiegel zahlt sich sicherlich die Konzession
der Stadtbäckerei in dem sogenannten Ökozentrum bei der Uni im Bioladen
Koopmann aus. Doch dadurch wird leider nicht gewährleistet, daß wirklich
alle Produkte aus ökologischer Herkunft stammen. In den "Bio"-Regalen der
Stadtbäckerei finden sich immer wieder nicht-ökologische Produkte. So gab
die Geschäftsleitung dem STACHEL gegenüber zu, daß es sich beim
"Digesta"-Brot nicht um ein Produkt ökologischer Herkunft handele. "Ich habe
da nicht aufgepaßt, aber ich werde das abstellen", hieß es zum STACHEL. Nun,
wir lassen uns überraschen. ...
aus: Oldenburger Stachel Nr. 9/00, Seite 16. Der ausführliche Artikel ist
unter http://www.stachel.de nachzulesen.
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