Oldenburger STACHEL Ausgabe 10/01      Seite 3
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Wie "Unbequemes" aus der Welt geschafft wird

Liebe Menschen in Oldenburg, Vorsicht mit der Stadtverwaltung. Da wird nämlich jetzt alles ganz ordentlich. Es wird am "Outfit" gearbeitet. Deshalb entfernen MitarbeiterInnen der Stadtverwaltung bei der Auslage bunten Papiers im "Kulturzentrum" PFL in der Peterstraße 3 gnadenlos alles, "was keinen direkten Bezug" zum PFL hat. Die Richtlinie heißt: "Heute gebracht - heute beseitigt".

Informationen und Hausrecht in öffentlichen Gebäuden

Nun ist es natürlich richtig, daß die Stadt Oldenburg dort das Hausrecht hat und darüber bestimmen darf, was dort ausgelegt wird und was nicht. Und alles Gelumpe sollte dort sicherlich nicht ausgelegt werden dürfen. Doch die Art und Weise, wie die Richtlinien dort geändert worden sind, läßt reichlichen Nachholbedarf in Sachen menschlichen Umgangs erkennen.

Ist doch nur frisch bedrucktes
Altpapier

Der Oldenburger STACHEL wird im PFL vorne ausgelegt, seitdem das PFL als Kulturzentrum existent ist und dort Informationsmaterialien ausgelegt werden. Das dürfte locker seit über zehn Jahren so laufen. Eine Menge OldenburgerInnen haben so den STACHEL erst kennengelernt. Doch ohne daß die Redaktion über eine Änderung informiert worden wäre, wurden dort alle ausgelegten Materialien entfernt, die "nicht direkt mit dem PFL zu tun haben". Dabei steht die Redaktion in jedem Telefonbuch und auch im Impressum ist unsere Nummer verzeichnet.

Ehrenamtliche Zuarbeit
für die Katz'?

"Kultur" ("Kulturzentrum" PFL) meint vor allem die Art und Weise des Umgangs von Menschen mit Menschen. "STACHEL" heißt für Oldenburg, daß wir - nur zum Beispiel - in der Ausgabe 226 in unseren 55 Terminhinweisen in 50 örtlich bezogenen Tips auf 18 Veranstaltungen im PFL hinwiesen. Gleichwohl brauchte es erhebliche Energie, um den verantwortlichen Personen auf den verschiedenen Etagen zu verdeutlichen, daß der STACHEL "dazugehört". Die Antwort bestand in einer bedrohlichen Formulierung, die allerdings immerhin momentan entwarnt: "Wir werden den Eingangsbereich umgestalten, bis dahin kann bis auf weiteres der STACHEL dort ausgelegt werden." Das ist also vorläufig im Sinne der LeserInnen, die dort den STACHEL beziehen, positiv geregelt. Das Engagement für die Auslage anderer Blätter blieb leider bislang erfolglos. Doch wie sich zeigte, lohnt es sich gelegentlich, etwas nicht widerspruchslos hinzunehmen.

Zensur oder schlicht
Kritikunfähigkeit?

Weniger positiv verlief in den vergangenen Jahren die Beziehung zu einigen sogenannten Bioläden. Von der Firma Seidenspinner hörten wir - immerhin ehrlich und prompt - eine knackige Antwort auf einen guten - zugegeben kritischen Artikel. "Ihr braucht den STACHEL nicht mehr bei uns vorbeizubringen." Schade?

Pressefreiheit
im Ökonomiezentrum?

Schlimm jedoch verlief die "Kritik" an deutlichen Zeilen hinsichtlich des "Bio"-Back, der auch in der Firma Koopmann residiert. Während die Firmenleitung von "Bio"-Back die Kritik der STACHEL-Redaktion unumwunden bestätigte und Besserung versprach, hat die Firma Koopmann auf eine miese und hinterhältige Weise reagiert. Denn der "Bio"-Laden Koopmann war lange Zeit Vertriebsstelle für den STACHEL. Doch nach Erscheinen des STACHEL zum Ökomarkt 2000 ließ man die gelieferten STACHEL leise im Müll verschwinden.

Mißbrauchtes Vertrauen!

Da wir Vertrauen hegten, legten wir nach, weil wir davon ausgingen, daß wir gerade dort nicht hintergangen würden. Schließlich hat es die Fleischerei Koopmann nur deshalb gegeben, weil Mitglieder der STACHEL-Redaktion ebenso wie die Biologische Schutzgemeinschaft Hunte BSH das frühere Projekt aktiv unterstützten.

LeserInnen: Bitte aufgepaßt!

Doch gerade von dort gab es keinerlei Rückmeldung in bezug auf unsere Kritik. Bis wir nach einiger Zeit selbst hinter den Sachverhalt kamen und die Lieferung einstellten. Wir sind diesbezüglich den Rückmeldungen von unseren LeserInnen dankbar, die uns berichteten, daß sie dort den STACHEL nicht mehr bekommen konnten und bitten in diesem Zusammenhang um weitere Rückmeldungen, sollte es irgendwo seltsame Beobachtungen geben. Den nachfragenden LeserInnen wurde übrigens mitgeteilt, der STACHEL habe böses über die Firma Koopmann berichtet. Der damalige Bericht wird im Anhang auszugsweise dokumentiert.

Ach ja: Ehrenamtliche Arbeit
soll sich lohnen ...

Vielleicht sollte die Stadtverwaltung einmal darüber nachdenken, welchen großen Nutzen sie durch die ehrenamtliche Unterstützung seitens der STACHEL-Redaktion nicht allein für die Kulturarbeit des PFL hatte und auch hat. Es geht nicht allein um die Öffentlichkeitsarbeit. Es geht auch darum, daß durch den STACHEL Menschen angesprochen werden, die ansonsten seitens der Stadt nicht erreicht werden. Vielleicht wächst ja - allem Spargeschrei zum Trotz - mal eine angemessene Spende rüber, die unsere Tätigkeit auch für die Zukunft ermöglicht. Oder sollte die Stadt erwarten, daß nicht nur die Redaktion, sondern auch die DruckerInnen kostenlos arbeiten?

Gerold Korbus

ps: Aus Anlaß dieser Zeilen haben wir noch einmal bei der Firma Koopmann nachgefragt. Zitate: "Bioback und Koopmann sind doch eine Firma." "Die Kritik an Bioback fällt doch auf uns zurück." Der inkriminierte Artikel in der Ausgabe 9/00 hieß übrigens: "Gesunde Lebensmittel - eine Vertrauensfrage". Die Zeilen wurden von anderen BioladnerInnen ausdrücklich begrüßt. Darin hieß es wörtlich:

"Gesunde Lebensmittel -
eine Vertrauensfrage"

Gut ist für Mensch und Natur, wenn die Lebensmittelproduktion mit möglichst wenig Gift geschieht. Beim Bio-Landbau ist das seit langem der Fall. Doch wie soll mensch erkennen bei den verschiedenen "Bio"-Angeboten, was tatsächlich in schonender Art und Weise produziert wurde und welche Angebote andererseits diese Bezeichnung zu Unrecht tragen. Das ist nicht einfach. ...

Doch es bleibt nicht aus, daß versucht wird, auf dem Bio-Markt zu grasen. KäuferInnen der Stadtbäckerei beispielsweise wird aufgefallen sein, daß die Stadtbäckerei seit einigen Wochen nicht mehr mit dem (verfremdeten) Label "Naturland" wirbt. ... (Es) hatte die Stadtbäckerei überhaupt keine Lizenz von Naturland. Lediglich Getreide wurde von dort in begrenztem Umfang erworben. Nach Androhung weitergehender rechtlicher Schritte zog die Stadtbäckerei am letzten Tag der gesetzten Frist den widerrechtlichen Gebrauch des geschützten Warenzeichens zurück. Damit ist an dieser Stelle das Aufweichen der strengen Richtlinien der eingetragenen Warenzeichen beendet, da die Bioszene nicht schläft.

Dem STACHEL gegenüber sagte die Geschäftsleitung, daß die EU-Richtlinien ja viel schärfer seien (was großer Quatsch ist, d. Verf.) und deshalb sei es kein Verlust, das Label nicht mehr führen zu dürfen. Daraus zeigt sich, daß die Kenntnisse auf diesem Gebiet in der Stadtbäckerei nicht besonders fundiert sind. Mehr als ein Gütesiegel zahlt sich sicherlich die Konzession der Stadtbäckerei in dem sogenannten Ökozentrum bei der Uni im Bioladen Koopmann aus. Doch dadurch wird leider nicht gewährleistet, daß wirklich alle Produkte aus ökologischer Herkunft stammen. In den "Bio"-Regalen der Stadtbäckerei finden sich immer wieder nicht-ökologische Produkte. So gab die Geschäftsleitung dem STACHEL gegenüber zu, daß es sich beim "Digesta"-Brot nicht um ein Produkt ökologischer Herkunft handele. "Ich habe da nicht aufgepaßt, aber ich werde das abstellen", hieß es zum STACHEL. Nun, wir lassen uns überraschen. ...

aus: Oldenburger Stachel Nr. 9/00, Seite 16. Der ausführliche Artikel ist unter http://www.stachel.de nachzulesen.

 

 
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