Oldenburger STACHEL Ausgabe 10/01      Seite 1
 
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Das wird heiter werden?

Gedanken nicht nur zur Wahl des Oberbürgermeisters

"Sie ist vollbracht." So pathetisch äußerte sich vor kurzem die Uni-Leitung zu einem anderen Thema. Nicht klar dürfte nunmehr sein, ob die Kuh damit vom Eis runter oder erst so richtig drauf ist. Konkreter: Vor der Wahl gab es "Elefantenrunden" (Manfred Protze, dpa) mit den beiden Kandidaten. Die eine wurde direkt durch den Offenen Kanal übertragen. Die WählerInnen sollten die Möglichkeit bekommen, direkte Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.

Leider war das nicht mehr, sondern höchstens weniger als eine Show. Denn zum einen redeten lange und ausführlich die beiden Herren und dazu noch der "Moderator". Wenn doch mal das Mikrofon im Bereich des Publikums eingeschaltet wurde, kamen fast ausschließlich Personen zu Worte, die ParteigängerInnen der beiden großen Parteien sind.

Es geht sicher noch peinlicher

Selbst KandidatInnen zur Stadtratswahl schämten sich nicht, den WählerInnen die wenige zur Verfügung stehende Zeit zu rauben. Nur als Beispiel seien hier Heike Bockmann (MdL) und Maria Bollerslev genannt. Vielleicht haben die anderen ja den Mut, sich selbst zu outen. Jedenfalls wurde aus dem Publikum kurz gefragt, wer bei der Veranstaltung nicht Mitglied einer Partei oder des OKOL sei. Das Ergebnis fiel reichlich dürftig aus.

Ein trauriger Anlaß

Danach wurde es pietätvoll. Aus Anlaß des Attentats in New York wurde der Wahlkampf zur OB-Stichwahl ausgesetzt. Doch es gab eine Veranstaltung mit den beiden "Elefanten" und einem CDU-MdB. Die Menschen sollten über die Hintergründe des Attentats aufgeklärt werden. Womit im Podium wohl überhaupt nicht gerechnet worden war: Es erschien deutlich mehr Publikum, als dies bei der obengenannten Veranstaltung der Fall war. Und das mit vielen kritischen Fragen und Beiträgen. Der Oldenburger Rechtsanwalt Hausin fragte nach der Trauer für die vielen Opfer von Hunger, Flucht und Verfolgung in der Welt. Dietmar Schütz sah darin lediglich einen Versuch der Relativierung. Das jedoch, darin war das Publikum sich einig, war keinesfalls so gemeint. (Muß es nicht nachdenklich stimmen, daß Millionen Tote weltweit die Alltagsgeschäftigkeit nicht zu beeinträchtigen vermögen? D. Verf.)

Ist Schütz ein Frauenhasser?

Als extrem stillos wurde die Äußerung von Dietmar Schütz aufgefaßt, mit der er die Wortmeldung einer SPD-Genossin, die sich als erste Frau an dem Abend zu Wort meldete, vorweg kommentierte: Ute, wir haben es jetzt 19.15 Uhr. Wir müssen um 20 Uhr den Saal verlassen. Bitte fasse Dich kurz.

Raus aus dem Bundestag

Manche begrüßen, daß Schütz nicht mehr in den Bundestag geht: Eine Person lehnte Feindbilder ab, griff dann den Vorwurf gegen den immer verdächtigen Ben Laden auf: Dieser sei über Jahre hinweg seitens der USA hofiert und mit Waffen versorgt worden. Das ist keine neue Information und die Spatzen pfeifen es vom Dach. Doch Dietmar Schütz leugnete die USA-Ben-Laden-Connection. Das war zwar am Tag zuvor bereits mit einem einstündigen Beitrag im DLF belegt worden und am gleichen Tag auf einer ganzen Seite in der FR zu lesen. Aber so richtig glaubwürdig konnte dieser Sachverhalt für OldenburgerInnen erst am Freitag nach der Veranstaltung werden, als selbst die BildWest über die CIA-Zuarbeit zu Bin Laden berichtete.

Leider konnten wir Herrn Schütz nicht mehr befragen, wie er die Angelegenheit heute sieht. Bei dem CDU-MdB Kossendey hat sich jedenfalls keine andere Perspektive aufgetan, wie er uns fernmündlich versicherte. Vermutlich begrüßen es deshalb einige, daß jetzt zumindest ein Mandat aus der Oldenburger Region die Möglichkeit für Neues im Bundestag bietet. Doch die Kehrseite: Wenn dort die Politik so lief, daß wichtige Informationen nicht berücksichtigt wurden, warum sollte das Amt des OB dann zukünftig anders betrieben werden?

Gerold Korbus

 

 
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