Oldenburger STACHEL Ausgabe 1/02      Seite 15
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Überwachung - Was geht das mich an?

oder: Schwarzgeld wird schwer

Es ist geplant, Euro-Banknoten mit Transmittern zu bestücken - damit kann der Geldfluß zukünftig weitgehend personenbezogen verfolgt werden. Und das geht so: Heinrich Hannawald holt sich ein paar Scheinchen vom Geldautomaten. Was er nicht weiß: Darin ist zukünftig ein kleiner Chip enthalten, der über Funk überall seine Nummer zum besten gibt. Das große Geschwisterchen - von einigen liebevoll "Big Brother" geschimpft (nein, nicht der aus dem Fernsehen) schreibt so mit, was dafür im Supermarkt und anderenorts erworben wird.

Ausschleichen nützt
der Überwachung

Damit geklärt ist, was jemandem droht, wenn Geldeingang und -ausgang nicht übereinstimmen, gibt es in näherer Zukunft noch eine Erweiterung des "Otto-Katalogs" der Schill - pardon - Schily-"Sicherheits"gesetze. Doch Heinrich ist ja schlau - er hat sich über die Chips in den Geldscheinen informiert - und er hat sich gesagt: "Gut, sie wissen, welche Scheine ich habe." Also gehe ich eben nicht im Supermarkt damit einkaufen. Ich gehe damit zu einem Freund und tausche mit ihm. Womit Heinrich nicht gerechnet hat: Das freut den Otto. Denn so gibt es den Überwachern gleich noch das soziale Umfeld mitgeliefert.

Bezahlt wird hart

In Münzen diese Transmitterchips einzubauen dürfte sich schwierig gestalten. Spontane Reaktion aller: Dann bezahle ich nur noch mit Hartgeld. Wobei diese unauffällige Zahlungsart jede solche TäterIn vermutlich zukünftig auf die Liste der gesuchten Internationalen Terroristen lupft. Denn je normaler, desto gefährlicher heißt die Ideologie.

Hartgeld ist schwer

Einige der Täter mit der Doppelmoral da oben haben sich wohl doch selbst ins Knie gebohrt. Beispiel: Herr Schreiber hat Herrn Schäuble (Kanzlerkandidat in spe der vorgeblich "christlichen" Partei) 100.000 DM überreicht. Mit der Einführung des Euro drohte der Kofferindustrie der Einbruch: 50.000 Euro sind halt kleiner. Aber der Coup ist gelungen: Wenn solche Transaktionen nur noch mit Hartgeld absolviert werden, sind die Täter zukünftig bereits an ihrem Körperbau zu erkennen. Ein Euro wiegt 8 Gramm. Das macht 409,03 kg. Auch bei der Schmierung mit 2-Euro-Stücken (9 Gramm) ergeben sich satte 230,08 kg.

Sie werden schon einen Weg finden, wie sie das Risiko entdeckt zu werden, vermindern können. Sie sitzen ja an der Quelle. Für alle anderen gilt die Generalformel: Das Große Geschwisterchen beobachtet Dich...

Gerold Korbus

Auszüge aus der Quelle:

"Nach einem Bericht [1] der EEtimes.com arbeitet die europäische Zentralbank daran, ab 2005 die Euro-Banknoten mit einem Transmitterchip zu bestücken, der kontaktlos ausgelesen und beschrieben werden kann. Die sogenannten Radio Frequency Identification (RFID) Tags sollen bis 2005 soweit entwickelt werden, daß sie in die Geldscheine eingearbeitet werden können. Damit soll die Fälschbarkeit der Scheine praktisch unmöglich gemacht und die Zirkulation des Geldes kontrollierbar gemacht werden.

Zur Zeit werden Geldscheine noch nirgends mit einer derartigen Technologie ausgerüstet, da die Sendetechnik noch zu anfällig und auch zu teuer ist. Durch künftige Miniaturisierung könnte sich dies jedoch ändern. ...

Die elektronische Markierung stellt ein erstmaliges Abweichen von der Maxime dar, die Echtheit von Banknoten anhand optisch nachvollziehbarer Sicherheitsmerkmale überprüfen zu können. Zwar gibt es auch elektronische Prüfmethoden, doch werden dabei die sichtbaren Merkmale überprüft. Die Transmitterchips würden jedoch eine maschinelle Überprüfung zwingend notwendig machen. ..."

http://www.golem.de/0112/17559.html

http://www.eetimes.com/story/industry/ international_news/OEG20011219S0016

 

 
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