Oldenburger STACHEL Ausgabe 2/02      Seite 13
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Proteste gegen NeoNazi-Propaganda

Zu unserer Berichterstattung über die Nazi-Demonstration erreichten uns Rückmeldungen. Der Tenor zielt auf die Frage, ob es nicht besser ist, den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich selbst ein Bild zu machen. Ein Auszug:

"Aber es ist mein Recht gewesen, mein Recht als freier Bürger dieses Landes und vor allem als Demokrat, die Rede dieser Neonazis zu hören, sei es zur Belustigung, aus Interesse, um sich mit der etwas fremden Sichtweise dieser Leute auseinanderzusetzen oder anderen Gründen. ..."

Auch werden Fragen nach den eigenen - demokratischen - Grundsätzen gestellt: "... nämlich Tolerierung auch der Minderheiten, auch solcher Leute, mit deren Meinung man nicht konform geht."

Was angesprochen wird, ist ein tiefergehendes Problem: Sollen/dürfen bestimmte MeinungsvertreterInnen oder Organisationen in einer Demokratie gewaltsam von der Öffentlichkeit ferngehalten werden, und aus welchen Gründen (z.B. wenn sie verfassungswidrig sind?)? (Wobei die Gegendemo zumindest ein Teil "der Öffentlichkeit" ist.) Es nimmt BürgerInnen ihre Entscheidungsfreiheit, zur Nazi-Kundgebung zu gehen oder nicht.

Wird nicht der Rest der Leute ein Stück weit in die Position von Unmündigen gesetzt, wenn versucht wird, "böse Einflüsse" zu unterdrücken, aus der Annahme, die Leute könnten diesen nicht standhalten, anstatt zu informieren und etwas dafür zu tun, daß sie in der Lage sind, ihre eigene reflektierte Meinung zu haben und sich bewußt zu sein, was abläuft. So wie die Frage, ob man Drogen verbieten und ihren Konsum kriminalisieren oder lieber bessere Prävention betreiben soll. (Stichwort Prävention: Bei denen, die sie bräuchten, wirkt sie nicht. Die sie bekommen, brauchen sie nicht. Keine Macht den Drogen? Ich gehe täglich am Zigaretenautomaten vorbei, ohne daß mich die Kiste bislang überzeugt hätte. D. ketzerische Tipperlein.) Das ist eine zweischneidige Sache. Es ist auch die Frage zu stellen nach dem Ziel und der gewünschten Außenwirkung der Gegendemo.

Der Erörterung dieser und weiterer Fragen messen wir Bedeutung bei, weshalb wir uns über Rückmeldungen freuen.

Gedanken aus der Redaktion

 

 
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