Oldenburger STACHEL Ausgabe 3/02      Seite 3
 
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Skandal wegen versteckter Information in Word-Dokument

Könnte "Word" Magnetschwebebahnen zum Absturz bringen?

Negative Textpassagen wurden nachträglich in einer Kurzfassung der Metrorapid-Machbarkeitsstudie geschönt. Dies fand ein freier Journalist heraus, der sich die Kurzfassung der Studie als Word-Dokument aus von den Webseiten des Verkehrsministeriums in Nordrhein-Westfalen heruntergeladen hatte und die Word-Funktion "Änderungen zurückverfolgen" ausprobiert hatte.

Noch am Tage vor der Veröffentlichung des Dokuments wurden wesentliche Zahlen geändert und negative Anmerkungen zur Umweltbelastung durch den Transrapid gestrichen.

Der Betrieb des Bayern-Rapid etwa kostet offiziell seit dem 20. Januar, 13.27 Uhr, jährlich rund 600 000 Euro weniger als zuvor errechnet. Aus 172 Stehplätzen im Nordrhein-Westfälischen Zug wurden 192 und nach der Änderung verliefen "großen Trassenabschnitte" auch nicht mehr "durch Landschaftsschutzgebiete und regionale Grünzüge". Angeregt, die "Word"-Funktion "Änderungen zurückverfolgen" auszuprobieren, wurde der Journalist nach der Lektüre eines Artikels in der Computerzeitschrift c't 3/02, S. 172, in dem aufgezeigt wurde, welche versteckten Informationen z.T. in Dokumenten sogenannter Office-Programme enthalten sind, ohne daß der Benutzer davon weiß (siehe dazu auch STACHEL Nr. 231 (2/02), S. 7.)

Dieses Beispiel illustriert, welche Auswirkungen ein sorgloser Umgang mit der Technik haben kann. Nachdem der Journalist die Veränderungen zutage gefördert hatte, wirbelte die Süddeutsche Zeitung mit ihren Berichten einigen Staub auf [1]. Die vom Bund hochbezahlten Gutachter beriefen eiligst eine Pressekonferenz ein, auf der sie erklärten, die Änderungen seien eine "normale Schlußredaktion". Aus Versehen habe man die Zahlen des anderen Projektes übernommen und die Bemerkungen zur Umweltbelastungen seien zu pauschal gewesen, weswegen sie gestrichen wurden.

Die Presse hatte vorab eine Fassung der Studie mit den unveränderten Zahlen erhalten, das Landesparlament in Düsseldorf jedoch eine mit den veränderten Zahlen. Im Verkehrsministerium habe man in gutem Glauben eine Endfassung bekommen und sie ins Netz gestellt, sagte ein Sprecher. Mit den schöngerechneten Zahlen arbeite man jedoch nicht.

Ob die Studie nun schöngerechnet wurde oder nicht, der Fall erschüttert ihre Glaubwürdigkeit, denn "eine schöngerechnete und manipulierte Machbarkeitsstudie ist keine Grundlage, um eine seriöse Entscheidung zu treffen", war vom Chef der CDU-Landtagsfraktion Rüttgers zu hören. Aus dem Umfeld von Ministerpräsident Clemens verlautete, der Regierungschef sei wegen der Panne "stinksauer" gewesen, schreibt die c't. [2]

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[1] Süddeutsche Zeitung 7.2.2001; http://www.sueddeutsche .de/index.php?url=muenchen/imzentrum/36164&datei=

[2] c't 5/2002, S. 41

 

 
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