Oldenburger STACHEL Nr. 236 / Ausgabe 8/02      Seite 3
 
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"Is it still raining? Great!"

Pat Metheny und Charlie Haden versanken in ihrer Musik

17. Juli 2002 - Regen. Mir stellten sich genau zwei Fragen: Erstens, wieso muß es eigentlich immer dann regnen, wenn ich gerade ausgehen will und zweitens, wieso muß der Ort, wohin ich ausgehen will, ausgerechnet am anderen Ende der Stadt liegen?

Der Ort am anderen Ende der Stadt war die Weser-Ems-Halle. Der Grund, warum ich gerade zu so einer unschönen Örtlichkeit wollte, war das einzige Deutschlandkonzert diesen Jahres des weltberühmten Jazz-Gitarristen Pat Metheny. Pat Metheny trat dort zusammen mit dem weltbekannten Bassisten Charlie Haden auf.

Der große Konzertsaal der Weser-Ems-Halle war, wie bei dem hohen Eintrittspreis zu erwarten war, nicht gerade überfüllt. Viele Plätze blieben unbesetzt, obwohl der Veranstalter in den letzen drei Tagen durch ein Rabattangebot auf alle Karten versucht hatte, mehr Besucher in das Konzert zu locken. Das minderte den Begeisterungssturm der anwesenden Besucher aber keinesfalls, als Pat Metheny vor das erwartungsvolle Publikum trat. Leger gekleidet in Jeans und Pulli, wie man es auch nur in Jazzkonzerten erleben kann, legte er mit seinem ersten Stück los. Er versank förmlich in seinem Instrument, so daß von der langen Gestalt bald nur noch der Wuschelkopf zu sehen war. Nach dem zweiten Stück, das auf einer Art Elektro-Sitar gespielt wurde und dem nicht enden wollenden Applaus, kam Pat Methenys Kompanion Charlie Haden hinzu und griff zu seinem Baß. Die nächsten eineinhalb Stunden waren durch die großartige Musik und das intensive Lauschen der Zuhörer geprägt - einzig unterbrochen durch den tosenden Applaus zwischen den Stücken.

Zwischendurch trat Charlie Haden etwas unsicher ans Mikrophon und fragte: "Is it still raining?" - betretenes Schweigen im Publikum - "Great!". Er erzählte, ihm sei zu Ohren gekommen, daß es in Oldenburg im Juli immer viel regne, und er fände es "Great". Er selbst lebe in Los Angeles. Er freue sich, wenn es regnet, denn für ihn sei Regen wie Musik...

Das Konzert war nur zu schnell zu Ende. Charlie Haden kündigte das letzte Stück "Blues for Pat" an; das Publikum begleitete die zwei Musiker mit brandendem Applaus von der Bühne. Der begeisterte Beifall holte die beiden wieder zurück auf die Bühne. Pat Metheny kündigte an, daß sie eine Zugabe spielen würden, was sie sonst eigentlich nicht machten. Inwieweit dies zum Showgeschäft dazugehört oder nicht, sei dahingestellt - das Publikum zeigte Begeisterung und das allein zählt. Auch eine Zugabe ist irgendwann zu Ende und der Saal leerte sich schnell. Einige einsame Fans warteten an der Bühne darauf, daß die Musiker sich für ein Autogramm noch einmal blicken ließen. Leider erschien nur Charlie Haden; Pat Metheny blieb zur Enttäuschung der Fans unsichtbar. Irgendwie hatte es von Anbeginn den Anschein, daß der weltberühmte Musiker etwas publikumsscheu ist. Aber die eigentlichen Beweggründe werden wohl dunkel bleiben.

Draußen regnete es noch immer. Ich erinnerte mich an die Worte von Charlie Haden, und so machte es mir nichts mehr aus, noch einmal naß zu werden.

Julxiane R.

 

 
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