Oldenburger STACHEL Nr. 241 / Ausgabe 1/03      Seite 5
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Hilfe für Afrika?

Die G-8-Mitglieder bewilligen Milliarden von Dollar, um Afrika zu helfen. Wird diese Hilfe wirklich den Afrikanern helfen? Der englische Originaltext dieses Artikels wurde von einem Mitglied des Deutsch-Ausländischen Freundschaftsvereins (DAF) Westerstede übersetzt.

In Folge des gerade beendeten G-8-Gipfels in Kanada akzeptierten die Mitglieder eine 198-Milliarden-Dollar-Hilfe für Afrika. Damit sollen die Armutsrate reduziert, Erziehung und Gesundheit verbessert sowie die afrikanische Wirtschaft insgesamt gestärkt werden.

Aber die Frage, die sich dabei stellt, ist die, ob diese Hilfe wirklich diejenigen erreicht, die sie nötig haben.

Meiner Ansicht nach ist dies nicht der richtige Weg, Afrika zu helfen. Ich glaube, der richtige Weg für die Führer der G-8 wäre, freie und faire Wahlen in fast allen afrikanischen Ländern anzumahnen, zu kontrollieren und sicherzustellen, daß diejenigen an der Macht sind, die der tatsächlichen Wahl des Volkes entsprechen.

Wie können die G-8-Führer Hilfsgelder in Regierungen pumpen, die nicht der Lage sind, die Ansprüche des Volkes zu befriedigen? - Zahlungen an Führer, die nicht der Wahl des Volkes entsprechen (Diktatoren).

Afrika ist - soweit es die Bodenschätze betrifft - einer der reichsten Kontinente, aber aufgrund schlechter Führung und westlicher Interessen (Neo-Kolonialismus) ist der Kontinent zu einem der ärmsten geworden. Im Durchschnitt üben afrikanische Präsidenten ihr Amt seit 20 Jahren aus. Es ist nicht normal für Präsidenten, "zu lange" an der Macht zu bleiben. Schaut man sich die objektiven Faktoren an, ist dies der momentane Stand in Afrika:

1. In Kamerun ist Präsident Paul Biya seit November 1982 an der Macht. Er hat 4 Wahlen gewonnen -1984, I988, 1992 und 1997. In Kürze beginnt sein 20. Jahr im Amt. Trotz seiner korrupten Regierung und entwürdigender Menschenrechtszeugnisse kooperieren die G-8-Führer noch mit ihm.

2. In Mauretanien ist Präsident Manoya Duld Taya seit Dezember 1984 im Amt - anfänglich durch einen Staatsstreich und später durch zwei Wahlen - 1992 und 1997. Er ist seit 18 Jahren an der Macht, aber die G-8-Führer kämpfen nicht darum, ihn aus dem Amt zu drängen - trotz seiner schlechten Wirtschaftspolitik.

3. In Guinea kam Präsident Lansana Conté im April 1984 durch einen Staatsstreich an die Macht und gewann 1993 und 1998 die Wahlen. Er ist ebenfalls seit 18 Jahren im Amt. Kürzlich organisierte er, was weitgehend als "betrügerisches Referendum" bezeichnet wird, um die Verfassung dahingehend zu verändern, daß er 2003, wenn seine laufende Amtszeit endet, mit allem fortfahren kann. Die westlichen Mächte schweigen über ihn.

4. In Burkina Faso ist Präsident Blaise Comporare seit 15 Jahren im Amt, und was kann seine Regierung mit der Hilfe der G-8-Länder tun, solange seine Wirtschafts- und Menschenrechtszeugnisse so schlecht sind? Diese Hilfe wird nur private Taschen erreichen.

5. In Togo ist Präsident Gassingba Eyadema seit Februar 1967 an der Macht - anfänglich durch einen Staatsstreich und später durch Wahlen 1997, 1986, 1993 und 1998. Eyademas Leistungen auf dem Gebiet der Ökonomie und der Menschenrechte sind mit die schlechtesten auf dem Kontinent. Er ist seit 35 Jahren an der Macht gewesen und die Internationale Gemeinschaft hat nichts getan, um ihn aus dem Amt zu drängen. Was kann ein solcher Mann mit Hilfsgeldern tun?

6. In Äquatorial Guinea ist Präsident Obiang Nguema Mbasogo seit 1979 an der Macht - zunächst durch einen Staatsstreich und später durch Wahlen 1989 und 1996. Er ist seit 23 Jahren im Amt. Seine Leistungen hinsichtlich der Wirtschaft und der Menschenrechte sind nicht gut.

7. In Gabun ist Präsident Omar Bongo seit 1967 an der Macht. Er hat fünf Wahlen gewonnen -1973, 1979, 1986, 1993 und 1998. Wie Eyadema ist Bongo dieses Jahr 35 Jahre im Amt und die G-8-Führer schweigen über ihn.

8. In Angola ist ist Präsident Eduardo dos Santos seit September 1979 Macht. Er ist im 23. Jahr seiner Amtszeit. Angolas Wirtschaft (unterstützt durch Öl-Gelder) sollte in einer besseren Lage sein, ist es aber nicht. (Wenn auch einer der Hauptgründe der nie endende Bürgerkrieg ist). (Ob da wohl dran dreht? Und wer mag das sein? - d.TipperIn)

9. In Namibia ist Präsident Sam Nujoma - einer der "relativen Newcomer" - seit der Unabhängigkeit am 21. März 1990 an der Macht und hat zwei Wahlen gewonnen (einschließlich einer Kontroversen Änderung der Verfassung, um ihm eine 3. Amtszeit zu ermöglichen). Er ist jetzt 12 Jahre an der Macht - mit einem schechten ökonomischen Ergebnis.

10. In Mosambik ist Präsident Toaquim Chissano seit November 1986 an der Macht und hat 2 Wahlen -1994 und 1999 - gewonnen. Er ist im 16. Jahr seiner Amtszeit. Die G-8-Machthaber haben ihn in Frieden gelassen, auch wenn seine Leistungen auf dem Gebiet der Wirtschaft und der Menschenrechte nicht gut sind.

11. Auf den Seychellen ist Präsident Albert Rene seit dem 5. Juni 1977 an der Macht, nachdem er Präsident James Mancham abgelöst hat. Er gewann sechs Wahlen -1979, 1984, 1989, 1993, 1998 und 2001. Er befindet sich im 25. Jahr seiner Amtszeit. Trotz seiner schwachen Leistungen auf dem Gebiet der Wirtschaft und der Menschenrechte kooperieren die G-8-Länder noch mit ihm.

12. In Madagaskar kam Präsident Bidier Ratsirika zunächst im Dezember 1975 an die Macht und regierte bis 1993 (18 Jahre), als er die Wahl an Präsident Albert Zafy verlor. Präsident Ratsirika wurde im Dezember 1996 wiedergewählt und im Februar 1997 ins Amt eingeführt. Er hat seit seinem 2. Amtsantritt 5 Jahre regiert, was ihm insgesamt zu einer Amtszeit von 23 Jahren verhalf. Die G-8-Führer kooperieren noch mit ihm.

13. In Kenia hat Präsident Daniel Arap Moi kürzlich angekündigt, daß er am Ende dieses Jahres von seinem Amt zurücktreten werde - nach 24 Jahren an der Macht. Er hatte die Regierung übernommen, nachdem Präsident Kenyatta August 1978 verstorben war. Er hat seitdem vier Wahlen gewonnen - 1983, 1988, 1992 und 1997. Bis zu seiner Ankündigung vor kurzem haben die G-8-Führer trotz seiner schlechten Leistungen auf dem Gebiet der Wirtschaft und der Menschenrechte nichts getan, um ihn aus dem Amt zu entfernen.

14. In Uganda hat Präsident Yoveri Museveni sein Amt schon 16 Jahre ausgeübt, seit er am 29. Januar 1986 an die Macht gekommen war. Er hat zwei Wahlen gewonnen, 1996 und 2001. Er wurde oft als "Liebling des Westens" bezeichnet. Sein Zeugnis bezüglich der Menschenrechte ist nicht gut. Auch wenn man ihn sogar mit massiven Injektionen von Geldspenden versehen hat, ist seine Wirtschaft nicht besonders gut - und die Führer sind sehr glücklich mit seinem 16. Amtsjahr.

15. Im Sudan ist Präsident Omar Bashin seit dem Staatsstreich im Jahr 1989 an der Macht und hat seitdem die Wahlen 1996 und 2000 gewonnen. In diesem Jahr übt er sein 13. Amtsjahr aus und trotz der Tatsache, daß er mehrmals von Amerika angeklagt wurde, den Terrorismus zu unterstützen, tun die G-8-Führer nichts, um ihn aus seiner Machtstellung zu entfernen.

16. In Eritrea ist Präsident Issia Afwerki in seinem 11. Amtsjahr. Seine Zeugnisse im Hinblick auf Wirtschaft und Menschenrechte sind nicht gut.

17. In Äthiopien ist der Premierminister Meles Zenawi ebenfalls im 11. Regierungsjahr. Äthiopiens Behandlung von Journalisten ist die schlimmste auf dem Kontinent, aber die G-8-Führer sind nicht besorgt in Bezug auf Äthiopien, sondern wollen einer solchen Regierung Hilfe gewähren.

18. In Ägypten befindet sich Präsident Hosni Mubarak in seinem 21. Amtsjahr, nachdem er an die Stelle von Anwar Sadat getreten war. Mubarak hat dann die Wahlen von 1987, 1993 und 1999 gewonnen. Trotz der jährlichen Milliarde Dollar Freigeldes von Amerika seit dem Camp David - Abkommen (zwischen Israel und Ägypten) im September 1978 ist Mubaraks Wirtschaftszeugnis noch nicht gut.

19. In Lybien ist Präsident Muammar Gaddafi seit September 1969 im Amt, was ihm 33 Jahre Macht gegeben hat. Mit ungeheuren Erdöl-Vorräten im Hintergrund ist sein Wirtschaftszeugnis noch nicht gut.

20. In Tunesien ist Präsident Ben Ali seit 1987 an der Macht und hat drei Wahlen - 1989, 1994 und 1999 - gewonnen. Er befindet sich in seinem 15 Amtsjahr als Präsident mit einem sehr schlechten Wirtschafts- und Menschenrechtszeugnis.

21. Und schließlich ist Präsident Robert Mugabe seit 22 Jahren in Zimbabwe im Amt. Trotz des Drucks (gegen Landreformen) von Seiten der Commonwealth-Staaten) gewann er in diesem Jahr erneut eine kontroverse Wahl.

Mugabe hat die Wirtschaft während seiner 22 Jahre an der Macht schlecht verwaltet, und der Druck auf ihn von Seiten der Briten hat sich verschärft (suspendiert von der Union der Commonwealth-Staaten) - wegen der Interessen der Letztgenannten in Zimbabwe. Mugabes Fall hat den Afrikaþrn deutlich gezeigt, daß der Westen den Afrikanern nur in solchen Gebieten zu einer demokratischen Regierung verhelfen kann, wo seine Interessen mitberührt werden. Wenn nicht, kümmern sie sich nicht darum.

Insgesamt haben die o.g. Präsidenten 429 Jahre im Amt verbracht (was den vorher erwähnten Durchschnitt von 20,42 Jahren ergibt). Die 21 Männer machen fast die Hälfte der Führer Afrikas aus. Sofern wir alle übereinstimmen, werden wir sehen müssen, daß 20,42 Jahre eine viel zu lange Zeit für eine Person ist, an der Macht zu sein, und die nächste Frage ist die, was die G-8-Länder diesbezüglich getan haben. Können sie nicht selber sehen, daß die Probleme Afrikas von der schlechten Regierungsführung herrühren? Warum können sie nicht ihre persönlichen Interessen vergessen und all diese Diktatoren in Afrika mit Sanktionen belegen, um den Weg für demokratisch gewählte Führer frei zu machen? Die G-8-Führer sollten die Wahlen in Afrika ständig überwachen und sicherstellen, daß diese Wahlen frei und fair ablaufen. Was wird das Ergebnis einer finanziellen Hilfe (Milliarden von Dollar) sein, die korrupten afrikanischen Regierungen gewährt wird? Die Antwort ist, daß das Geld in private Taschen fließen wird und diejenigen, die es brauchen, werden nichts erhalten. Somit sollten die G-8-Führer richtig darüber nachdenken, wie Afrika geholfen werden kann, denn diese korrupten Regierungen haben in der Vergangenheit nichts getan und werden auch jetzt nichts tun, auch wenn ihnen alles Geld Welt gegeben würde.

Auf diese Weise werden die Afrikaner nicht davon abgehalten, auf der Suche nach einem besseren Leben in die westliche Welt zu migrieren - außer, es wird etwas getan, um ihre Diktatoren ihres Amtes zu entheben.

Sielenu Anthony-Smith

Anmerkung: Die interessanten Feststellungen in dem Beitrag lassen die Frage offen, was die "Führer" der G-8-Staaten von den kritisierten Regierenden unterscheidet. So wurde Präsident Junior Bush von einer Minderheit "gewählt" und hat viele Todesurteile unterzeichnet. Der wirtschaftliche Nettotransfer aus Afrika in Richtung Industriestaaten ist größer als die Zahlungen in umgekehrter Richtung, die - wie in dem Artikel zu entnehmen - bestimmten Interessen nützen sollen. Manche Menschen nennen das Ausbeutung. Der Hunger wird von Menschen gemacht.

 

 
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