Oldenburger STACHEL      
   

Autonomes Frauenhaus kämpft für die Einstellung einer Erzieherin

Kinder im Frauenhaus benötigen besondere pädagogische und psychologische Unterstützung!

Das Autonome Frauenhaus Oldenburg bemüht sich seit langem, die Situation der Kinder im Frauenhaus öffentlich zu diskutieren und auf die unzureichende Auseinandersetzung auch in Fachkreisen mit diesem Thema aufmerksam zu machen. "Dabei leben etwa ebensoviel Kinder wie Frauen im Frauenhaus", so die Mitarbeiterinnen, die 1994 den Aufenthalt von 99 Frauen und 97 Kindern registrierten.

Fast alle Kinder, die mit ihren Müttern in ein Frauenhaus flüchten, entbehrten all das, was wir auch nur im entferntesten unter einer unbeschwerten Kindheit verstehen. Direkte oder indirekte Gewalterfahrung, sexueller Mißbrauch, gestörtes familiäres Beziehungsgefüge, häufig sozialer Abstieg und Armut kennzeichnen ihren Alltag.

Aus dieser Situation resultieren in vielen Fällen schwerste Verhaltensauffälligkeiten und teilweise lebensbedrohende körperliche Symptome.

Eingeschränkte finanzielle Mittel und fehlendes Personal verhinderten über Jahre die Einrichtung eines separaten Kinderbereiches im Frauenhaus; den Kindern fehlte es an dringend notwendiger intensiver pädagogischer und psychologischer Betreuung, sie wurden allein von den Müttern beaufsichtigt, mußten z.B. bei allen Behördengängen, Gesprächen mit RechtsanwältIn nen oder auf Wohnungssuche mitgenommen werden und hatten auch im Haus keinen separaten Spielraum für sich. Erst im letzten Jahr konnte von Spendengeldern ein Blockhaus im Garten errichtet werden, das aufgrund einer großzügigen Spende eines Oldenburger Heizungsunternehmers auch geheizt werden kann und somit ganzjährig genutzt wird.

Seit Mai 95 beschäftigt das Frauenhaus eine Erzieherin im Rahmen einer AB-Maßnahme. "Diese besonders qualifizierte und engagierte Kraft hat es in kurzer Zeit geschafft, sich in das für eine Erzieherin unbekannte Aufgabengebiet der Arbeit im Frauenhaus mit einer altersgemischten, sich in der Zusammensetzung ständig verändernden Gruppe von Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen männlichen und weiblichen Geschlechts einzuarbeiten", so eine Mitarbeiterin. Es konnte innerhalb kurzer Zeit das entstehen, was dem Frauenhaus seit seiner Eröffnung im Jahre 1978 fehlt: ein eigenständiger Kinderbereich!

Das Gehalt der Erzieherin wurde bisher aus Mitteln einer AB-Maßnahme finanziert, die Verlängerung dieser Maßnahme um ein weiteres Jahr ist nicht sicher und somit eine Fortführung dieser äußerst wichtigen und mittlerweile im Frauenhaus nicht mehr wegzudenkenden Arbeit nicht garantiert. Vorsorglich beantragt das Autonome Frauenhaus deshalb für das Jahr 96 die Übernahme der Personalkosten für eine Erzieherin bei der Stadt.

Bleibt zu hoffen, daß die Verantwortlichen ein Einsehen und den Mut haben, im Zuge aller Sparmaßnahmen diesen wichtigen Bereich zur Unterstützung der Kinder und deren Zukunft zu fördern.

Margitta


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