Oldenburger STACHEL      
   

Perspektiven des Stroms aus Sonnenlicht

Die Welt ist endlich. Ihre Ausbeutbarkeit auch. Diese Binsenweisheit braucht eigentlich nicht wiederholt zu werden. Doch obwohl dieses Wissen Allgemeingut geworden ist, sind kaum entsprechende Handlungen zu verzeichnen.

Geredet wird demgegenüber sehr viel. Fast täglich hören wir von neuen Gutachten, Szenarien u.a., die uns genau den Weg in eine umweltverträgliche Zivilisation zeigen. Wirklich Neues ist dabei aber nicht zu entdecken. Grundtenor war und ist: wir gehen verschwenderisch mit unseren Resourcen um. Musterbeispiel dafür ist immer wieder unser Energieverbrauch und dessen Deckung. Auf diesem noch überschaubaren Feld scheinen die Zielsetzungen besonders einfach erfüllbar zu sein.

Rezepte der 60er Jahre sind richtig

"Was zu tun ist, können wir schon aus Schriften der 60er und 70er Jahre entnehmen. Die neu erscheinenden Rezepte unterscheiden sich, wie bereits erwähnt, nur geringfügig.

Wird nun die heutige Wirklichkeit daneben gestellt, so ist die Ernüchterung kaum vermeidbar.

Das Anfang November vorgestellte Gutachten des Umweltministeriums fordert ,radikales Umlenken": die CDU-Ministerin spricht von ,realen Hindernissen". Die SPD-Opposition bemäkelt zwar das ,Klimarettung - Programm" der Bundesregierung als Farce, doch ihr ehemaliger wirtschaftspolitischer Sprecher, Ministerpräsident Schröder, wird nicht müde zu betonen, daß auch ganz andere Dinge zu berücksichtigen seien; und deshalb passiert im Lande Niedersachsen so wenig. Die FDP ..: Wer?. Und schließlich wird bei den ehemaligen Öko-Vorreitern von den Grünen nur noch danach gesehen, womit man sich nicht unbeliebt macht und nicht welche Erfordernisse das Grundsatzprogramm zur Folge haben muß. Und dieses sind nur die Aktivitäten auf Bundesebene. Auf kommunaler Ebene, die die Handlungsfelder einer dezentralen Energiestruktur beherbergt, ist die Passivität noch größer. Auf die politische Klasse ist also nicht zu setzen.

Nur Bürgerinitiativen bahnen den Weg

Doch es gab in den letzten Jahren auch verschiedene ermutigende Vorgänge, bei denen Bürger die Initiative ergriffen und allein oder mit den aufgeschreckten Lokalpolitikern im Schlepptau der Nutzung der Regenerativen Energien eine Bresche geschlagen haben. Die bekannteste ist das ,Aachener Modell", das, von der Landesreigerung abgesegnet, die kostenorientierte Vergütung von Strom aus Sonne und Wind in einem kleinen doch ausreichenden Rahmen ermöglicht. Die Finanzierung erfolgt über eine allgemeine Tariferhöhung von maximal 1% (0,5% für eine Energieart).

Ein anderes ist die Organisation von Beteiligungsmodellen. Hier beteiligen sich Bürger an größeren Anlagen mit Einlagen. Dieses ist in der Windkraftgemeinde schon seit langem üblich. Bei der Sonnenenergie setzt es sich auch zunehmend durch. Die Erkenntnis, daß nicht individuelle Deckung des eigenen Strombedarfs, sondern die Produktion von Sonnenstrom in energiewirtschaftlichen Größen das Ziel ist, läßt den Standort ,das eigene Dach" gegenüber einem physikalisch optimalen Standort zurückfallen. Hier ist der Förderverein in Freiburg zu nennen, der in nur 2 Jahren Anteilsscheine für 3 Millionen DM an weitsichtige Bürger abgeben konnte.

Niedersachsen ist Windland

Wie sieht die Lage in Niedersachsen aus? Die Pionierleistungen bei der Windenergie sind vor fast 10 Jahren von voranschreitenden Bürgern erbracht worden. Die Windenergie ist zum selbsttragenden Zweig bei der Abkehr der Stromversorgung von der nicht abschätzbar gefährlichen Atomenergie und der CO2-ausstoßenden Verbrennung von fossilen Brennstoffen geworden. Sie wird zwar von den Stromversorgern und anderen Wirtschaftsverbänden, die nur den kurzzeitigen Gewinn suchen, weiterhin bekämpft werden, doch deren weitere Nutzung steht eigentlich außer frage.

Sonnenstrom bekommt Gegenwind

Anders verhält es sich beim Sonnenstrom. Hier ist der Abstand zu den Strompreisen aus atomarer oder fossiler Erzeugung noch groß genug, um Kampagnen dagegen erfolgreich fahren zu können. Die Politiker wiederum lassen sich, besonders in wirtschaftlich bangen Zeiten, davon schnell beeindrucken. Die Forderung nach einem ,Aachener Modell" für Niedersachsen, warum nicht im EWE-Gebiet, wird wohl wie andere sinnvolle Forderungen in der Vergangenheit bei den Volksvertretern wieder auf taube Ohren stoßen. Das ist umso verwunderlicher als die EWE vor kurzem ihre Strompreiserhöhung mit den ,Belastungen aus der Windenergie" begründet hat. Ein Anteil von einem halben Prozent (Richtlinie des Wirtschaftsministerium NRW) zur Förderungen des Sonnenstroms von Seiten der Energieversorgern wird also nicht in Sicht sein. Das dabei häufig verwandte Argument, Deutschland sei kein Sonnenland, wird eindrucksvoll von den Zuwachsraten von Solaranlagen zur Wärmegewinnung widerlegt. Diese liegen bei mehr als 30 % pro Jahr.

Windenergienutzung ist Vorbild

Auch kann die von Politikern jeder Couleur vertretene Marschrichtung ,erst entwickeln und dann anwenden, wenn es perfekt ist" nicht die richtige sein. Die Vergangenheit hat gerade bei der Windenergie gezeigt, daß nicht die Millionen für die Forschungsabteilungen von Konzernen den Erfolg brachten, sondern nur der Absatz der damals verfügbaren Anlagen zu weiteren Entwicklungen bewegte.

Die Bewegung muß von unten kommen

"Die Bewegung muß also wieder von unten kommen. Und lange darf sie nicht auf sich warten lassen. Gerade verlassen die letzten Hersteller von Solarzellen den ,Standort Deutschland". Wie schwer wird es dann erst sein, nationale Förderungen oder lokale Anstrengungen gegen die Vertreter einer strikten Einsparpolitik für Arbeitsplätze in Korea oder Mexiko durchzuboxen. Und wie schwer wird es erst sein, unseren Kindern zu erklären wieso wir, so wissend wie wir waren, versagt haben.

Thomas Myslik,
c/o Oldenburger Energierat e.V.
Tel.: 52333


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