Oldenburger STACHEL      
   

"Ein Fest der Liebe"?

Weihnachten steht vor der Tür, ein Fest der Besinnung und der Ruhe. Doch die Anzeichen deuten auf ganz anderes hin. Im Radio konnte man letzten Samstag wieder hören, daß die Oldenburger Innenstadt dicht sei - aus Parkplatzmangel. Als wenn es seit Wochen nicht mehr möglich wäre einzukaufen, stürzten sich die Menschen in das Getümmel. Es muß ein aufregendes Gefühl sein, bei eisig kaltem Wetter mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren und sich nach einer Stunde Stop-and-Go und Parkplatzsuche in hoffnungslos überfüllte Kaufhäuser zu tummeln.

Wie wichtig ist es geworden zu schenken. Immer mehr, immer größer, und immer teurer müssen sie sein, die Geschenke. Dem Schenker des mächtigsten Geschenkes kommt die größte Ehre zuteil. Es gehört sich wohl, die Vorweihnachtszeit als Streßzeit anzusehen.

Moment mal, woher kommt das denn? Zu Weihnachten wurde Christus geboren, der Heiland der Christen. In Gedenken an diesen Tag wird Weihnachten als Fest der Liebe gefeiert. Es wird an die ursprünglichen Werte und Tugenden erinnert, ein Fest der Besinnung, u.a. auf die innerern Werte.

Wie paßt dieses Gehetze da hinein? Anderen eine Freude zu machen wurde nach und nach dahingehend abgewandelt, ihnen etwas zu schenken. Je mehr, je größer, je teurer, desto größer muß die Freude darüber sein. Diese hochgradig oberflächliche Sichtweise wird von einigen Gruppen ständig gefördert. Schon lange kommt es bei vielen Menschen schon garnicht mehr auf die Freude der anderen an, sonder darauf, möglichst tolle Sachen zu verschenken (und selbst toll darzustehen).

Wie leicht kann man sich so hinter einer Fassade verstecken. Man muß sich nicht mehr mit den Problemen anderer auseinandersetzen. Wer schenkt, der liebt, der erfreut ja auch. Innere Werte und zwischenmenschliche Beziehungen gelangen immer mehr ins Hintertreffen.

Weihnachten ist bei vielen ein Fest der Kommerzialisierung geworden. Der Handel erfreut sich großem Zulauf und steigender Umsätze. Er geht als Gewinner aus dem Kampf um die besten Geschenke hervor.

Trotzdem wünscht die Redaktion allen treuen Leserinnen und Lesern (auch den sporadischen, d.S.) ein gesegnetes und besinnliches Weihnachtsfest. Der Stachel kostet nichts, erscheint monatlich, ist nicht groß oder selten zu haben und damit zwar völlig ungeeignet als Weihnachtsgeschenk in dieser Zeit, aber mit seinem extra großen Kulturteil in dieser Ausgabe darf er unter keinem Weihnachtsbaum fehlen.

mgs


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