Oldenburger STACHEL Ausgabe 8/96      Seite 6
 
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Es ruft der ToT

Es sind nicht unbedingt ganze Männer, die sich bei der Bundeswehr tummeln. Ob es sich um Mörder handelt, darum soll es hier nicht gehen. Es scheint aber, daß die Bundeswehr Werbung nötig hat. Deshalb gibt es auf den Plakaten schöne Menschen ohne Blut und Dreck - der zukünftige Tod soll ein sauberer sein. Das hat Tradition. Zog früher "de Warver mit sien Leed" (plattdeutsch: Der Werber mit seinem Lied) über das Land, so trommelt die Bundeswehr derzeit häufiger als der STACHEL Ausgaben veröffentlicht, um darüber zu berichten, zu ToTen. In Bümmerstede durften am ToT (Tag der offenen Tür) sogar kleine Kinder mit Todesgeräten wie Haubitzen oder ähnlichem spielen, während junge Wehrpflichtige dem Chronisten die "geniale Konstruktion" von Landminen und ähnlichem vorführten. Der Arbeitskreis Friedenwoche protestierte gegen solche "Kinderspiele" beim für Kriegshandlungen zuständigen Ministerium.

Unbeanwortet blieb die Frage nach dem Sinn des Ganzen. Hierzu äußerte der Oberwerber im MüllContainer auf dem Julius-Mosen-Platz (der Julius würde sich umdrehen, wenn er das wüßte): Die Bundeswehr hat mehrere Aufträge und außerdem Missionen durchzuführen. Aha! Das ist alles objektiv und sachlich, und wenn mal Blut fließt, ist das entweder ein Versehen oder das des Feindes, von dem aber kein Bild existiert, damit auch Einsätze im Inneren (wieder) möglich sind. Ganz "unsoldatisch" wurde der Platz bereits vor Ende der Zeit geräumt. Es wurde wohl so wenig noch jemand erwartet, wie sich Menschen vorher hatten sehen lassen, um sich über die persönlichen ERfolgsaussichten als Töter informieren zu lassen.

Kleine skandalöse Zwischenepisode war die Ausschreibung eines Kurses im Rahmen der Aktion Ferienpaß: Neben der Oreintierung im Wald bei der Kaserne mit "Marschkompaß und Karte" (die Karten wurden von der Bundeswehr gestellt) sollte es "Fallschirmspringen" vom Turm in der Kaserne Bümmerstede geben. Nach Aussage Verantwortlicher haben die Proteste von BürgerInnen den Erfolg gehabt, daß darüber "nachgedacht" wird, ob es in dieser Form noch einmal ein Angebot geben wird.

Damit auch Massen auf den Bildern erscheinen, wurde zum ToT auf dem Kriegerhorst weiträumig "mobilisiert". Plakate wurden in Münster, Bremen, Nordenham, Emden usw. gesichtet. Da werden sich wohl einige zusammengefunden haben, wenn diese Zeilen öffentlich zugänglich sind, um die "original Bundeswehrerbsensuppe" zu schlabbern, Geschicklichkeitskeitsspiele, Hüpfburg, Verkehrskindergarten, Glücksrad, Militärseelsorge, Kaffee und Kuchen, Leben im Felde, und was derlei noch mehr notwendig ist bei der Ausübung des Tötungshandwerks zu besichtigen. Kurz: Es wird in den Medien, die sich dafür nicht zu dumm sind, wieder als ein großer ERfolg abgefeiert werden. Weil wir uns dafür nicht hergeben wollen, gratulieren wir auch diesmal NICHT.

Wer mit so etwas nichts zu tun haben möchte, kann sich an den Treffpunkt für Kriegsdienstverweigerung der DFG-VK wenden: Tel. 384756 in OL, jeden 1.+3. Do 18 Uhr in den Räumen des Jugendwerks der AWO, Bahnhofstraße 23. Zukünftig wollen wir uns auch um weitere Bereiche der Verrohung kümmern: Kriegsfilme u.ä. in der Glotze, Gewaltbereitschaft erhöhende Computerprogramme ...

Gerold Korbus (angewidert)


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