Oldenburger STACHEL Ausgabe 8/96      Seite 6
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Gibt das Naturkundemuseum Rassisten eine Bühne?

Von April bis Juni 1996 zeigte das Oldenburger Naturkundemuseum die Ausstellung "Im Spiegel der anderen. Das verbindende Erbe - Angst, Aggression Gemeinschaft, Liebe. Zu leben und Werk des Verhaltensforschers Irenäus Eibl-Eibesfeldt". Sowohl Inhalt und Funktion der Ausstellung, als auch die Reaktion der Museumsleitung auf unsere Kritik sind für uns Anlaß, nochmals öffentlich die Frage nach der Verantwortung des Museums zu stellen.

Die Grundaussage der Ausstellung, daß menschliches Verhalten genetisch determiniert sei, versucht Eibl-Eibesfeldt durch die Methode des Kulturenvergleiches zu untermauern. Dazu benutzt Eibl-Eibesfeldt nicht-europaüische Kulturen, denen er Naturnähe unterstellt und transportiert so den rassistischen Topos des "Naturvolkes", das kultur- und geschichtslos die "universelle" Form des menschlichen Verhaltens zeigt. Als sogenannte "Universalien" werden u. a. patriarchale Geschlechterverhältnisse, der Gehorsam gegenüber Autoritäten und Aggression, die nötig sei, um die eigene Identität gegenüber Fremden zu wahren, genannt

Damit werden Positionen deutlich, die dazu dienen sollen, sexistische und rassistische Verhältnisse des gesamten Werkes von Eibl-Eibesfeldt darin, pseudo-wissenschaftliche Rechtfertigungen für die rassistische Politik und die Akzeptanz der Gewalt gegenüber AusländerInnen zu liefern.

Da  das Naturkundemuseum diesen Positionen Raum gibt, veranla te uns, eine Diskussion mit der Museumsleitung einzufordern.

Zweck der Ausstellung, so die Verantwortlichen, sollte es sein, die Diskussion über das Werk von Eibl-Eibesfeldt anzuregen. Den Vorwurf des Rassismus wiesen sie zurück, da doch gerade "das gemeinsame Erbe" des Menschen betont sei.

Zudem sei die Ausstellung zivilisationskritisch, da sie die negativen Folgen derkonsumorientierten Massengesellschaft dem naturverbundenen Leben gegenüberstelle. Trotzdem wurden die angebotenen Führungen betont, die verhindern sollten, da die Stereotypen vom Publikum aufgenommen werden, und zudem Raum für Fragen bieten solten. Diesem Widerspruch - eine inhaltlich gut konzipierte Ausstellung braucht keine korrigieren den Führungen - versuchte die Museumsleitung dadurch zu entgehen, da ihr eigentlichs Ziel gewesen sei, Diskussionen anzuregen.

Die Weigerung, unsere Kritik aufzunehmen und sich inhaltlich damit auseinanderzusetzen, zeigte deutlich, wie seehr dem Museum an Diskussion liegt, die über den formalen Rahmen hinausgehen. Zu begrü en ist allerdings die Bereitschaft des museumsdirektors, Raum und Geld für eine antirassistische Ausstellung zu stellen. Wir werden sehen, wie ernst gemeint dieses Angebot war.

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Für Interessierte sei auf den Artikel "Wie die Steinzeit nach Lübeck kam. Ein Besuch im Oldenburger Naturkundemuseum", Alhambra, Juni 1996, verwiesen.


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