Oldenburger STACHEL Ausgabe 6/97      Seite 11
 
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Bei Anruf Krebs

oder Finger weg vom "Handy"

Für das, was es auslösen kann, klingt es sehr liebevoll: "Handy". Welcher begnadeten WerbetexterIn mag diese Bezeichnung eingefallen sein? Nun, daß noch was in den Dingern steckt, ist keine Neuigkeit an sich. Die taz druckte z.B. die Mobilfunk-Nummer des früheren CSU-Verkehrsministers Zimmermann mit der frivolen Aufforderung "Ruf' doch mal an", nachdem bekannt geworden war, daß die Dinger unverhofft Airbags in Autos auslösen können. Der Unfall folgte in der Regel, nachdem der Airbag unbrauchbar war. Auch der Rest der Autoelektronic bleibt nicht verschont.

Dramatischere Ausmaße nimmt es an, wenn per ElektroSmog von digitalen Geräten die Flugsicherheit gefährdet wird - wer hat schon gerne ein "Jumbo" auf dem Dach. In diesen Bereich fällt der Begriff der Elektro-Magnetischen Verträglichkeit, kurz EMV. So besonders verträglich ist dieser Begriff für Mensch und Tier nicht. Es ist zwar ein gebräuchlicher Begriff, jedoch: gemeint ist hier lediglich die Beeinflussung von Technik zu Technik, nicht aber von Technik zu lebendem Gewebe.

Spätestens seit der Studie von Prof. Dr. Löscher u.a. (Medizinische Hochschule Hannover MHH) ist klar, daß elektromagnetische Felder bei Lebewesen Tumore fördern. Es gibt viele weitere Beeinflussungen. Krebs ist eine Spitze eines Eisbergs.

Handys fördern Krebs im Tierversuch

Zum ersten Mal wurde jetzt nachgewiesen, daß durch die Strahlung der Mobiltelefone bei Mäusen die Tumorrate mehr als verdoppelt wird. Pikant ist an dieser Studie alles: Sie wurde von dem australischen Telefonkonzern Telstra in Auftrag gegeben und finanziert - nicht gerade den erbittertsten MobilfunkgegnerInnen also. Durchgeführt wurde die Studie von einer Arbeitsgruppe, die vom Beauftragten für elektromagnetische Felder der Weltgesundheitsorganisation geleitet wird - also in wissenschaftlichen Kreisen durchaus renommierten Menschen.

Michael Repacholi, der besagte Leiter der Studie, zur taz: "Wir waren geschockt von dem Ergebnis." (taz 7./8.5. S.1/S.7, Spiegel und weitere.) Konkret wurden die Testmäuse in einem Doppelblindversuch zweimal täglich eine halbe Stunde einer Strahlung ausgesetzt, die in Stärke und Art der eines "Handys" ähnelt. Nach 18 Monaten entwickelten sie 2,4 mal häufiger Krebs als die Vergleichsgruppe.

Veröffentlicht wurde die Studie im Fachblatt "Radiation Resaerch", Maiausgabe. Die allgemein verständlich gehaltenen Zeitschriften "nature" und "Science" halten sich bislang bedeckt, >um keine Panik auszulösen<, so die taz.

Was nun?

Bernd-Rainer Müller, Elektro-Smog-Experte des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND): "Die Studie ist ein ernstzunehmender Beleg, daß durch elektromagnetische Strahlung schwere Krankheiten begünstigt werden können. ... Die Zeit, bis die Wirkungsmechanismen genau geklärt sind, muß mit Vorsorge überbrückt werden." (taz) Bei über 25 Mio in der EU zugelassenen "Handys" dürfte nun nicht nur in den Vorstandsetagen der Konzerne ein großes Flattern im Gange sein.

Der Arbeitskreis ElektroSmog Oldenburg empfiehlt, bis auf Weiteres den Gebrauch von "Handys" so weit wie möglich zu reduzieren, am besten jedoch einzustellen! (Entgegen dem Zitat der taz Bremen ist diese Empfehlung nicht für die ferne Zukunft, sondern für das hier und jetzt gedacht!)

Als besonders problematisch sieht der Arbeitskreis die geplante Öffnung des Telekommunikationsmarktes hinsichtlich der Konsequenz, daß dadurch die elektromagnetische Belastung der Menschen in der Bundesrepublik durch weitere Mobilfunkanbieter drastisch zunimmt.

Besonders zu beachten ist, daß die Belastung nicht allein durch die "Handys" geschieht, sondern die vielzähligen Sendestationen der Anbieter teilweise wesentlich stärkere Felder verbreiten - im Dauerbetrieb! Denn jedesmal, wenn jemand ein "Handy" benutzt, wird im Bereich des "Basissenders" der angerufenen Person die gesamte Bevölkerung bestrahlt. Bei den vielen Mobilfunktelefonen also ein dauerhaft zweifelhaftes "Vergnügen", in der Nähe einer Sendestation zu wohnen.

Wobei "Nähe" ein nicht eindeutiger Begriff ist. Denn bei den derzeitigen Systemen ist jeweils fast flächendeckende Funktionsfähigkeit erreicht. Dies IN den Wohnungen! Hierbei spielt die Leistungstärke fast eine nebensächliche Rolle. Die Mobilfunk-Lobby einschließlich der einschlägigen Bundeseinrichtungen wird nicht müde mit ihrer Propaganda, daß sich bei der Nutzung eines "Handys" kein lebendiges Gewebe mehr als zulässig erwärme. Während sich ausschließlich auf diese sogenannte "Thermische Wirkung" bezogen wird, wies der Wissenschaftler Prof. Dr. Leberecht von Klitzing, Lübeck, bereits vor Jahren nach, daß sich die Muster der Gehirnströme bei Menschen (EEG) (nicht allein bei Mäusen!) bereits im Abstand von 90 Metern zu einem "Handy" (nicht zur Sendestation!) nachhaltig verändern (vgl. z.B. Ökotest). Eine Studie der Telekom untermauert negative Einflüsse hinsichtlich der Schlafqualität bei Menschen.

"Handy" im Vertrag?

Wer also sich und seinen lieben Mitmenschen (also auch mir, d.Tipperlein) weniger krankheitsfördernde Effekte und damit mehr Wohlbefinden und Gesundheit zumuten möchte, hat somit eine kostenträchtige Investitionsruine in der Tasche. Deshalb folgende Anregung:

Aufgrund wissenschaftlichen Nachweises kann von einer Ungefährlichkeit des Mobilfunkes nicht ausgegangen werden. Somit sollten "Handy"-BesitzerInnen sich an ihre jeweiligen Vertragspartner wenden und den Nachweis der Ungefährlichkeit fordern. Um die Angelegenheit etwas zu beschleunigen, kann die Verschiebung der Vertragserfüllung angeregt werden. Wem das alles zu langsam geht: Die Aufhebung des Vertrages aus wichtigem Grunde sollte nicht zuviel sein angesichts einer ernsthaften anzunehmenden Gesundheitsgefährdung.

Neuer Sender geplant?

Wer einen Sender in der unmittelbaren Nähe hat, geht ein erhebliches Gesundheitsrisiko ein (vgl. STACHEL-Berichterstattung zu Vollersode: 400% gestiegene Gehirntumorrate). Am leichtesten lassen sich in Planung befindliche Sendeanlagen ruhigstellen. Hier gilt besondere Aufmerksamkeit!

Gerold Korbus

Veranstaltungen zum Thema: Die Funkturm-Gruppe aus Vollersode plant eine Veranstaltung zum ElektroSmog mit Manuel Kiper, dem ElektroSmog-Experten von Bündnis90/Grüne: Montag, 16.6., 20 Uhr, Renkens Gasthof, Bergstraße, Vollersode.

Das Gutachten des Landesgesundheitsamtes Niedersachsen zu den vielen Gehirntumorerkrankungen in Vollersode wird am Di. 8.7. in Wallhöfen um 20 Uhr vorgestellt.


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