Oldenburger STACHEL Ausgabe 6/97      Seite 13
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

"Du darfst hier nicht rein"

Einzelfall oder gängige Praxis

Freitag Abend den 14.3.97. Da sich in Oldenburger Innenstadtdiskos nicht viel tut, bzw. nicht viel los ist, entschließen sich zwei Junge Männer, nennen wir sie einfach Grobi und Schorsch, auf eine Fahrt zur abwechslungsreichen Großraumdisko "Fun Factory" in Wildeshausen. Grobi ist ein Durchschnittsdeutscher ; blondes kurzes Haar, mittelgroß und hellhäutig. Sein Freund Schorsch hingegen ist ein schon seid seinem 5. Lebensjahr in Deutschland lebender Ausländer. Durch seine etwas dunklere Haut- und Augenfarbe sowie seine schwarzen Haare sieht man ihm an das er aus einem anderem Kulturkreis stammt. Gut gelaunt und voller Elan treffen die beiden nach einer kurzen Irrfahrt (ein deutsches Navigationssystem hat versagt) nach ca. einer Stunde Fahrt beim Zielort an. Guten Mutes betreten die beiden den Eingang; Grobi und Schorsch zücken ihre Geldbörsen und wollen an der Kasse bezahlen. Deutscher Grobi kann ohne Probleme passieren und wartet auf seinen Freund. Doch der kommt nicht!

Schorsch muß seinen Ausweis zeigen... Nachdem der Schülerausweiß nicht anerkannt wird, zeigt er seinen wohl gemerkt international anerkannten Persischen Paß der auf englisch ist (vielleicht war ja dies das Problem). Er wird ohne ersichtlichen Grund nicht reingelassen! Irritiert fragt er nach den Gründen dieser Handlung. Er erntet darauf nur ein "Nur für geladene Gäste!!!", wobei der Türsteher mit seiner Haltung seine Worte förmlich unterstreicht. Schorsch versteht nun nicht warum dann sein Freund reingelassen wurde, obwohl er doch nun so langsam derjenige wäre der geladen ist. Auf diesen Versuch der Klärung reagiert der Rausschmeißer äußerst aggressiv und mit den Worten :"Dreckige Nigger kommen hier nicht rein!!!" wird er aus dem Eingang befördert!

Völlig deprimiert treten sie den Heimweg an.

Dies ist kein Einzelfall; derarige und ähnliche Vorfälle treten in letzter Zeit recht häufig auf; nicht nur in benannter, sondern auch in anderen Diskos; Dies ist nur ein Fall von vielen. Aus demselben Grund wurde dieses Problem auch schon öfters von Funk und Fernsehen thematisiert, doch eine Frage muß weiterhin gestellt werden:

Handelt es sich hierbei um eine beabsichtigte Taktik um Ausländer aus dem Haus zu halten?

Aus rein logischer Sicht könnte diese Handlungsweise möglich sein, denn in Diskos treffen immer wieder sehr unterschiedliche Gruppen und Kreise aufeinander. Durch diese Differenz enstehen fast automatisch Konfrontationen, welche durch den Konsum von Drogen und Alkohol (in unserer Gesellschaft ist Alkohol ja keine Droge) sicherlich noch unterstützt werden. Allgemein läßt sich eine solche These sicher nicht aufstellen, auf einzelne Fälle bezogen erstrecht nicht (!), und so bemühten wir uns bei der Fun Factory um eine Stellungnahme. Nach einigen Versuchen erreichten wir den Chef der Disco, welcher uns mehrfach versicherte, daß dies seiner Ansicht nach nicht vorgefallen sein kann. Wenn eine Person nicht in ihre Diskothek gelassen würde, dann aus anderen Gründen, wie daß die betreffende Person sich aggressiv benommen hätte oder ähnliches. Im Durchschnitt wären in der Fun Factory relativ viele Gäste Ausländer. Außerdem habe die Fun Factory auch unter ihren Angestellten einen Afrikaner; Ein solcher Vorfall wäre ausgeschlossen.

Fraglich wäre Fremdenfeindlichkeit im Fall der Fun Factory ohnedies, denn auch hier spielen (die großen) ausländischen Bands, und dies ist bestimmt nicht Fremdenfeindlich...

Die oben angeführte Geschichte ist nicht erfunden, sie hat sich so abgespielt. Lediglich wurden die Namen der handelnden Personen geändert!

Eric S., André B.


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