Oldenburger STACHEL Ausgabe 6/97      Seite 12
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

"... Das Ganze ist ein reines Amüsement"

Das Interview mit Dieter Thomas Kuhnt

Wie angekündigt haben wir uns mit dem Idol aller jungen Schlagerfans vor seinem Auftritt in der Kulturetage getroffen. Und hätten ihn kaum wieder erkannt, denn statt Schlaghose und künstlichem Brusthaar trug er Jeans und Superman T-Shirt. Der Mann hatte wenig mit dem Status Kuhnt aus der Schlagermusik gemeinsam!

Schon eine ganze Weile voll im Trend, kommt er mit einer Musikrichtung raus, die zumindest bei der jüngeren Bevölkerung schon längst begraben war:

Der Schlagermusik.

Stachel: Wie sehen in Zukunft Deine Ziele; willst Du das noch lange so weitermachen?

Dieter: Für das, daß ich dachte, daß ich nur drei Konzerte mit dieser Geschichte gebe, geht das schon viel zu lange, um irgendwie daran zu denken aufzuhören. Wir eigentlich, letztes Jahr war schon unser Mega-Jahr und es sieht so aus wie wenn es dieses Jahr noch mal einen draufsetzt.

Stachel: Die sind doch eigentlich immer ausverkauft - die Konzerte, oder ?

Dieter: Ja, die Tour war bisher immer ausverkauft!

Stachel: Wie lange macht ihr jetzt die Tour so?

Dieter: Das geht jetzt bis August so, dann haben wir 6 Wochen Pause und dann geht's weiter bis in den Dezember. Also das ganze Jahr im Prinzip. Durch alle deutschsprachigen Länder.

Stachel: Wo bist Du geboren?

Dieter: In Tübingen! Ein paar Kilometer von Stuttgart entfernt!

Stachel: Hast Du Familie?

Dieter: Ich bin fest liiert, ich bin mit einer Frau zusammen die ein Kind hatte!

Stachel: Schulabschluß?

Dieter: Kein Abitur!

Stachel: Hast Du eine musikalische Ausbildung gemacht?

Dieter: Nee, ich hab einfach immer nur gern gesungen.

Stachel: Ist es Dir sozusagen in den Schoß gefallen - das ganze Talent ...

Dieter: Ich hab das jetzt nie so gesehen, daß mir ein Talent in die Wiege gelegt wurde. Ich hab das einfach nur gern gemacht. Ich halte mich auch nicht für besonders talentiert

Stachel: Hast Du noch andere Musikrichtungen, die Du selber gerne hörst, jetzt mal abgesehen von Deiner Musik?

Dieter: Erst einmal abgesehen davon höre ich zu Hause keinen Schlager. Ich mach das jeden Abend, ich finde das reicht und sonst höre ich eigentlich die Popschiene quer durch.

Stachel: Charts auch ?

Dieter: Ja, zum Teil auch. Es wär gelogen wenn ich sagen würde ich steh nicht auf Toni Braxton. Ich höre aber auch viel Barbara Strisend und solche Sachen.

Stachel: Es gibt ja viele Leute, die sagen der Dieter steht nicht hinter den Sachen die er macht, er bringt sie einfach nur gut herüber...- möchtest Du etwas ausdrücken?

Dieter: Ich möchtï damit überhaupt nichts ausdrücken. Das ganze ist ein reines Amusement, was wie gesagt auch nicht als Amusement für die Menschen gedacht war, sondern es sehr egoistisch nämlich nur für uns. Weil wir das so komisch fanden, wollten wir für uns ein Konzert eigentlich mal geben, und haben eigentlich nicht damit gerechnet, daß irgendwelche Leute kommen. Aber wir haben das angekündigt und es kamen mehr Leute als in den 10 Jahren zuvor bei allen Bands zusammen. Das war eigentlich der Witz an der ganzen Geschichte. Aber es gibt keine Massage!

Stachel: Was ist euch wichtig an eurem Ruf?

Dieter: Wir wollten einfach nicht das normale, klassische Schlagerpublikum ansprechen, das war unser einzigster Vorsatz den wir hatten.

Stachel: Woher bekommt ihr eure Klamotten?

Dieter: Die lassen wir mittlerweile schon selber machen.

Stachel: Was hast Du vorher gemacht?

Dieter: Wie gesagt, vorher habï ich 15 Jahre Musik gemacht und so mehr schlecht als recht irgendwie vor mich hingedümpelt mit der ganzen Geschichte. So Amateurbands einfach.

Stachel: Kann man dich jetzt schon als Profi bezeichnen?

Dieter: Ich denkï kann man schon, also iich bin Profi in dem Sinne das ich mein Geld damit verdiene.

Stachel: Verdient sich sicherlich nicht schlecht, oder?

Dieter: Ach weißt Du, das denken immer viele, daß man ganz schnell ganz reich wird in diesem Buisness. Das ist eigentlich nicht wahr. Du wirst ganz schnell ganz reich wenn Du eigene Songs schreibst und von deiner Platte 500 000 verkaufst. Dann wirst ganz schnell ganz reich! Erstens verkaufen wir die Platte nicht so oft, zweitens kriegen wir Tantiemen - von der platte ganz wenig. Das wir leben eigentlich über die Livekonzerte. Also es geht uns nicht schlecht, aber es ist auch nicht so, daß wir wahnsinnig große Sprünge machen.

Stachel: Deine Musik ist ja ein regelrechter Kult geworde! Macht ihr da vielleicht noch Etwas neues? Bringt ihr noch eine Platte raus?

Dieter: Also es wird bestimmt nach dieser Goldplatte noch eine Dieter Thomas Kuhnt Platte geben. Wie die aussieht wissen wir selber noch nicht. Es kann sein, daß da jetzt einfach nenï bischen was Anderes mit drauf kommt.Das währï dann ja unsere vierte Platte. Also es gibt eine Platte, die hatten wir bei einem Indipendent Label gemacht und die hatte eine Auflage von 5000. Dann kam neï große Plattenfirma und hat diese Platte aufgekauft. Das die Platte gibt es auf dem Markt nicht mehr. Aber wir haben die zweite Platte schon bei WEA gemacht. Also das währï dann die dritte mit WEA, nächstes Jahr.

Stachel: Ihr covert alle eure Stücke. Wollt ihr das bei der nächsten Platte ähnlich machen?

Dieter: Also wie sie aussieht weiß ich noch, vielleicht ein paar eigene Sachen mit drauf, vielleicht was Englisches. Ich hab noch keine Ahnung. Aber den Kuhnt werden wir schon so erhalten!

Stachel: Ist das jetzt alles so Routine bei Dir geworden, oder gibt es noch so etwas wie Lampenfieber?

Dieter: Also wir haben jetzt in Hannover vor 5000 gespielt und die Halle war zum Bersten voll, und das ist schon geil. Da ist schon neï gewisse Unruhe vorher da. Das auf jeden Fall. Aber ich denke, daß wir das ganze, nach wir vor, leicht genug nehmen. Das heißt wir haben jede Menge Spaß, und ich kenn genug Bands die eigentlich keinen Spaß mehr haben.

Stachel: Bist du politisch orientiert, interessiert, engagiert?

Dieter: Vor allem interessiert, engagiert eher nicht so.

Stachel: Was hält's Du von so Storys wie die mit TIC TAC TOE?

Dieter: Ich finde es natürlich sehr traurig für diese Mädchen. Weil erstens sind sie noch sehr jung und alle trampeln auf ihnen rum. Egal was da passiert ist , es geht einfach niemanden was an und das bezeichnet diese beschissenen Medien und wenn nichts zu sehen gibt dann wird was gesucht. Ich find man kann den nur Glück wünschen, daß sie das nur gut wegstecken. Ich kann mir vorstellen, daß man irgendwie in dem Alter bleibende Schäden davon trägt, wenn man immer so durchgewurstet wird.

Eric Sohns, André Berthe


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