Oldenburger STACHEL Ausgabe 12/97      Seite 1
 
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Schluß mit Tarifflucht

Am 19.11.97 führten Redakteure der NWZ im Verlagshaus an der Peterstraße von 9 Uhr bis 22.30 Uhr einen Warnstreik durch. Streikposten stellten sich an die Straße und informierten die Passanten.

Der Deutsche Journalistenverband und die IG Medien hatten die Beschäftigten in den NWZ- Redaktionen zu dieser befristeten Arbeitsniederlegung aufgerufen, weil der NWZ-Verlag 1996 aus dem Verlegerverband ausgetreten war und seitdem keine Verhandlungsbereitschaft gezeigt hatte. Durch den Austritt aus dem Unternehmerverband war der alte Tarifvertrag hinfällig geworden. Damit waren ebenfalls die gültigen Tarife für die ca. 90 Redakteure gekündigt worden. Sollten diese gesichert werden, blieb nichts anderes als Arbeitskampf.

Mit folgendem Aufruf forderten die Gewerkschaften die Redakteure zum Warnstreik auf:"Nach dem Austritt der NWZ aus dem Verlegerverband ist trotz vieler Versuche der Gewerkschaften keine Bereitschaft von Herrn Köser zu erkennen, mit den Gewerkschaften in Haustarifverhandlungen zu treten. Die letzte Aufforderung, am 17. November zu verhandeln, blieb ohne Antwort des Verlegers. Durch seine Hinhaltetaktik hat er sich bisher aus der Verantwortung gezogen - damit muß jetzt Schluß sein. ... Vieles steht zur Disposition:

- die Arbeitszeitregelung, die Gehaltsstruktu r

- der Urlaub, das Urlaubsgeld, die Jahresleistung

- Kündigungsfristen

- Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

- das Urheberrecht

- die Altersversorgung beim Versorgungswerk der Presse etc."

Der aktive Streik der Journalisten hatte Erfolg. Der NWZ-Verlag verpflichtete sich in einem Abkommen mit den Journalistengewerkscha ften, bis zum 15. Dezember darüber zu entscheiden, ob er in den Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger zurückkehrt oder unverzüglich Verhandlungen über einen Haustarifvertrag für die Redakteure aufnimmt. Falls diese Verhandlungen bis zum Ende Dezember ohne Ergebnis bleiben, will der Verlag die dann gültigen Branchentarife für mindestens zwei Monate anerkennen.

Die Verlagsleitung hat offensichtlich gelernt, daß es leichter ist, Unternehmerpoli tik zu verkünden, als diese auch selbst durchzusetzen. Bleibt zu hoffen, daß diese Einsicht für die Anerkennung oder den Abschluß eines Tarifvertrages reicht. Falls nicht, werden wir sicher wieder Streikposten in der Peterstraße entdecken...


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