Oldenburger STACHEL Ausgabe 3/99      Seite 16
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Stadtentwicklung einmal anders

Oldenburg in Zahlen verpackt

"Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe." Dieser - nicht verbürgte - Ausspruch eines Statistikers steht für das Unbehagen, welches viele Leute angesichts langer Zahlenkolonnen befällt. Wir wissen halt zuwenig über das Zustandekommen dieser Zahlen.

Dennoch gibt die Stadt Oldenburg jedes Jahr einen Statistischen Jahresbericht heraus, der im Untertitel die Bezeichnung "Informationen zur Stadtentwicklung" trägt. Auf der örtlichen Ebene sollte das oben angerissene Problem eigentlich kein Problem sein - wer´s ganz genau wissen will, der oder die fragt halt bei den örtlichen Stellen nach.

Ein anderes Problem aber bleibt: Statistiken sind für viele Zeitgenossen "unspannend", trocken, ... das übliche Unbehagen eben. Dabei können Zahlenauch ganz aufschlußreich sein, aber es bleibt eine Herausforderung, sie auch gut zu verpacken. Selbiges versucht nun die Stadt Oldenburg mit ihrem Statistischen Jahresbericht `98. Im Vorwort liest sich das so: "Liebe Leserin, lieber Leser ! (...)Sie werden es gleich bemerkt haben(...???...): Er ist moderner und ansprechender gestaltet, lesbarer strukturiert und durch Texte, die Ihnen das Interpretieren erleichtern sollen, ergänzt worden." Weiter unten findet sich die Ankündigung: "Wir werden (...) den Statistischen Jahresbericht in den nächsten Jahren zu einem umfassenden Werk in punkto Perspektiven in der Stadtentwicklung ausbauen."

Das hört sich doch eigentlich spannend an. Und als letztes Zitat aus dem Vorwort, ein etwas sibyllinisch klingender Satz, der die Unterschrift von Oberbürgermeister Dr. Jürgen Poeschel trägt: "Nur, wer die Daten des Gestern heute kennt und verarbeitet, kann das Morgen zum Wohle unserer Stadt gestalten."

Auch der STACHEL konnte sich der Wahrheit dieser Worte nicht verschließen und bietet seinen Leserinnen und Lesern deshalb als besonderen Service ein kleines "Alphabet der Stadtentwicklung", beginnend mit A wie "Abfall" bis W wie "Wirtschaft" (Z wie "Zeichenerklärung", "Zulassungen" oder "Zuzüge" erschien uns zu unspannend).

Kleines Alphabet der Stadtentwicklung (basierend auf einer - rein subjektiven - Auswertung der Daten des Statistischen Jahresberichtes 98 der Stadt Oldenburg):

Abfall

Die Abfallmengenstatistik zeigt seit 1975 eine interessante Entwicklung: Die jährliche Hausmüllmenge erreichte nach einem kontinuierlichen Anstieg seit 1980 ihren Höchststand 1990 und 1991 mit jeweils über 71000 Tonnen. Seitdem sinkt sie von Jahr zu Jahr bis auf 21400 Tonnen 1997. Die Differenz beträgt rund 50000 Tonnen. Just diese Menge - 50841 Tonnen - wurden 1997 als "Abfälle zur Verwertung" erfaßt: Gelber Sack, Altpapier, Altglas, Schrott und Bioabfälle. Zufall oder Methode?

Alter

Mit der Altersstruktur der Stadtbevölkerung beschäftigt sich eine ganze Reihe von Tabellen (u.a. mit der räumlichen und zeitlichen Verteilung): Danach liegt der Anteil der Kinder im Vorschulalter (6% der Gesamtbevölkerung 1997) in den 90erJahren deutlich höher als in den 80ern. Dafür gibt es jetzt weniger Jugendliche (15-20 Jahre). Ihr Anteil sank von 8,6 auf 5,6 %. Aber auch der Anteil der Senioren (über 65 Jahre) ist in den letzten 10 Jahren leicht zurückgegangen - von 17,1 auf 16,1%. Der Bericht spricht hier vom "Trend zu einem höheren Durchschnittsalter" - sicherlich eine treffendere Umschreibung der Situation als der Begriff "Überalterung".

Arbeitslose

Die Entwicklung der Zahl der Arbeitslosen im Arbeitsamtsbezirk Oldenburg von 1982 bis 1997 weist für 1997 einen Rekordstand bei den Arbeitslosenzahlen von fast 30.000 auf, der nach einem kontinuierlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit seit 1991 erreicht wurde. In der Stadt Oldenburg waren 1997 im Jahresdurchschnitt 9141 Männer und Frauen arbeitslos. Dies entspricht einer Quote von 14,2 Prozent. Damit lag Oldenburg im regionalen Städtevergleich noch relativ günstig. Spitzenreiter der Tabelle waren 1997 Bremerhaven mit 20,8%, Wilhelmshaven mit 19,9% und Emden mit 17,7%.

Armut

Dieses gesellschaftlich interessante Phänomen taucht im Statistischen Jahresbericht unter dieser Bezeichnung nicht auf. Vielleicht werden hierzu keine jährlichen Statistiken geführt, aber ein Hinweis auf den Armutsbericht der Stadt Oldenburg wäre vielleicht nicht fehl am Platz gewesen (nur so als Anregung).

Ausländer

Der Ausländeranteil ist in Oldenburg mit 5,7 Prozent 1997 als sehr niedrig anzusehen. Ende 1997 waren ca. 8600 Ausländer in Oldenburg registriert, davon besassen fast ein Drittel die türkische Staatsbürgerschaft (ca. 2.700). Aus Mitgliedsstaaten der EU stammten ca. 1600. Mit jeweils mehr als 500 Personen waren Iraner und Polen zahlenmäßig gut vertreten. Innerhalb des Stadtgebietes sind die Ausländer prozentual in den Bereichen Innenstadt/Bahnhofsviertel, Osternburg und Kreyenbrück etwas stärker vertreten.

Bauen und Wohnen

Während bei den großen Wohnungen mit 6 und mehr Räumen (Einfamilienhäusern) in den letzten 10 Jahren ein kontinuierlicher Zuwachs von 200 - 300 im Jahr zu beobachten ist, fällt auf, daß die Zahl der kleinen Wohnungen mit 1 bis 2 Räumen nach einer Boom-Phase 1991 - 1994 kaum noch gewachsen ist, eine Folge des sinkenden Mehrfamilienhausbaus. Die Anzahl der Personen pro Wohnung lag 1997 rechnerisch bei 1,98 Personen pro Wohnung. (siehe auch unter "Flächenverbrauch")

Bevölkerungsentwicklung

Oldenburgs Bevölkerung wächst - und zwar neuerdings nicht nur durch Zuwanderung, sondern auch aus sich selbst heraus. Die Zahl der Geburten, die seit 1972 in der Regel unter der Zahl der Todesfälle liegt, sorgte in den 90er Jahren insgesamt viermal (1992, 1993, 1996 und 1997 für einen Geburtenüberschuß. 1997 wurde mit insgesamt 1.711 Geburten ein Rekordwert erreicht - und der höchste Geburtenüberschuß der letzten 25 Jahre. Borni (der Bornhorster Storch) läßt grüßen!

Bildung

Die Entwicklung der Geburtenzahlen zeigt Auswirkungen auch in den Schulen. Die Kinder der Baby-Boomer drängen in die Grundschulen. Erstmals seit 1980/81 wurde 1997/98 die 6000er-Marke bei den Grundschülern überschritten. "Weniger dynamisch", merkt der Jahresbericht hier kritisch an, "hat sich die Zahl der Klassen entwickelt, die binnen 10 Jahren nur um 14,2% stieg" (gegenüber 30% Steigerung bei den Schülerzahlen). "Der Zuwachs an Grundschülern wird also zu einem erheblichen Maße über steigende Klassengrößen aufgefangen."

Neben der Gesamtzahl der Schüler in den einzelnen Schulstufen und -formen gibt der Bericht auch die Anzahl und den Anteil der Ausländerkinder an: 8,4 Prozent sind es bei den Grundschulen, 7,1 in der Orientierungsstufe, 3 Prozent in den beiden IGSen. Fast 15% beträgt der Ausländeranteil an den Hauptschulen, 5,6% an den Realschulen und schließlich 2,7% an den Gymnasien.

Energieverbrauch

Man hört viel darüber, daß die Oldenburger überdurchschnittlich viel Energie verbrauchen. Hierüber erfährt der Nutzer des Berichts leider nur wenig. Immerhin ist die Entwicklung der Strom- und Gasabgabe (Daten der EWE) seit 1985 - absolut und bezogen auf 1000 Einwohner - hier aufgeführt. Beim Stromverbrauch ist hier eine Steigerung - unabhängig von der Einwohnerzahl - von fast 30% seit 1985 eingetreten. Größter Stromverbaucher ist der Dienstleistungssektor - noch vor den privaten Haushalten. Dafür halten die privaten Haushalte einen Anteil von 66 Prozent am Gasverbrauch. Ein erklärender Text zu den Tabellen wäre nett.

tog

 

 
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