Oldenburger STACHEL Ausgabe 6/99      Seite 16
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Wie der Tag zur Nacht wird...

Über das Entstehen von Sonnen- und Mondfinsternissen

In zwei Monaten wird sich in Süddeutschland eine totale Sonnenfinsternis ereignen, eines der beeinduckendsten und schönsten Naturschauspiele, die einem lange im Gedächtnis bleiben werden. In der letzten Ausgabe haben wir über die Phänomene geschrieben und wo die Totalität zu erleben ist 1), dieses Mal wollen wir uns ansehen, wie Finsternisse entstehen. Im nächsten Stachel geht es dann um die letzten Vorbereitungen. Wenn Du Dich darüber hinaus über die Sonnenfinsternis informieren möchtest, können wir die Ausstellung der studentischen Astronomie-Arbeitsgruppe empfehlen, die in der Ringebene des Universitätstandortes Wechloy (Carl-von-Ossietzky-Straße) zu sehen ist. Die Astronomie AG plant für Anfang Juli auch einen öffentlichen Vortrag zur Sonnenfinsternis.

Schattenspiele von Sonne, Mond und Erde

Finsternisse entstehen allein aufgrund der geometrischen Anordnung von Sonne, Erde und Mond im Weltraum. Alle drei Objekte müssen dazu exakt in einer Reihe stehen. Bei Vollmondstellung, wenn die Erde zwischen Sonne und Mond steht, kann der Erdschatten auf den Mond fallen und ihn verdunkeln, so daß wir eine Mondfinsternis erleben. In Neumondstellung steht der Mond zwischen Erde und Sonne und es kann vorkommen, daß wir beobachten können, wie sich der Mond vor die Sonne schiebt und die Sicht zu ihr versperrt (Sonnenfinsternis). Nicht bei jedem Voll- oder Neumond treten Finsternisse auf, denn der Mond läuft meistens unter- oder oberhalb des Erdschattens, bzw. der Sonne hinweg.

Mondfinsternis

Die beiden wichtigsten Typen von Mondfinsternissen sind die "partielle" und die "totale Mondfinsternis". Bei der totalen taucht der Vollmond komplett in den Erd(kern)schatten ein und schimmert nur noch tiefrot am nächtlichen Himmel. Bleibt hingegen ein Teil außerhalb des Erd(kern)schattens, sprechen wir von einer "partiellen Mondfinsternis". Interessant bei einer Mondfinsternis ist das langsame Eintauchen des Mondes in den Schatten (partielle Phase). Wer ein Fernglas oder Teleskop zur Verfügung hat, kann verfolgen, wie die Krater im unscharf begrenzten Erdschatten verschwinden, bzw. wieder auftauchen. Bei einer totalen Mondfinsternis braucht der Mond etwa eine Stunde zum Ein- bzw. Auftauchen. Wie lange die totale Phase dauert, hängt von der Tiefe der Finsternis ab. Die nächste totale Mondfinsternis ereignet sich am 21. Januar 2000 und wird die letzte sein, die in diesem Jahrhundert von Oldenburg aus zu sehen sein wird.

Sonnenfinsternis

Sonnenfinsternisse teilt man in drei Gruppen ein: partielle, ringförmige und totale Sonnenfinsternis. Bei einer "partiellen Sonnenfinsternis" wird nur ein Teil der Sonne vom Neumond bedeckt. Es bleibt eine Sichel oder ein "angeknabberter Keks" zurück. Der Himmel dunkelt sich nur unmerklich ab.

Um eine totale oder ringförmige Sonnenfinsternis zu beobachten, muß sich der Mond für den irdischen Beobachter mittig vor der Sonne befinden. Die beiden Finsternistypen sind möglich, weil Sonne und Mond, von zeitlichen Veränderungen abgesehen, von der Erde aus betrachtet etwa gleich groß am Himmel erscheinen. Manchmal erscheint der Mond ein wenig größer als die Sonne. Dann kann er die Sonne komplett bedecken; es ereignet sich eine totale Sonnenfinsternis. Ist der Mond von der Erde aus gesehen etwas kleiner als die Sonne, bleibt von der Sonne ein Ring zu sehen: ringförmige Sonnenfinsternis. Die Größe, mit der uns Mond und Sonne erscheinen, hängt von ihren Entfernungen zum Beobachter ab, die sich im Laufe des Jahres und des Mondumlaufes ändern.

Sonnenfinsternisse häufiger

Global gesehen treten Sonnenfinsternisse häufiger ein als Mondfinsternisse, denn der Mond ist relativ klein und bietet nicht soviel Oberfläche, auf die der Erdschatten fallen könnte. Pro Jahr kann es höchstens zwei Mondfinsternisse und vier (ganz selten fünf (z.B. 2200)) Sonnenfinsternisse geben. Während es Jahre ohne Mondfinsternisse geben kann (z.B. 2002), müssen in jedem Jahr mindestens zwei Sonnenfinsternisse eintreten. In diesem Jahr gibt es eine ringförmige (16.2.) und eine totale Sonnenfinsternis (11.8.), sowie eine partielle Mondfinsternis (28.7.).

Mondfinsternisse sind immer in zeitlicher Nähe (14 Tage) zu einer Sonnenfinsternis. Das sieht man sehr schön an den Terminen im kommenden Jahr: 21.1.2000 to. MoFi, 5.2. pa. SoFi, 1.7. pa. SoFi, 16.7. to. MoFi, 31.7. und 25.12. pa. SoFi.

Mondfinsternisse öfter zu sehen

Bleibt man jedoch an einem Ort auf der Erde, sind Mondfinsternisse öfter zu erleben als Sonnenfinsternisse. Das liegt daran, daß eine Mondfinsternis von allen Punkten aus zu beobachten ist, für die der Mond aufgegangen ist - unabhängig davon, ob sie total oder partiell ist. Eine Sonnenfinsternis dagegen kann immer nur von regional begrenztem Gebiet aus gesehen werden. Dabei ist das Gebiet, von dem aus eine partielle Sonnenfinsternis beobachtet wird, Tausende von Kilometern groß, die Zonen totaler oder ringförmiger Bedeckung nur bis zu wenigen hundert Kilometern breit. Die totale Sonnenfinsternis vom 11.8. z.B. kann auf einem etwa 7000km breiten Streifen partiell beobachtet werden, aber nur auf einer 109km breiten Zone total. Von den oben aufgezählten Finsternissen für dieses Jahr kann nur die Sonnenfinsternis vom 11.8.1999 in Oldenburg als partielle gesehen werden und nächstes Jahr steht hier nur die totale Mondfinsternis am 21.1.2000 an. Von den anderen sieben Finsternissen der beiden Jahre bekommen wir nichts mit.

Wann wird's wieder dunkel?

Nach dem 11. August kann die nächste totale Sonnenfinsternis in Deutschland erst wieder am Mittwoch, dem 3.9.2081, am Bodensee beobachtet werden. In Oldenburg wird die Sonne an den Freitagen, dem 7.10.2135 und 25.5.2142, total verfinstert werden. Vorher, am Donnerstag, dem 23.7.2093, können noch-nicht-Geborene hier eine ringförmige Sonnenfinsternis erleben. Die nächsten partiellen Sonnenfinsternisse gibt es in Oldenburg schon früher: am 11.8.1999, 31.5.2003, 3.10.2005, 29.3.2006, 1.8.2008, 4.1.2011 und 20.3.2015. Die Finsternis vom 3.10.2005 ist in Spanien ringförmig, der Bedeckungsgrad der (auf Island ringförmigen) Finsternis vom 31.5.2003 ist gleich dem der Finsternis vom 11.8.1999. Die letzten partiellen Sonnenfinsternisse waren in Oldenburg am 21.5.1993, 10.5.1994 und 12.10.1996.

Liebhaber der Mondfinsternis sollten sich diese Termine für Oldenburg vormerken: 21.1.2000, 9.1.2001, 16.5.2003, 9.11.2003, 4.5.2004 und 28.10.2004 (alle Finsternisse sind total).

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1) In Ausgabe 5/99 ist eine Karte abgedruckt, in die eingezeichnet ist, wo die Sonnenfinsternis total zu erleben ist. Wer diese Ausgabe haben möchte, kann sie sich zu den Redaktionssitzungen abholen oder eine mit beigelegtem, frankiertem Rückumschlag anfordern.

 

 
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