Oldenburger STACHEL Ausgabe 10/99      Seite 7
 
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Volksfest

Ein neues Literaturmagazin sucht Autoren

Das gesellschaftliche Literaturmagazin 'Volksfest' ist mit seiner zweiten Ausgabe erschienen, es widmet sich den Themen Alter/Senioren

Kaum ein Thema wird in der Bundesrepublik so tabuisiert wie das des Alters, des Sterbens. Ich höre den Leser bereits 'Unfug' rufen, ihn auf die Seniorenbeilagen in Zeitungen verweisen, auf Seniorenreiseprogramme, Fernsehsendungen und vieles mehr. Richtig, die Gesetze des Marktes gelten auch im Seniorenbereich, schon längst auserkorener Einkommensmarkt für Pflegedienstleistungen, Mallorca- und Rügentourismus, Eigentumswohnungen für seniorengerechtes Wohnen. Auch die Parteien haben bereits alle ihre Seniorenabteilungen eingerichtet, schließlich will man ja noch einige Wähler behalten. Doch wer spricht über das 'Altwerden', über die Mißstände der Abschiebung von Senioren in Pflegeheime, über die grenzenlose Einsamkeit in Wohnungen und Zimmern, gerade einmal zu besonderen Festanlässen wie dem 85. Geburtstag beachtet.

Das gesellschaftliche Literaturmagazin 'Volksfest' widmet dem Thema 'Alter/Senioren' das Heft 2. Volksfest, das bedeutet - liegt im Namen dieses Heftes auch zugleich das Programm - Vielfältigkeit der Inhalte und der Formen. Zugleich bedeutet Volksfest auch, daß es sich um lesbare Literatur handelt, Literatur für jeden, ohne dabei die Inhalte zu vergessen.

Das Heft ist mit seinen prallgefüllten 160 Seiten eine Auswahl von über 600 Einsendungen, die zum Thema eingingen. Erfreulich dabei, daß auch eine ganze Reihe von älteren Autoren sich mit Lyrik und Prosa zum Thema äußerten, ihren eigenen Prozeß, ihre Geschichten des Alterns erzählen. Eine ganze Reihe von prominenten Autoren gehört zu den Verfassern dieses Heftes. Heinrich Droege, der langjährige Vorsitzende des Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, sein Mitstreiter Siegfried Grundmann, gleichfalls als Schreiber und Herausgeber von Werkkreis - Geschichten im Fischer-Verlag bekannt. Aus dem hiesigen Raum unter anderem die Emdener Gisela Conring, u.a. vom Oldenburger Literaturtelefon bekannt, nicht weniger als 46 Autoren sind zu lesen, werden zudem jeweils mit einer kleinen Biographie vorgestellt. Das Heft macht anderen Senioren Mut auf das Alter, schildert es doch in vielen Geschichten und Erzählungen jenes neu erwachende Selbstbewußtsein von Senioren. Sogar den Mut zu schreiben, und das häufig in brillantester Form, finden Senioren. Zugleich schildert das Buch auch die =C4ngste des Alters, den fassungslosen Umgang unserer Gesellschaft mit älteren Menschen, das natürlich nicht zu verdrängende Problem eines Nationalsozialismuses. Lyrik, Kurzgeschichten, dramatische Form, Rezensionen interessanter Bücher zur Thematik, in sich geschlossenen, ein wirklich gelungenes Heft einschließlich zum Teil beeindruckender Grafiken von Andrea Lederer, dem Österreicher Uwe Neuhold und Margitta Bieker. Erfreulich auch, daß dieses Literaturmagazin, das mit jährlich vier regulären Ausgaben und zwei Sonderausgaben erscheint, aus dem Oldenburger Raum stammt. Nicht wenige Fachleute und literarische Insider geben dem Magazin eine ernsthafte Chance in kurzer Zeit zu den wenigen etablierten Magazinen auf dem Literaturmarkt zu gehören. Ein Magazin, das den Mut hat, unabhängig von literarischen Trends und Modeerscheinungen aus dem Elfenbeinturm der Literatur herauszuklettern und Literatur für Menschen zu veröffentlichen. Wie heißt es so treffend in der Eingangslyrik 'Hoffnung etwa?' dieser Ausgabe:

"Woher sollen denn

die kommenden Zeiten

wissen

ob sie glänzen dürfen

oder weinen

Wir müssen's ihnen sagen

Wir

Nur wir."

Das Heft 2/199 ist zum Preis von 12,-DM (für Autoren 10,-DM) gegen Rechnung zu bestellen bei Volksfest, Bachstraße 4, 26197 Ahlhorn. Dort können Autoren auch ein Infoblatt mit den Themen und Inhalten der nächsten Ausgaben (zum Beispiel ein 'Volksfest für Kinder') erhalten. Volksfest2, ein 'muß' für alle literarisch Interessierten, aber auch für Senioren, alle, die sich mit Senioren befassen. B.Dhünn

 

 
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