Oldenburger STACHEL Ausgabe 10/00      Seite 4
 
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Wer wird hier integriert?

Praktiken beim "Integrationszentrum" der Deutschen Angestellten Akademie -DAA-IZ

Integriert sind hier zunächst mal drei Organisationen: das Bildungswerk des DGB - BfW, die DAA sowie die Handwerkskammer. Wer allerdings glaubt, hier mit Sicherheit in die Arbeitswelt integriert werden zu können, wie die Publikationen der Einrichtung durchaus Glauben machen können, wird eventuell eine Enttäuschung erleben können. Wer TeilnehmerInnen an den Kursen befragt, hört schon mal: "Die halten uns hier für völlig dumm." oder "Das ist das volle Verarschungsprogramm."

In den ersten 5 Wochen der von dieser Einrichtung durchgeführten Maßnahmen gibt es eine schulische Phase, während der die Problematik der Arbeitslosigkeit erfaßt werden soll. Dabei schleicht sich bei den TeilnehmerInnen leicht ein Gefühl ein, es solle vermittelt werden, mensch sei selbst schuld an der manchmal prekären Lage.

Es finden viele Besichtigungen statt. Neben Betrieben auch das Staatstheater, die AIDS-Beratung und das Schloßmuseum. In dieser Phase überwiegen die Tage mit Besichtigungen nach dem Plan, der dem Verfasser vorliegt. Das mag seinen Wert haben, könnte aber auch zu Betrachtungen über den Eifer der KursleiterInnen Anlaß geben. Der große Rest der Zeit ist als betriebliches Praktikum vorgesehen.

Heinz war Praktikant via DAA-IZ

Leider muß im Nachhinein festgestellt werden, daß dieses betriebliche Praktikum, was nach Übereinstimmung von Arbeitgeber, "Bildungseinrichtung" und Praktikant als "Probezeit" für die anzuschließende Erwerbstätigkeit in diesem Betrieb angesehen werden sollte, von vorneherein als aussichtslos einzustufen war. Denn dieser Betrieb hatte zwar bereits vor Heinz Praktikanten über DAA-IZ vermittelt bekommen. Doch bislang hatte es keine für nötig befunden, zu überprüfen, ob es denn tatsächlich an den Praktikanten lag, daß diese regelmäßig nach dem Praktikum nicht eingestellt wurden.

Das volle Verarschungsprogramm

Nach zweieinhalb Monaten wurde Heinz ein Vertrag angeboten, wenn er noch weitere drei Monate dort im Praktikum wäre. Heinz willigte ein und der Vertrag wurde von Arbeitsamt und Arbeitgeber unterzeichnet. Doch gegen Ende stellte sich heraus, daß diese Firma pleite war. Die finanzielle Lage der Firma ist dem Arbeitsamt seit anfang 1996 bekannt. Eine Eidesstaatliche Erklärung über das Vermögen wurde 12/97 abgegeben und in das Öffentliche Schuldnerverzeichnis eingetragen. Der einzige weitere Mitarbeiter, ein Auszubildender, hatte über einen Zeitraum von elf Monaten kein Gehalt bekommen. (Der STACHEL berichtete.) Auch mehrere weitere Auszubildende wurden dort ausgenutzt und betrogen. Das Ganze stellte sich als kompletter Flop heraus.

DAA-IZ - Das ging nach hinten los

Doch DAA-IZ zeigte bis heute keinerlei Aktivitäten, um Heinz, dem Praktikanten vielleicht wenigstens ein Zeugnis über die Tätigkeit bei dieser Pleite-Firma zu verschaffen. Selbst die alternativ vertraglich zugesicherte Bescheinigung blieb ohne Widerspruch seitens der DAA-IZ aus. Stattdessen verfaßte DAA-IZ eine eigene lapidare Bescheinigung über angeblich in dem Kurs vermittelte Inhalte mit der Bemerkung, Heinz habe sich während des fast halben Jahres beruflich neuorientiert. Damit ist die Zeit dieses Praktikums nicht allein verschenkte Zeit gewesen, sondern diese Bescheinigung bewirkt das Gegenteil von dem behaupteten Ziel. Während Heinz vorher bei Bewerbungen mit Bedauern auf die wenigen freien Arbeitsplätze zur Zeit der Erwerbslosigkeit verweisen konnte, gilt er nunmehr bei potentiellen ArbeitgeberInnen als Sozialfall, der nicht einmal diese einfachste Form des Einstiegs in den Arbeitsmarkt geschafft habe.

DAA-IZ - Selbst das Datum ist falsch

Angesichts dieses Sachverhalts ist es nur noch am Rande zu bemerken, daß DAA-IZ nachweislich wissentlich sogar falsche Datumsangaben über den Verlauf des "Praktikums" in der "Bescheinigung" eintragen ließ.

Einmal DAA-IZ - immer DAA-IZ!

Denn als der Vertrag mit DAA-IZ beendet war, wurde von dort versucht, weiteren Ärger zu bereiten. Es gab eine Einladung für einen Termin eine Woche danach. Als Heinz diesen nicht wahrnahm, meldete DAA-IZ Heinz kurzerhand als Abbrecher an das Arbeitamt - mit der Folge, daß dort in Richtung Sperrzeit untersucht wurde. Wie dem STACHEL 9/00 zu entnehmen ist, ist ein solcher Eintrag in die Akte des Arbeitsamtes immerwährend.

Denn über die fast zwanzigjährige Speicherung sachlich falscher und verächtlicher Kommentare in der EDV war dort zu lesen. Deshalb liegt es nahe, daß dieses "Spielchen" von DAA-IZ keines ist, sondern auch eine Absicht dahinter verborgen sein kann. Den Hinweis darauf bietet ein Schreiben von Anfang September, in dem ein Mitarbeiter des Arbeitsamtes aufgrund eben genau dieser falschen Angaben von DAA-IZ und der Pleite-Firma sogar einem Schreiben des Direktors des Arbeitsamtes widerspricht. Der hatte Ende August festgestellt, daß mit Vertragsende die Maßnahme beendet gewesen sei. Bis dahin hatte Heinz regelmäßig engagiert und ohne Beanstandungen teilgenommen. Doch was gilt das Wort des Direktors im eigenen Amte?

Als Fazit muß kritisiert werden, daß DAA-IZ offensichtlich solchen Ausgang von Praktika mindestens billigend in Kauf nimmt, denn sonst wären von dort angemessene Überprüfungen hinsichtlich der Arbeitgeber erfolgt. Wie stand im STACHEL 9/00 zu lesen: "Hauptsache, man war ein preiswerter Praktikant."

Gerold Korbus

 

 
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