Oldenburger STACHEL Ausgabe 2/01      Seite 3
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

National befreite Zonen?

Internationaler Tag gegen den Rassismus am 21. März

Der rechte Euphemismus "National befreite Zonen" soll den inhaltlichen Schwerpunkt beim nächsten Treffen des Forum gegen Rechts am 7. März (*) bilden. In das Thema einführen wird ein Vortrag von ca. einer halben Stunde. Als Arbeitsgrundlage ist ein bekannter Text geplant, der von der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) und deren studentischer Organisation - dem Nationaldemokratischen Hochschulbund (NHB) - verbreitet wurde. (1) Schriftliche Exemplare sind beim DGB zu erhalten.

Ein Kommentar zur Dokumentation dieses Pamphlets im Netz der Netze: "So ist das doch bei fast allen rechten Grundlagen-Texten - wer ohne jegliche politische Vorbildung die "42 Protokolle der Zeisen von Wion", "Kein Mampf" von Idolf Hatler Äwir wollen es dem VS doch nicht allzu leicht machen *g*Ü plus ein, zwei andere Bücher liest wird danach mit ziemlicher Sicherheit ein glühender Nazi sein - und unser Schulsystem ist leider völlig ungeeignet, diesen Zustand zu ändern. Deshalb müssen die Dinger hier auch unter Verschluß gehalten werden." (2) Die Diskussion dürfte spannend werden.

Internationaler Tag gegen den Rassismus

Die größte Organisation der Schwarzen, der "African National Congreß" (ANC), 1912 gegründet, leistete zunächst gewaltfreien Widerstand. Nach dem Massaker von Sharpeville 1960, bei dem die Polizei 67 Schwarze erschoß, wurden ANC und dessen militante Abspaltung "Pan-Africanist Congreß" (PAC) verboten; sie operierten von nun an im Untergrund und Exil.

"Der ANC betont, daß die Entscheidung zum bewaffneten Kampf erst nach dem Massaker von Sharpeville gefallen sei, nachdem offensichtlich wurde, daß die Methoden des zivilen Ungehorsams zu keinem Erfolg führen würden. ... Die Repression war tatsächlich so stark, daß die Aufnahme des bewaffneten Widerstandes aus moralischer Sicht legitimierbar ist." (3) Seit diesem Massaker gilt der 21. März als Internationaler Tag gegen den Rassismus.

Wer versöhnt sich mit wem?

"Es waren einmal zwei Männer, Tom und John. Tom lebte auf der anderen Straßenseite genau gegenüber von John. Eines Tages stahl Tom Johns Fahrrad. Jeden Tag mußte John mitansehen, wie Tom sein Fahrrad zur Schule fuhr. Ein Jahr später ging Tom über die Straße auf John zu, streckte seine Hand aus und sagte: "Laß uns versöhnen und vergessen, was gewesen ist!" John sah auf Toms Hand. "Und was ist mit dem Fahrrad?" "Mann," sagte Tom, "ich rede doch nicht von dem Fahrrad, ich rede von Versöhnung!"

Diese Geschichte stammt von dem katholischen Priester Mxolisi Mpambani. Er erzählte sie während einer Podiumsdiskussion zum Thema "Versöhnung" an der Universität von Cape Town. Die Veranstaltung war von der südafrikanischen Wahrheits-. und Versöhnungskommission (TRC) und der Fakultät für Afrikanische Studien an der Universität von Cape Town organisiert worden." (4)

Täter und Opfer

Szenenwechsel: Dirk Coetzee, brutaler Killer der Geheimpolizei von Vlakplaas, wendet sich im Saal, in dem ein Hearing der Wahrheits- und Versöhnungskommission stattfindet, an die Familie eines seiner Opfer in der ersten Reihe: "Es tut mir leid. Ich bitte euch um Vergebung für das, was ich getan habe..."

Der Anwalt von Charity Kondile liest Coetzee das Statement seiner Mandantin vor: "Sie sagten, daß sie Frau Kondile gerne begegnen und ihr in die Augen sehen wollten. Sie bat mich, Ihnen zu sagen, daß dies eine Ehre ist....die Sie nicht verdienen. Wenn Sie wirklich bereuten, was Sie getan haben, würden Sie sich vielmehr dem Gerichtsverfahren stellen.!" Eine lange, beängstigend lange Stille erfüllt den Raum. Die Richter, die Anwälte, das Publikum - alle sind peinlich berührt; sie wissen nicht, wie sie mit diesem Gesprächsverlauf umgehen sollen - die einzige Bewegung im Saal stammt von Coetzees Adamsapfel, der sich beim Schlucken langsam auf und ab bewegt.

In einem Interview sagt Frau Kondile hinterher: "Es ist leicht für Leute wie Nelson Mandela und Desmond Tutu, zu vergeben. Sie leben jetzt im Sonnenschein. Für mich hat sich nichts, absolut nichts verändert, seit mein Sohn von diesen brutalen Barbaren verbrannt wurde. Deswegen kann ich nicht vergeben!" In den Zeitungen heißt es hinterher: "Coetzee bittet um Vergebung. " (,Weiße` Presse). "Kondile weist Versöhnungsangebot zurück" (,Schwarze` Presse). (4)

Was hat das mit Oldenburg zu tun?

Wer diese Frage nicht klar beantworten kann, ist - wie allen anderen - herzlich zum Vorbereitungstreffen und zu den Veranstaltungen am 21. März eingeladen. Die weitere Vorbereitung des 21.3. findet am 7.3. (s.o.) statt. Die Abendveranstaltung um 20 Uhr im Cadillac bestreitet das Forum gegen Rechts, bei der es Erläuterungen zu nicht nur einer starken Finanzquelle der Neonazis, nämlich rechtsradikaler Musik, geben wird.

Gerold Korbus

5pt Kontakt zum Forum gegen Rechts gibt es über den DGB, Kaiserstr. 4-6 in OL, Tel. 04 41/2 18 76-0.

5pt(*) Treffen Forum am 7.3.01 um 20 Uhr im DGB-Haus um 20 Uhr (1) Zur inhaltlichen Vorbereitung: Der Text ist dokumentiert unter http://www.f13.parsimony.net/forum21092/messages/ 1202.htm abzurufen. (2) http://www.f13.parsimony.net/forum21092/messages/ 1208.htm (3) http://userpage.fu-berlin.de/Ößtheissen/diplom/kap-6.htm (4) http://bs.cyty.com/elmbs/wvk.htm

 

 
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