Oldenburger STACHEL Ausgabe 12/01      Seite 5
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Oldenburger Gruppe des Menschenrechtsbundes in Gründung

Der Krieg in Afghanistan macht viele betroffen. Seit langer Zeit unternehmen Menschen die größten Anstrengungen, um sich gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen.

Fast alle Kriege der letzten 30 Jahre hatten ihren Ursprung in Bürgerkriegen. Und diese folgten aus massiven Menschenrechtsverletzungen. Allmählich wurden der Zorn und die Verzweiflung der Unterdrückten so groß, daß sie schließlich zur Waffe griffen. In fast allen Ländern der Welt gibt es darum Gruppen, die sich für den Schutz der Menschenrechte einsetzen.

Die Menschenrechtsbewegung

Die Menschenrechtsbewegung begann 1898 mit der Gründung der Französischen Liga für Menschenrechte. Daraus ging 1922 der internationale Dachverband FIDH hervor. Vorrangige Aufgabe aller angeschlossenen Vereine war immer der Schutz der Menschenrechte im eigenen Land. Aber man bekannte sich gleichzeitig zur internationalen Solidarität.

Die Deutsche Liga für Menschenrechte hat zwischen den Weltkriegen unter Lebensgefahr für die Mitglieder Widerstand gegen die Nationalsozialisten geleistet. Carl von Ossietzky, nach dem die Oldenburger Universität benannt ist, wurde 1926 Vorstandsmitglied dieses Vereins. 1931 veröffentlichte er über die heimliche und verbotene Aufrüstung der Deutschen Wehrmacht. Dafür wurde er widerrechtlich verurteilt und Inhaftiert. Später kam er durch die Generalamnestie wieder frei. 1933 erlebte Deutschland die Machtübernahme durch die Nazis, die Deutsche Liga für Menschenrechte wurde verboten, und etliche führende Mitglieder wie Albert Einstein und Kurt Tucholsky entkamen ins Ausland. Ossietzky jedoch, dessen Flucht von Freunden vorbereitet worden war, äußerte: "Es ist für sie unbequemer, wenn ich bleibe."

Unser Vorbild Carl von Ossietzky

Carl von Ossietzky blieb im Lande und wurde ins KZ gesperrt. 1936 wurde ihm der Friedensnobelpreis zugesprochen. Die Nazis sahen dies als Einmischung in die inneren deutschen Angelegenheiten. Die Wirkung auf die Weltöffentlichkeit war ihnen ausgesprochen unangenehm. Sie bedrängten Herrn von Ossietzky, den Nobelpreis abzulehnen. Dafür sollte er sogar in die Freiheit entlassen werden. Doch er nahm den Nobelpreis an. Er blieb inhaftiert. 1938, erst wenige Monate in Freiheit, starb er an den Folgen der Mißhandlungen. So wurde er zum Vorbild der deutschen Menschenrechtsbewegung.

Und was geschah in Oldenburg?

Die Oldenburger Universität wurde nach ihm benannt. Der persönliche Nachlaß von Maud und Carl von Ossietzky wird in der Universität archiviert. Doch wir möchten die Menschenrechtsarbeit in seinem Sinne fortführen! In einigen deutschen Städten gab es bereits Gruppengründungen.

In Norddeutschland heißt der entsprechende Verein "Menschenrechtsbund". Ich rufe alle Oldenburger dazu auf, in die Fußspuren Carl von Ossietzkys zu treten und bei der Gruppengründung des Menschenrechtsbundes in Oldenburg mitzuwirken!

Die Hamburger Gruppe als Beispiel

Wir unterstützen die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" der Vereinten Nationen von 1948 und andere Menschenrechtsdokumente, und wir bekennen uns zu Idealen wie Freiheit, Gerechtigkeit, Demokratie, Toleranz, Versöhnung, Frieden und Solidarität. Zu unserer praktischen Arbeit gehören politische Bildung, persönliche Hilfe und Stellungnahmen, z.B. durch Leserbriefe und Texte im Internet. Wir fühlen uns zuständig und greifen die Themen auf, die uns am Herzen liegen. Wir laden geeignete Personen zu Vorträgen und Diskussionen ein.

In jeder Woche bekommen wir Hilferufe von Deutschen und Ausländern, die ihre Rechte bedroht sehen. Die Art unserer Hilfe ist so unterschiedlich wie die Probleme, deretwegen wir angesprochen werden. In vielen Fällen ist es nützlich, wenn wir die Korrespondenz durchsehen, denn oft liegen Formulierungs- und Verständnisschwierigkeiten vor. Manchmal begleiten wir bei Behördengängen. Das verbessert die Chancen, Recht zu bekommen. Wir betreuen Kriegsflüchtlinge, z.B. sammeln wir Sachspenden oder unternehmen Ausflüge mit Flüchtlingskindern.

Wir sammeln Informationen und Informationsquellen und geben unser Wissen in geeigneter Weise weiter. Wir werden von Ausländern verschiedener Nationalitäten angesprochen, die Menschenrechtsvereine für ihr Volk suchen. Entweder können wir die gesuchten Vereine ausfindig machen oder wir helfen organisatorisch bei der Gründung eigener Gruppen. Durch unsere Vermittlung kommt es am 10.12.2001, dem Tag der Menschenrechte, zur Gründung eines Menschenrechtsvereins für Afghanistan.

Gründungsgespräche in Oldenburg

Ich bin der Vorsitzende des Menschenrechtsbundes und am Sonntag, dem 23. Dezember 2001 in Oldenburg. Ich lade am Nachmittag und Abend Interessenten zu Gesprächen ein. Wenn die Oldenburger es wollen, werden wir in Oldenburg eine Gruppe des Menschenrechtsbundes gründen. Wir wollen eine Anlaufstelle einrichten, bei der sich all' die Personen melden können, die für die Menschenrechte aktiv werden wollen. Das kann in sehr unterschiedlicher Weise geschehen. Näheres finden Sie im Internet unter http://www.menschenrechtsbund.de.vu

Wer sich an der neuen Gruppe beteiligen möchte, schreibe bitte kurz an: Menschenrechtsbund, Spliedtring 49, 22119 Hamburg, oder Fax (040) 653900 21, Mail: olbers.b@hamburg.de. Treffen in Oldenburg am So. 23.12.01 um 17 Uhr im Cafe am Damm.

Bis bald! Ihr Barthold Olbers

 

 
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