Oldenburger STACHEL Ausgabe 7/97      Seite 13
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Mobilmachung im sogenannten Frieden

oder Ein Hauch von Ramstein

Ein bundesweites "Familientreffen" mit viel Rambozambo veranstalteten die Militaristen Ende Juni in Upjever. Humtata, Erbsentopf und Frei(?)bier lockten die Waffennarren aus entferntesten Winkeln der sogenannten Republik, um als Batman stilisierten Tornados Kampfflugzeugen die Kür abzuglotzen.

Über 10 Jahre nach der entsetzlichen Katastrophe von Ramstein wollen die Militaristen einen weiteren Fixpunkt setzen im Rahmen ihrer schrittweisen Mobilmachung. Hinsichtlich des beabsichtigten Ziels - die Akzeptanzwerbung - und -erhöhung in der Bevölkerung hat die Bundeswehr mit dieser Aktion nicht viel Erfolg gehabt. Mit von der Partie waren Menschen von Bündnis 90 / Grüne aus der Region sowie von der Friedensinitiative Jever/Schortens. "Wir haben die bessere Luftwaffe" schrieben sie auf ihr Transparent - und das waren 99 und 1 Luftballon. 45.000 DM kostet eine Flugstunde - angesichts leerer Kassen ist ein solches Spektakel ein nicht hinzunehmender Skandal. Einigen BesucherInnen war die Kritik an der Veranstaltung überraschenderweise nicht groß genug. Diesen sei hiermit mitgeteilt, daß die Friedensinitiative anders als die Bundeswehr keine Möglichkeit zur "Fremdentnahme" aus Gemeineigentum hat und die Luftballons aus dem privaten Portemonaie finanzierte.

Da die Bundeswehr keine nennenswerten Erfolge auf der Akzeptanzskala hatte, will sie nach eigener Aussage diesen Rummel nicht so schnell wiederholen.

Stattdessen setzen die Militärs seit einiger Zeit darauf, das Ansehen der Bundeswehr "moderner" und attraktiver zu gestalten. Kaum noch eine Rubrik beim Arbeitsamt z.B., wo nicht ein Angebot der Buneswehr auftaucht. Auch die sogenannten humanitären Einsätze gehören zur teuren Werbung zu Lasten der SteuerzahlerInnen - denn Humanität ohne Waffengeklapper ist immer wesentlich preiswerter zu haben.

Attraktivität durch Gewalt?

Wie in dieser Hinsicht zu verstehen ist, was vor wenigen Tagen seitens der Nachrichtensendung monitor vom WDR aufgedeckt wurde, bleibt schleierhaft. monitor berichtete von rechtsbrecherischen und gewaltätigen Übergriffen gegen friedliche Menschen von Feldjägern - der Polizei der Bundeswehr. So wurde ein Mitglied der Deutschen Friedengesellschaft - Vereingte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) körperlich mißhandelt, nachdem der junge Mann friedlich auf einer Mauer sitzend an einer öffentlichen Gelöbnisveranstaltung der Bundeswehr teilgenommen hatte. Weiterhin wurden Kriegsdienstverweiger in Arrestzellen der Bundeswehr schwer mißhandelt, Terror gegen Familien und Nachbarn von vermeintlichen Dienstflüchtigen ausgeübt. Einer der Mißhandelten hat bis heute keinen Einberufungsbescheid, wird jedoch bei der Bundeswehr als einberufen eingestuft. Der andere hatte bereits eine Freistellung vom Kriegsdienst aufgrund intensiver Pflegebedürftigkeit der Eltern.

Die jeweiligen Vorgesetzten sahen im Verhalten der Feldjäger ausdrücklich keine problematischen Verhaltensweisen. So muß gefolgert werden, daß es sich bei den Übergriffen nicht um Zufälle, sondern um erwünschte Aktivitäten handelt.

Kein Jäger 2000

Hinsichtlich zunehmender Gewalttätigkeiten in allen Bereichen der Gesellschaft muß gerade die Bundeswehr mit gutem Beispiel vorangehen. Da dies aus eigener Erkenntnis nicht zu erwarten ist, bleibt nur die vollständige Abrüstung. Nicht nur angesichts des Haushaltsloches lehnen wir vor diesem Hintergrund weitere Aufrüstung ab. Wer ein bißchen Geld über hat, möge es vor militärischem Zugriff schützen - Kein Eurofighter, Jäger 2000, Eurokampfflugzeug oder wie es immer benannt wird. Kein Geld für die Rüstungsindustrie! Verweigert alle Kriegsdienste!

Gerold Korbus

Im Ferienmonat August fällt der Treffpunkt für Kriegsdienstverweigerung der DFG-VK aus. In dringenden Fällen bitte Tel. 04407-424 anrufen.


Diese Veröffentlichung unterliegt dem Impressum des Oldenburger Stachel. Differenzen zur gedruckten Fassung sind nicht auszuschließen.
Nachdruck nur mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.

 

 
  Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum