Oldenburger STACHEL Ausgabe 9/97      Seite 20
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Bei Krone leben Tiere

Besuch hatte Krone auch von der Tierrechtsoffensive Oldenburg, die Flugblätter an das Publikum verteilte, auf denen sie sich gegen Tiere im Circus aussprachen. Die Kritik, die auf dem Flugblatt geäußert wird, lautet: Tiere würden mit brutaler Folter zu den Nummern gezwungen, Elektroschocks, Peitsche, Nahrungsentzug stünden an der Tagesordnung. Die Bewegungen, die die Tiere zeigen, seien unnatürlich und aus lauter Angst vollzogen. Weiterhin wird bemängelt, daß die Tiere den ganzen Tag angekettet auf beengten Raum lebten und sich nach Freiheit sehnten.

In bezug auf Krone jedoch ist das Flugblatt stark überzogen, das merkt der Zuschauer, wenn er sich in die Tierschau begibt und sich die Freigehege ansieht oder morgens ab 9 Uhr in die Tierproben geht. Das Verhalten der Tiere, wenn sie alleine in der Manege sind, aber auch mit TierlehrerIn, sagt einiges über ihr Wohlbefinden aus.

In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat es in Sachen Tierschutz in der Circusfachwelt eine positive Entwicklung gegeben. Tiere haben Freigehege bekommen und werden mit viel mehr Liebe behandelt als früher. Heutzutage entstehen Tiernummern eher dadurch, daß man die jungen Tiere beim Spielen beobachtet, ihre Vorlieben und das Sozialverhalten kennenlernt und gewisse Bewegungen fördert. Dabei ist die freundschaftliche Beziehung zwischen Tierlehrer und Tier unerläßlich.

Ein Beispiel, an dem man das Ausnutzen des Spieltriebes von Tieren sehr schön beobachten kann, ist die Raubtiernummer von Gerd Siemoneit in seinem Circus Barum. Sowohl die Proben als auch die Vorführung selbst ähneln mehr einem Spielplatz als einer ernsthaften Nummer.

An dieser Entwicklung im Umgang mit Circustieren haben sicherlich Proteste und Reaktionen aus dem Publikum keinen geringen Anteil.

Doch, wie auch in anderen Bereichen, findet kaum ein echter Gedankenaustausch zwischen Circussen und Gegnern der Tierhaltung statt. Dazu sind die Betrachtungsweisen zu unterschiedlich. Um beim aktuellen Beispiel zu bleiben: Die Tierrechtsoffensive Oldenburg besteht aus Veganern, die jegliche Haltung von Tieren (ob im Haus oder im Circus) ablehnen und denen es leid tut, die Tiere im hinter Gittern zu sehen. Auf der anderen Seite steht Circus Krone, der für seine Tiere bekannt ist. Er meint, seinen Tieren ein gutes Zuhause zu geben mit bester Pflege und viel Zuneigung. Er holt mit seinem Konzept viele Besucher ins Haus und verdient somit sein Geld. Diese unterschiedlichen Voraussetzungen führen zu unterschiedlichen Positionen. Gespräche würden zwar wahrscheinlich nicht dazu führen, daß eine Seite ihre Position aufgibt, doch wäre der Streit vielleicht nicht mehr so emotionsgeladen, wenn beide Seiten bereit wären, ihre Argumente auszutauschen, ohne sich dabei perönlich anzugreifen, bzw. angegriffen zu fühlen.

Der einzelne Circusbesucher sei ermutigt, sich selbständig darüber zu informieren, wie es den Tieren im gerade gastierenden Circus geht, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Der ein oder andere Tierpfleger oder Tierlehrer ist sicherlich gern zu Gesprächen bereit, so daß man auch eine Menge über Tiere lernen kann. Man wird feststellen, daß es große Diskrepanzen zwischen unterschiedlichen Circus-Unternehmen gibt. Nur durch wachsame Augen und Kritik kann die Situation verbessert bzw. stabilisiert werden.

muh


Diese Veröffentlichung unterliegt dem Impressum des Oldenburger Stachel. Differenzen zur gedruckten Fassung sind nicht auszuschließen.
Nachdruck nur mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten.


Hauptseite · Aktuelle Ausgabe

 

 
  Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum