Oldenburger STACHEL Ausgabe 7/99      Seite 15
 
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Leserbrief: Autostadt Oldenburg

In Oldenburg hat sich in den letzten Wochen ein Bündnis für neue Parkplätze in Oldenburg gebildet. Die Innenstadtkaufleute haben mit Unterstützung der CDU und der NWZ schon immer mehr Parkplätze in Oldenburg gefordert. Man wundert sich jetzt also, warum diese Gruppierung auf einmal das Tempo und ihr Engagement so stark forciert. Es ist zu vermuten, daß man noch schnell, bevor in den zur Zeit arbeitenden bzw. initiierten Arbeitskreisen(wie Vehrkehrsentwicklungsplan, Agenda-Prozeß und Stadtleitbild) Ergebnisse erzielt werden können, Nägel mit Köpfen machen will. Die Zeichen der Zeit stehen ja auch nicht schlecht.

Die Grünen diskutieren über ihre Zukunft, in der SPD sitzt die BMW-Autofahrer-Lobby schon in den Startlöchern um ihren Vorsitzenden, dem Autofreund Gerhard Schröder nachzueifern und der Wirtschaft jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Und die "modernisierte" CDU bleibt ihrem Ruf nach Parkhäusern treu.

Betrachtet man sich allerdings das nackte Zahlenmaterial, so wird man feststellen, daß der Autoanteil an den Verkehren mit 60% in Oldenburg im bundesweiten Vergleich einen Spitzenwert bedeutet, während umgekehrt der ÖPNV-Anteil den niedrigsten Wert aufweist.

Warum in Oldenburg auch nach Bekanntwerden dieser Zahlenwerte, sich kein Bündnis für den ÖPNV gebildet hat, bleibt für mich ein Rätsel.

Noch verwunderlicher ist es jedoch, daß der Aufsichtsratsvorsitzende der VWG, Lutz Stratmann sich an die Speerspitze der Parkplatzbefürworter stellt und die VWG dem Bündnis für neue Parkplätze beigetreten ist.

Da Herr Stratmann in seiner Funktion als Landtagsabgeordneter sich auch häufig in Hannover aufhält, sollte er sich dort einmal umschauen, um zu sehen, wie ein moderner ÖPNV aussehen kann, wenn man ihn dann tatsächlich will.

Dies ist jedoch das wirkliche Problem in Oldenburg. Alle reden von der Förderung des ÖPNV, aber keiner tut etwas dafür.

In meinen Augen nutzt der Aufsichtsrat, in dem die Ratsmitglieder die Mehrheit bilden seine Macht nicht aus, um etwas für eine Attraktivitätssteigerung des ÖPNV zu tun. Führt man mit den Verantwortlichen Gespräche über die Situation des ÖPNV in Oldenburg haben immer die anderen die Schuld. Die Geschäftsführung beklagt sich über die Stadtverwaltung, die Parteien schimpfen auf die Geschäftsführung und den jeweiligen politischen Konkurrenten und in der Zwischenzeit verpaßt Oldenburg wieder einmal den Anschluß an die Zukunft des ÖPNV.

Detlev Bayer-Täufel

 

 
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