Oldenburger STACHEL Ausgabe 8/01      Seite 11
 
Inhalt dieser Ausgabe
 

Radio-Frequenzen für Oldenburg

Leserbrief: "Therapeut zu sein, ist nicht schwer?"

Zum Artikel "Therapeut zu sein, ist nicht schwer?" (STACHEL 224, S. 12) erreichte uns folgender Leserinnenbrief:

Bei diesem Artikel beschleicht mich das Gefühl, daß der Verfasser den Sinn einer Therapie noch nicht ganz begriffen hat. Vielmehr sieht es so aus, daß er seiner Enttäuschung versucht Luft zu machen, daß ihm die Klinik nicht genug "Arbeit" abgenommen hat. Mit dieser Anspruchshaltung muß man ja unweigerlich scheitern. Man wird ja nicht trocken therapiert, sondern soll nach dem Entzug selbst merken, daß gerade die Passivität, die Ausweichmentalität und, ganz wichtig, die Unehrlichkeit sich selbst gegenüber, den Status quo begründet. Wenn man es gewohnt ist, seine Zeit mit Trinken zu verplempern, kommt einem die Beschäftigungstherapie natürlich völlig sinnlos vor. Bei Nichtalkoholikern nennt man solche Beschäftigungen "Hobbies". Es geht darum, sein Leben mit Inhalt zu füllen.

Es geht um Verantwortung. Gerade, wenn es um Geld und Behördenkram geht, sollte sich der Verfasser vielleicht mal überlegen, wie andere so etwas machen. Keiner hat mit 18 Jahren einen Volkshochschulkurs belegt. Man muß sich kümmern, man muß fragen, manchmal lernt man auch aus den Fehlern, die man gemacht hat. Versuch- und Irrtumsprinzip. Problematisch wird es nur, wenn man irgendwann aufgehört hat, sich um seine Angelegenheiten zu kümmern. Dann sollte man sich spätestens in der Therapie klarmachen, daß einem das keiner abnimmt. Mich macht es wütend, wenn der Verfasser behauptet, es gäbe keine Unterstützung. Die gibt es, aber eben nur Hilfe zur Selbsthilfe. Man muß sich halt drum kümmern.

Therapie ist Arbeit und kein Vergnügungsurlaub. Und das ist gut so.

Stefanie Bredehöft

 

 
  Differenzen zur gedruckten Fassung nicht auszuschließen. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Siehe auch Impressum dieser Ausgabe und Haupt-Impressum