Circus Krone besuchte Oldenburg

Seine diesjährige Tournee führte den Münchener Circus Krone auch nach Oldenburg. Das Spielzelt, auch Chapiteau genannt, faßt zwar 5600 Besucher, doch so viele hatten am Premierenabend nicht den Weg zur Weser-Ems-Halle gefunden. Diejenigen aber, die kamen, erlebten einen fast dreistündigen abwechslungsreichen Circusabend, der so manche Überraschung zu bieten hatte.

Gleich zu Anfang macht das Publikum die Bekanntschaft mit einem Mann, ohne den man sich mittlerweile keinen Circus Krone mehr vorstellen könnte: Pierino, der schweizer Clown, kommt im Laufe des Abends immer wieder in den roten Ring, um mit Harmonie und Phantasie zu spielen. Er präsentiert seinen bunten Riesenvogel und ein Straußenballett und bringt seine Haustiere in die Manege, denen er kleine Kunststücke beigebracht hat.

Wie Pierino gehört auch das Krone-Ballett zum Markenzeichen von Krone. Die Showeinlagen des Balletts überbrücken Umbaupausen und bringen Abwechslung ins Programm. Bei manchen Nummern, wie der Pferdedressur von der Direktorin Christel Sembach-Krone sind die Tänzerinnen in die eigentliche Nummer integriert worden.

Tempo bringt die Balkanski-Truppe unter dem Namen "Aladins" in die Manege. Sie springen nacheinander Saltos, Flic-Flacs, bei manchen von ihnen fragt man sich, wie sie danach noch gerade laufen können. Bekannt sind die Balkanskis durch ihre Schleuderbrettnummer, die sie in der zweiten Hälfte des Programms zeigen. Sie lassen sich nicht nur mehrere Mann hoch schleudern und drehen dabei Saltos und Schrauben, sondern schrecken nicht davor zurück, mit Stelzen an den Beinen durch die Luft zu fliegen.

In die Manege kommen auch die vier Elefanten, die am Vortage vom Bahnhof zum Circusplatz maschiert sind. Sie werden präsentiert von Patricia Zerbini, die die Nachfolge des bekannten Banda Vidane angetreten hat. Dieser feierte im Februar seinen Abschied aus der Manege und setzte sich zur Ruhe. Hohe Schule, Handstand-Artistik, doppeltes Riesenrad, Tigerdressuren, klassische Clowns, Jonglage sind weitere Attraktionen, mit denen Krone dieses Jahr aufwartet.

Dann kündigt der Sprechstallmeister Nicolai Tovarich die Truppe Borzovi mit ihrer "einzigartigen Luftnummer" an... - Luftnummer? Der etwas zirkuserfahrene Zuschauer starrt schwer verwirrt zuerst in die eingenebelte Kuppel, dann in die Manege: Gähnende Leere ("Luft"nummer, nichts als Luft? d.S.), kein Schimmer einer Spur von einem Sicherheitsnetz, einem Trapezm, einer russischen Schaukel oder sonst irgendetwas, was im entferntesten an eine Luftnummer erinnern könnte. Er wird gestört beim Sich-Wundern: Das Licht geht aus, Musik erklingt, die Großes erwarten läßt, und eine Light-Show beginnt. Er sieht eine Tänzerin in weiß unten in der Manege. Ihr Tanz wird jäh gestört: Sieben dunkle Gestalten bedrängen sie und fangen sie schließlich ein - sie kann sich jedoch in die Luft befreien. Die dunklen Gestalten streifen ihre Gewänder ab, ziehen ihren Flugapparat auf und spinnen ein Netz, das sich im Nu durch die gesamte Manege zieht... Allein schon diese choreographische Inszenierung des Aufbaus der Fluggeräte ist einzigartig. Die Grundidee geht auf den russischen Regisseur und Choreographen Piotr Maestrenkro zurück. In ihrer Luftnummer turnen die Borzovis auf einer russischen Stange hoch in der Luft, werfen sich einander zu... eine Nummer, die beim Publikum sehr gut ankommt und den krönenden Abschluß des Abends bildet.

Dem Publikum des Premierenabends hat es sehr gut gefallen: "Standing Ovations" sind im Circus äußerst selten. Der Applaus währte so lange, daß den Artisten die Arme lahm wurden...

Wer den Circus Krone in Oldenburg nicht besuchen konnte, hat weitere Gelegenheiten in den kommenden Wochen, denn in den kommenden Wochen bleibt Krone in der Umgebung.

12.-17.9. Cuxhaven; 19.9.-23.9. Bremerhaven; 25.9.-30.9. Wilhelmshaven; 2.10.-5.10. Delmenhorst; 7.10.-9.10. Cloppenburg; 11.10.-14.10. Diepholz; 16.10.-20.10. Hildesheim; siehe auch http://www.infodrom.north.de/~muh/Circus/Gastspiele. Die Vorstellungen sind werktags um 15.30 Uhr und 20 Uhr; Sonntags 15 und 19 Uhr. Die Kartenpreise liegen zwischen 12 und 48 DM. (Wir empfehlen einen Sitzplatz in der Mitte der langen Seiten des Spielzeltes - man sieht von der Seite, aber auch sehr gut)

muh